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So bunt, wie man es sich nur wünschen kann

HINTERGRUND / MONAT DER VIELFALT

09/01/14 Die Radfahrer sind nicht eigens ausgewiesen, die Briefmarkensammler haben es auch nicht geschafft. Aber sonst will die Stadt Salzburg im „Monat der Vielfalt“, das derzeit angesagt ist, so ziemlich auf alle bunten Vögel hinweisen, die den Ort reicher machen.

Von Reinhard Kriechbaum

014Pardon für die saloppe Formulierung „bunte Vögel“. Schließlich sind auch Menschen mit Behinderung gemeint und solche mit Migrationshintergrund. Außerdem Leute, die in den Bewohnerservices der Stadt ein und aus gehen. Und auch Schwule, Lesben oder sexuell gar nicht einzuordnende Menschen sollen in diesen Wochen lobesamer Weise ein Stück mehr Aufmerksamkeit finden. Nicht zuletzt die Frauen als solche, obwohl sie eigentlich die Mehrheit in der Stadt stellen. Aber bis sich das wirklich rundum niederschlägt, wird wohl noch einiges Wasser die Salzach hinunterfließen.

Im „Beauftragtencenter“ des Magistrats (was es nicht alles gibt!) sind übrigens Frauen ganz exklusiv tätig. Nicht ein einziger Quotenmann – wobei wir allerdings auf SekretärInnen-Level nicht recherchiert haben. Jedenfalls: Das Beauftragtencenter ist eine Bürogemeinschaft der Mitarbeiterinnen des Frauenbüros, des Jugendbüros, des Integrationsbüros, des Behindertenbüros und der Koordinationsstelle der Bewohnerservice-Einrichtungen der Stadt. „Es geht nicht um die Frage, wie wir mit Minderheiten oder Randgruppen umgehen, sondern wie wir eine durch Vielfalt geprägte Gesellschaft gemeinsam gestalten“, so Vizebürgermeisterin Christine Homola in einem Pressegespräch heute Donnerstag (9.1.).

012„Es ist wichtig Vielfalt in allen Dimensionen wahr zu nehmen und als positiven Wert zu erkennen“, meint Eva Spießberger, Koordinatorin des Beauftragtencenters der Stadt Salzburg. Im Themen-Monat werde ein Ausschnitt dieser Vielfalt in der Stadt gezeigt. Veranstaltungen laden ein, Vielfalt in allen ihren Dimensionen zu erleben. „Dazu zählen die Kategorien Geschlecht, Alter, physische Fähigkeiten, ethnische Herkunft, Religion und Weltanschauung sowie sexuelle Orientierung.“

„Lachen erlaubt?“ heißt eine Karikatur-Ausstellung mit Zeichnungen von Philipp Hubbe. Man soll dabei über den Umgang mit Behinderten und auch über Political Correctness nachdenken. Eröffnung in der Wolf-Dietrich-Halle im Schloss Mirabell ist heute Donnerstag (9.1.) um 18 Uhr.

Die „lebendige Bibliothek“ am 16. Jänner in der Stadtbibliothek konfrontiert mit erzählten Lebensgeschichten ganz unterschiedlicher Art. In Workshops geht es um Sexismus im öffentlichen Raum. Weiters gibt es Stadtteilführungen, einmal tanzt man sogar durch die Linzergasse. Ein System herauszufinden aus dem buntscheckigen Programm ist schwierig - und, glaubt man den Veranstalterinnen, auch gar nicht erwünscht. Es gehe eben um Vielfalt in all ihren – auch überraschenden – Ausformungen. Ein „Fest der Vielfalt“ gibt es dann abschließend am 14. Februar in der Tribühne Lehen.

013Ein paar statistische Eckdaten: Ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger Salzburgs haben eine Zuwanderungsgeschichte. Die Menschen kommen aus etwa 150 unterschiedlichen Ländern. 16,2 Prozent aller beim AMS gemeldeten Menschen mit Behinderung in Salzburg sind arbeitslos. In der Stadt Salzburg leben ca. 11.000 Menschen mit verschiedener sexueller Orientierung und Identität (LGBTI ist eine aus dem englischen Sprachraum kommende Abkürzung und steht für lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex). Es ist davon auszugehen, dass rund fünf bis zehn Prozent aller Menschen LGBTI sind. Drei Viertel der hochbetagten Menschen ab 85 Jahren sind Frauen. Es gibt rund 8.800 AlleinerzieherInnen in der Stadt. Von den ca. 82.000 Haushalten in der Stadt Salzburg sind knapp 37.000 Einpersonen-Haushalte.

Stutzig macht die Aussage, dass ein Drittel aller hier lebenden Menschen mit einer Behinderung oder körperlichen Beeinträchtigung leben müssten. Auf Nachfrage des DrehPunktKultur: Da wird etwa das Schieben eines Kinderwagens dazugerechnet. Mit Statistik lässt sich also schon auch Schindluder treiben.

Die Vielfalt nimmt man freilich sehr ernst. Es ist lobesam, dass man sie auch mit Preisen fördert: Unter dem Motto „Salzburg schaut hin!“ und „Salzburg hört hin!“ werden kreative Radio- und Videospots mit 1500 bis 400 Euro prämiiert. Jeder kann mitmachen und erhält Unterstützung durch die Radiofabrik und das Studio West. Gefragt sind Beiträge mit Bezug zur Stadt Salzburg über Themen wie Engagement für die Vielfalt oder Engagement gegen Benachteiligungen. Ein „Preis der Vielfalt“ soll Vereine, Unternehmen und Einrichtungen gehen, die eben diese vorbildlich fördern oder in Zukunft zu fördern gedenken (Drei preise zu je 1000 Euro stehen zur Verfügung).

Monat der Vielfalt. Alle Veranstaltungen sind kostenlos und barrierefrei zugängig – Programmfolder zum Download
Informationen zu den Preisen im Beauftragtencenter - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ; www.stadt-salzburg.at
Bilder: dpk-krie

 

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