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Spotlight auf die Geige

IM PORTRÄT / SHANE WOODBORNE / DIABELLI SOMMER

04/06/10 Der Cellist und Komponist Shane Woodborne hat sein erstes Violinkonzert geschrieben. Er sprach mit Gottfried Franz Kasparek über sein Werk und die Zusammenarbeit mit der Solistin Natalie Chee, der er das Konzert „in die Finger“ geschrieben hat. Uraufgeführt wird das Konzert am Sonntag (6.6.) bei der Eröffnung des Mattseer Diabelli Sommers.

alt„Natalie Chee ist sehr beschäftigt und dauernd unterwegs, aber wir haben uns schon getroffen und einzelne technische Fragen besprochen. Wir haben ja in der Camerata Salzburg acht Jahre lang zusammengearbeitet, und ich kenne ihren Stil sehr genau. So ist das Konzert ziemlich virtuos geworden und sollte auch ihrem Ton und ihrer musikalischen Persönlichkeit entsprechen.“

Die Sätze seien „nicht klassisch geformt“. Wichtig führ ihn sei vielmehr, so der Komponist, „der Aspekt des Wiedererkennens“. Daher gebe es „bestimmte Elemente, die ich innerhalb aller drei Sätze verwandle, mitunter auch exakt wiederhole“. Form sei aber auch durch einen emotionalen Gehalt bestimmt: „Das Werk beginnt mit einer besonders ‚geigerischen’ Formel, mit den oberen leeren Saiten, kombiniert mit einem gegriffenen Halbton. Diese Formel bleibt im ganzen Stück erkennbar.“

Er glaube, so Shane Woodborne, „dass zeitgenössische Musik tonale Mittel nicht zwanghaft ausschließen muss“. Er versuche „Kontraste darzustellen, die es auch im Leben gibt“: „Nach zwanzig Takten Chaos klingt ein einzelner Dreiklang einfach anders. Ebenso die Ruhe nach einem stark rhythmisch strukturierten Teil.“

Im Mittelpunkt des Konzertes steht die Sologeige: „Das Orchester begleitet. Das heißt aber nicht, dass es keine eigene Funktion hat - natürlich spricht es mit. Aber der ‚Spotlight’ bleibt auf der Geige.“

Das Violinkonzert von Shane Woodborne ist im Programm des Eröffnungskonzerts des Mattseer Diabelli Sommers von großen Romantikern umgeben: Dvo?áks Walzer, ursprünglich für Klavier, erklingen in einer Streicherfassung des Komponisten. Melancholie und Lebensfreude sind in dieser Musik ganz nahe beieinander - starke Kontraste also auch hier. Im selben Jahr wie der tschechische Meister, 1880, hat in Norwegen Grieg zwei seiner schönsten Sehnsuchts-Lieder eigenhändig für Streichorchester bearbeitet. Das berühmte Stück von Sibelius liegt in vielen Versionen vor und ist eigentlich Theatermusik. Im Drama „Der Tod“ von Arvid Järnefeldt begleitete es eine schwerkranke Mutter, die im Traum mit ihrem verstorbenen Mann tanzt - und unter den Augen ihres Sohnes nicht mehr zum Leben erwacht. Vergleichsweise heiter ist die für Damenorchester geschriebene Streicherserenade des Briten Elgar. Er fühle mich in dieser Gesellschaft „extrem wohl“, sagt Shane Woodborne: „Der große Finne Sibelius, der im Gegensatz zu den anderen hierzulande immer noch unterschätzt wird, ist ein sehr wichtiger und überaus phantasievoller Komponist.“

altShane Woodborne studierte Violoncello und Klavier in Kapstadt in seiner Heimat Südafrika und an der Universität Mozarteum. Schön während des Studiums begann er zu komponieren. Er schrieb Auftragswerke etwa für die Beethoven-Gesellschaft in Bremen, das Zeitfluss-Festival in Salzburg, die Jeunesse Musicale und das Lindesnes Kammermusikfest in Norwegen. Darunter finden sich Werke für Chor und Orchester ebenso wie Liederzyklen, Solowerke und Kammermusik. Für das Salzburger Adventsingen entstand 1999 das szenische Oratorium „ Da hat vor dem Stall der Äpfibam bliat“ und 2002 „ Siehe, ich bin des Herren Magd“. Seit 1992 ist der Cellist Mitglied der Camerata Salzburg.

Das Konzert für Violine, Cello und Orchester, welches am 6. Juni 2008 in der Stiftskirche Mattsee im Rahmen des Diabelli Sommers uraufgeführt wurde, war ein Auftragswerk für Lukas und Clemens Hagen. Am 6. Juni 2010 wird nun sein Violinkonzert wiederum in Mattsee erstmals erklingen, mit der Camerata Salzburg unter der Leitung von Lukas Hagen. Es wurde im Auftrag von Susi Luss komponiert und ist der Solistin der Uraufführung, Natalie Chee, gewidmet.

Mattseer Diabelli Sommer
Festliche Eröffnung: Sonntag, 6. Juni, 20 Uhr in der Stiftskirche Mattsee mit der Camerata Salzburg unter der Leitung von Lukas Hagen mit der Solistin Natalie Chee. Programm und Info: www.diabellisommer.at
Bilder: Mattseer Diabelli Sommer

 

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