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Veränderung als Prinzip

DOKUMENTATION / ZEHN JAHRE ARGEkultur

30/09/15 Neu gebaut wurde nicht nur ein Haus, auch die innere Struktur der ARGEkultur habe sich im Zuge einer Professionalisierung gewandelt, erzählt Daniela Gmachl: „Es war klar, dass die neue ARGE nicht die alte sein wird, nur doppelt so groß.“

Das 2002 gekürte Siegerprojekt im städtebaulichen Projektwettbewerb „Unipark Nonntal“ sah den Neubau der ARGEkultur eigentlich auf ihrem früheren Standort am Mühlbacherhofweg vor. Da hätte man freilich den laufenden Betrieb ein halbes Jahr lang oder länger unterbrechen müssen, und die Anrainer hätten auch keine Freude gehabt. So suchte und fand man den jetzigen Standort auf einem ehemaligen Trainingsplatz des SAK. Das Architekturbüro Arch&More unter der Führung von Gerhard Kopeinig adaptierte seine Siegerpläne für den neuen Standort. Mitte 2003 beschloss der Gemeinderat den Neubau mit einer Bausumme von ursprünglich 3,6 Mio. Euro. Im Dezember 2003 erfolgte der Spatenstich, im April 2004 wurde der Keller ausgehoben. Nach einer Rekordbauzeit von nur 17 Monaten wurde der Bau übergeben, im Oktober 2005 das Haus eröffnet.

„Die Materialien und Oberflächen wurden so ausgewählt, dass sie in ihrer Rohheit spürbar sind und eher einen industriellen Charakter vermitteln. Roh und unfertig soll der Bau wirken, um den steten Schaffensprozess der Kulturstätte zu unterstreichen. Die ARGEkultur ist in diesem Sinne nie fertig, sondern wird vielmehr immer wieder verändert bzw. neu produziert“ erklärte Architekt Gerhard Kopeinig – und das betonen ja die ARGEkultur-Verantwortlichen auch jetzt noch: Veränderung als Prinzip.

Die Konzeption des Hauses wurde 2006 mit dem Salzburger Landes-Architekturpreis für hochwertige moderne Architektur gewürdigt. Doch über Jahre wurde justiert und adaptiert, nicht nur wegen der Probleme wegen der Schalldämmung innerhalb des Hauses. 2010 wurden die Außenanlage, die Tribüne im Großen Saal und neue Musik-Probenräume fertig – und gar erst heuer wurde auch das Studio im Keller barrierefrei zugänglich gemacht.

„Das Haus passt zu uns und unserem Tun. Das Gebäude hat Patina bekommen, es ist spürbar und sichtbar wie viel in den letzten zehn Jahren hier gearbeitet wurde“, sagt Daniela Gmachl, die Geschäftsführerin der ARGEkultur. Die Einrichtung sei von Anfang an als Teil des Unipark Nonntal konzipiert gewesen. „Wir waren immer von den enormen Möglichkeiten für ein Kulturzentrum an diesem Standort überzeugt.“ Das Gebäude der ARGEkultur war 2005 schließlich das erste, das fertiggestellt wurde (weit vor dem UNI-Gebäude für die Geisteswissenschaften gegenüber.

Ein wesentlich größeres Haus zu bespielen erforderte „auch eine radikale Infragestellung der bestehenden Strukturen“, erinnert sich Daniela Gmachl, die seit 2002 im ARGE-Team ist. Damals hat man einen Generationenwechsel vorgenommen. Den alten „Kulturgelände“-Touch hat man gründlich abgelegt. „Die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen erfordern ein flexibles Organisationssystem, breitere Vernetzungsstrukturen und ein sehr hohes Maß an persönlichem Engagement und Identifikation“, führt der langjährige künstlerische Leiter der ARGEkultur, Markus Grüner-Musil, ins Treffen.

An Stelle eines Projektleitersystems wurden also vorerst zwei hauptamtliche künstlerische Leiter (Marcus Hank und Markus Grüner-Musil) beauftragt. Nachdem Marcus Hank seinen Vertrag 2008 nicht weiter verlängerte, erfolgte eine weitere Umstrukturierung mit einem künstlerischen Leiter (Markus Grüner-Musil) und einer hauptamtlichen Dramaturgin (Cornelia Anhaus). Mittlerweile arbeiten in der ARGEkultur 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Seit 2008 hat man mehrjährige Fördervereinbarungen mit den Subventionsgebern Stadt, Land, Bund. Damit habe die ARGEkultur einen Status erreicht, der der Professionalität des Unternehmens entspricht, sagt Daniela Gmachl. Finanz- und Programmplanung laufen damit in Zyklen von bis zu 24 Monaten im Vorhinein. Und wichtig: „Seither wird regelmäßig valorisiert. Eine jährliche Anpassung der Förderbeträge sei freilich eine Utopie. Organisatorisch hat man sich, den Erfordernissen entsprechend, von einem Verein 2012 in eine gemeinnützige GmbH verwandelt (der Verein ARGEkultur ist und bleibt alleiniger Eigentümer der ARGEkultur GmbH).

„Diesen jüngsten Entwicklungsschritt konnte eine zentrale Person der ARGEkultur, die im letzten Jahrzehnt den wesentlichen Impuls für diese strukturellen Veränderungen gegeben hatte, leider nicht mehr miterleben“, bedauert die jetztige ARGEkultur-Führung: „Unser Berater und Mentor Christian Wallner verstarb im März 2010. „ Zwei weitere wichtige Wegbegleiter leben auch nicht mehr: Ulrike Gschwandtner verstarb in Frühjahr 2007 auf einer Bergexpedition. Der langjährige Vorsitzende der ARGEkultur und engagierte Mitstreiter seit der ARGE Rainberg Bewegung, Alexander Mänhardt, verstarb im Jänner 2015. „Alle drei waren starke Persönlichkeiten, ohne die die ARGEkultur heute nicht dort wäre, wo sie mittlerweile ist.“

Im neuen Haus der ARGEkultur fanden von 2005 bis Sommer 2015 insgesamt 3.324 Veranstaltungen mit 381.241 Besuchernnen und Besuchern statt. 2004 – damals noch im alten Haus – verzeichnete man eine Auslastung von 186 Veranstaltungen mit 22.804 BesucherInnen. „Zehn Jahre später, 2014, halten wir bei 356 Veranstaltungen (91 Prozent mehr als 2004) und 35.122 Besucherinnen und Besuchern“, sagt Daniela Gmachl. „Der Generationenwechsel im Publikum ist vollzogen.“ (ARGEkultur / dpk-krie)

Bilder: ARGEkultur / Johannes Amersdorfer (1); Wolfgang Lienbacher (2)

 

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