Wo Clown draufsteht, muss auch ein Clown drin sein
IM PORTRÄT / DORIS KIRSCHHOFER
15/02/11 Die Salzburger Artistin Doris Kirschhofer schlüpft in André Hellers Show „Magnifico“ in viele Rollen. In ihrer Lieblingsnummer spielt sie Akkordeon und verblüfft als Stimmakrobatin mit Ober- und Unterton-Gesang, während ein Schweizer Artist ein schwebendes Mobile aus riesigen getrockneten Bananenblättern konstruiert. Aber auch als jodelnde Riesenspinne und Weißclown tritt sie auf.
Von Iris Melcher
Solche Vielseitigkeit lässt sich nur an einem Ort unterbringen: Doris Kirschhofer ist Ensemblemitglied bei André Hellers neuer Show „Magnifico“ in München. Pferde, Artisten, Clowns. Pure Zirkuskunst. Manches schräg. Alles lädt zum Träumen ein, vieles im großen Zelt in München-Riem spielt mit Schwerkraft und Fantasie. Das Einhorn „Magnifico“ hat André Hellers Großmutter einst als Schutzwesen für den sensiblen Buben erfunden, der nicht einschlafen konnte. Jetzt setzt „Magnifico“ den Schlusspunkt der artistischen Traumfänger-Show.
Drei Monate lang hat Doris Kirschhofer Leben und Zeitplan der Produktion untergeordnet. In den letzten drei Wochen vor der Premiere habe man beinahe rund um die Uhr gearbeitet, der Winter den Zeltaufbau frostig behindert…
Der poetisch-artistische Traum ist ein Knochenjob. Ohne inneres Feuer und knackiges Training hält das niemand durch: „Die Freiheit, dass ich meine Fantasie und meine Vorstellung von Poesie ausleben kann", sei für sie das Faszinierende an ihrem Beruf. Arbeit und Leben sind für Doris Kirschhofer eins. Sogar wenn es von 11 Uhr bis 23 Uhr durchgeht, habe sie weniger das Gefühl zu arbeiten, als "Ich-Selber" sein zu können.
Trotzdem: Das Maximum sind zwei Shows pro Tag. Acht Shows packen die Magnifico-Künstler in eine Woche. Besondere Kraftnahrung gibt es bei Doris Kirschhofer nicht. Aber das Trainingsprogramm ist strikt - auch zuhause.
Die Artistin hat zunächst Sport und Kunst an der Universität Salzburg und am Mozarteum studiert – eine stabile Grundlage für künstlerische Kraftakte: Ein rotes „Vertikaltuch“, das in Kirschhofers Wohnzimmer neben einem Hometrainer von den Dachbalken hängt, spricht eine deutliche Sprache. „Kraftdisziplinen waren meine Stärke, aber auch Luft- und Bodenakrobatik“, erzählt die Künstlerin.
An freien Tagen geht es für Doris Kirschhofer heim nach Seekirchen zu Sohn Habakuk. „Ich würde es nicht machen, wenn es ihm dabei nicht gut ginge“, so Kirschhofer. Bisher habe sie alle Engagements zeitlich so knapp wie möglich gehalten. Aber „Magnifico“ geht ein Jahr auf Tournee durch ganz Deutschland und Österreich. Parallel dazu will die 46-Jährige ihre eigenen Shows nicht aus dem Auge verlieren. Die Arbeit als Sängerin der „Neuen Volksmusik“-Gruppe „Xong“ muss einstweilen warten, die nagelneue CD liegt präsentationsfertig in der Schublade.
Über den Gesang ist sie zu Heller gekommen: Mit ihrem „Ober- und Untertongesang“ hat die an der San Francisco School of Circus Arts weiter ausgebildete Artistin André Heller so begeistert, dass er sie vom Fleck weg engagiert habe. Sie hatte sich die Gesangstechnik der tibetischen Mönche selbst beigebracht – angespornt durch das Vorurteil „Frauen schaffen das nie“.
Das Zusatzengagement als Clown ergab sich zufällig: Die Salzburgerin sprang für einen anderen Künstler ein – und machte ihre Sache mit soviel Energie, dass „Zirkusdirektor“ Heller sie auch an dieser Stelle fix sehen wollte. „Wo Clown draufsteht, muss auch ein Clown drin sein“, ist Kirschhofer überzeugt. Dabei muss man nicht mit Torten werfen: „Ich versuche, Sinnliches, Sinniges und Unsinniges zu vereinen.“
Das passt zu Hellers Ansatz: „ Magnifico“ ist eine Show, die zum Träumen anregen soll. „Und Clowns träumen von einer besseren, fröhlichen Welt, wo das Kindsein gestattet ist, wo man mit offenen Augen und Sinnen durch die Welt geht und sich an kleinen Details erfreuen kann.“