So interdisziplinär und buntscheckig wie nur möglich
ARGE KULTUR / JAHRESPROGRAMM 2014
08/01/13 2014 Vier neue Projekte entwickelt heuer die ARGEkultur als Produktionspartnerin: Die beiden Tanztheater-Performances „Deal“ und „MakeThySoundMoveBody“, das Musiktheaterproduktion „no formation“ sowie die Koproduktion mit dem Grazer Theater im Bahnhof im Rahmen des Open Mind Festivals 2014, „Scheitern als Chance“.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Zahl der Veranstaltungen ist weitgehend stabil, sie soll auch 2014 bei rund dreihundert liegen. Die Zuschauerzahl hat sich bei 38.000 eingependelt, und damit ist man zufrieden, wie überhaupt alles sehr nach Ausgewogenheit klingt: „Die Balance von publikumswirksamen Veranstaltungen und nichtkommerziellen, partizipativen Angeboten hat hohe Bedeutung für die Ausgewogenheit des Programms“, so ARGEkultur-Leiter Markus Grüner-Musil bei einem Pressegespräch heute Mittwoch (8.1.). Von neuen Theaterformen bis zum Poetry Slam also ein weiter Bogen, bei dem die Musik und das Kabarett auch nicht zu kurz kommen.
Auf die erste Eigenproduktion des Jahres muss man freilich noch geraume Zeit warten, sie wird am 10. Juni herauskommen. „Deal“ ist eine Tanz- und Circuskreation, eine Koproduktion von Pôle National de Cirque Pisteurs d’ Etoiles, dem Escena Poblenou Festival, Pyrénées de Cirque 2013-14, und der ARGEkultur. Spela Vodeb ist als Choreographin Mitglied des Tanz-house, also quasi am Haus tätig. Matías Marré war bis vor wenigen Jahren Mitglied der Gruppe „7 Fingers“, die heuer beim Winterfest gastierte. Man kann sich also ausmalen, was man erlebt – oder auch nicht, weil eben das Circensische und der Tanz irgendwie zusammen kommen werden. Der „Deal“, das Handeln also, soll als menschliches Grundverhalten herauskommen, Großzügigkeit, Gier, Interesse, Philanthropie, Kompromiss, Vertrauen und Lüge zum Thema werden.
Mit stART kooperiert man schon geraume Zeit, das einstige Festival ist auf diese eine ARGEkultur-Aufführung gesundgeschrumpft. Das oenm ist natürlich mit von der Partie bei diesem Musiktheater mit dem Titel „no formation“. Da wird eine „kinetische Maschine“ auf der Bühne stehen, ein Kubus mit fünf Metern Seitenlänge, darin die Musiker. Oben kommt die Information rein – und am Ende unten die Schlagzeile raus. Was passiert auf dem Weg dazwischen? Dem nachzuspüren soll das Thema des Abends sein. Marco Döttlinger komponiert, Julia Wissert führt Regie (Aufführungen ab 7. September).
„Scheitern als Chance“ ist der Arbeitstitel fürs Open mind-Festival Mitte November, und auch da wird es wie gewohnt eine Theaterproduktion geben. Man arbeitet mit Ed Hauswirth und seinem Grazer Theater im Bahnhof zusammen.
„MaKeThySoundMoveBody“ schließlich, zu sehen Mitte Dezember, ist eine experimentelle Tanz- und Sound-Performance, von Mirjam Klebel, Tomaž Simatovi? und Matej Bonin. Das Verhältnis von Bewegung und Musik wird wieder einmal neu erfunden, aber diesmal schon total neu, wird versprochen.
Tanz-house, Salzburger performance-Tage, PNEU (beginnend am 11. Jänner) – es fehlt nicht an den Veranstaltungs-Fixterminen im ARGE-Jahrlauf. Die Medienkunst gehört mit dem basics-Festival natürlich auch dazu. Die Sommerszene ist zu Gast im Nonntal und auch wieder die Festspiele mit einem Abend vom Young Director’s Project. Die Editta-Braun-Company feiert hier ihr 25jähriges Bestehen.
Im Theaterbereich vielversprechend klingt die produktion „Little Brother“, die am 17. Februar herauskommt und an der Caroline Richards gerade arbeitet. „Untertagblues“ von Peter Handke wird eine Koproduktion mit der Studiobühne Extra München. „After Sunset“ ist die Uraufführung des Theater-Erstlings von dem jungen Salzburger Dominik Nießl zum Thema Spielsucht.
Ernst Molden & Walther Soyka, Kreisky, I-Wolf & the Chainreactions, Hot Pants Road Club, Boban & Marko Markovic Orchestra, New Balkan Sounds, Shantel, Sväng – die Musik-Liste ließe sich beliebig fortsetzen: von Subkultur (Tubeklub) über Gruppen, die für vielversprechende Innovationen stehen (Roter Salon) bis zu Auftritten im großen Saal eine durchwegs buntscheckige Sammlung mit prominenter Durchmischung. Auch da gilt: Die Zahl der Veranstaltungen (rund 240) ist gleich geblieben, aber das Gewicht ändert sich in Richtung zeitgenössischer und experimenteller Musik.
Den ersten nachhaltigen Kabarett-Impuls dieses Jahres setzt man im Februar mit der MotzArt-Woche. Seit 2009 ist der Poetry Slam ein Thema, das man in der ARGEkultur zurecht unter „Literatur“ führt. Workshops und Kulturvermittlung nehmen immer mehr Raum ein: 2012 waren es 684 Veranstaltungen, im Vorjahr schon 916, entsprechend steigt die Zahl der jungen ARGE-Gäste. Entscheidend, so Markus Grüner-Musil, seien niederschwelliger und kostenloser Zugang. Ein Heranführen an neue Kulturformate „auf einer Ebene, wie es die jungen Leute brauchen“.
Die ARGEkultur-Website erfreut sich regen Zuspruchs, mit 1.680 personalisierten Accounts, 1,15 Millionen Seitenaufrufen von 314.000 IP-Adressen. Man spricht also keineswegs Kultur-Minderheiten an.
www.argekultur.at
Bilder: Tomas Crnej (1); editta-braun-company/Bettina Frenzel (1); Ingo Pertramer/Klaus Mitter (1)
Zum Hintergrund-Bericht „Spiegel der regionalen Kulturarbeit“