Er hatte die Idee mit dem Kiefer-Steinbruch
TODESFALL KARL PRANTL
11/10/10 Für Salzburg war Karl Prantl, der am Freitag (8.10.) im 87. Lebensjahr in Pöttsching gestorben ist, deshalb wichtig, weil er den Anstoß gegeben hat für das Steinbildhauersymposion auf der Internationalen Sommerakademie.
2006 war es, da präsentierte das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg in einer seiner ersten Ausstellungen eine Schau von "Zero"-Künstlern. Die Stunde Null, ein Neubeginn des Schaffens unmittelbar aus dem Material heraus: Da durfte ein Bildhauer wie Karl Prantl nicht fehlen. Einige der dort gezeigten "Meditationssteine" spiegelten intime Zwiesprache mit dem Material und tiefe Ehrfurcht vor dem Stein.
Vor einem knappen Vierteljahrhundert hat Karl Prantl die damalige Sommerakademie-Leiterin Barbara Wally davon überzeugt, dass "das Bewusstsein für den Stein in Salzburg reanimiert werden müsse". Salzburgs weit zurückreichende Steintradition erhielt mit einem Bildhauersymposium neue Impulse. Mit dem Kieferbruch am Untersberg fand man einen geschichtsträchtigen Ort mit entsprechender Infrastruktur.
Als die Sommerakademie 2007 das Zwanzig-Jahre-Jubiläum des Steinbildhauersymposions feierte und aus diesem Anlass ein Buch herausgab, war es klar, dass Karl Prantls Symposiumsgedanken samt kulturhistorischen Kontext am Beginn standen.
Bis zuletzt lebte Karl Prantl in Pöttsching im Burgenland. Er war eine herausragende und international anerkannte Künstlerpersönlichkeit. Als Initiator des internationalen Bildhauersymposions in St. Margareten hat er gezeigt, wie befruchtend das gemeinsame Arbeiten über kulturelle Verschiedenheiten und kreative Auffassungsunterschiede hinweg sein kann.
Karl Prantl wurde 1923 in Pöttsching geboren. Nach Kriegsende studierte er bis 1952 an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei Albert Paris Gütersloh - nicht Bildhauerei, sondern Malerei. Mit ersten plastischen Arbeiten begann Prantl jedoch bereits 1950/51. Es entstanden berlebensgroße Werke aus Lindenholz, auch eine Reihe kleinerer Arbeiten. Prantl schloss sich der Künstlergruppe "Der Kreis" an, Studienaufenthalte in Rom und Griechenland folgen in den nächsten Jähren.
Prantl erstellte für seine Arbeiten keine Modelle, sondern schuf sie direkt aus dem Stein sogar ohne vorherige Zeichnung. Der Auftrag zu einem Stein an der österreichisch-ungarischen Grenze führte Prantl in den Römersteinbruch. Prantl entdeckte, dass die Arbeit in der freien Natur eine andere Intensität bietet als die im Atelier. In ihm reifte die Idee, auch anderen Bildhauern hier die Arbeit zu ermöglichen. So wurde er zum Initiator und spiritus rector der Bildhauersymposien, die sich bis heute weltweit verbreiteten und wesentlich zur Erneuerung der Steinbildhauerei beitrugen. "Die Steine sollen dort stehen bleiben, wo sie geschaffen wurden und für alle Menschen da sein", wünschte sich Prantl für St. Margarethen.
Eines seiner Markenzeichen sind "Meditationssteine", die durch sanfte, organisch wirkende Formen bestechen. (dpk-krie,W.Richter/kathpress)