Pilgern ist in
WALLFAHRT NACH MÜLLN
02/05/13 Von St. Erhard hinauf auf den Nonnberg. Auf dem „Hohen Weg“ den Mönchsberg entlang - die Festung zu Häupten, den Dombezirk zu Füßen. An der buddhistischen Stupa vorbei hinüber zum MdM und zum Mönchstein. Über die Monikapforte hinunter nach Mülln: Der schönste Spaziergang der Welt ist zugleich der Weg der „Wallfahrt nach Mülln“, die am Samstag (4.5.) zum ersten Mal stattfinden wird.
Von Heidemarie Klabacher
Die Idee einer Wallfahrt nach Mülln ist zugleich brandneu und uralt. Die Initiative für eine Wallfahrt nach Mülln anno 2013 geht auf den „alten“ Krimpelstätter-Wirt Günther Essl zurück. Seinen ersten Versuch zur Wiederbelebung der Müllner-Wallfahrt habe er bereits unter Landeshauptmann Lechner gestartet: „Die Idee ist gut aufgenommen worden, aber bald wieder versandet“, erzählte Günther Essl bei der Präsentation des Pilgerwegs im Müllner Pfarrsaal. Möglicherweise habe man damals der Wallfahrt nach Maria Plain keine Konkurrenz schaffen wollen, jedenfalls sei es um die Müllner Wallfahrt still geworden. Bis er dieser Tage bei Pater Franz Lauterbacher – seit 15 Jahren Pfarrer in Mülln – mit seiner Idee auf offene Ohren und offene Türen gestoßen sei: „35 Jahre hat’s gedauert…“
„Eine Wallfahrt kann dem Menschen helfen, ein Stück zu sich finden“, sagt Pater Franz, Benediktiner von Michaelbeuern. Im Besucherbuch der Kirche finde er oft Einträge, wie etwa „Ich habe hier die Kraft des Glaubens gefunden“: „Das schreiben Touristen - und keine unserer Pfarre verbundenen Gottesdienstbesucher“, betont Pater Franz. Viel könne er im Gästebuch ohnehin nicht lesen, „vieles ist Japanisch oder Chinesisch“.
Tatsächlich war und ist Mülln „ein Gotteshaus, das gestrahlt hat“. Seelsorglich – aber auch ganz besonders kunsthistorisch. Die erste Kapelle auf dem Müllner Hügel wurde 1148 geweiht. Für Mülln als frühes Wallfahrtszentrum sprechen die wertvolle „Gnadenmadonna“ aus der Werkstatt des Jakob Kaschauer, die seit 1453 im Zentrum des Hochaltares steht – und die Tatsache, dass schon in dieser Zeit mehrere Geistliche in Mülln tätig waren. Fürsterzbischof Wolf Dietrich hat 1592 nicht nur bestimmte Tage für die Wallfahrten nach Mülln festgelegt, sondern für die Besucher auch einen besonderen Ablass erwirkt. Als um 1600 die marien-frommen Augustiner Mönche kamen, wurde die „Mater gratiae“ rasch zu einem weitum bekannten Wallfahrtsort. Ein Gemälde aus 1610 zeigt die frühere Ausstattung der Kirche. Der Pilgerstrom nach Mülln sei mit Aufkommen der Wallfahrt nach Maria Plain wohl stark zurückgegangen, aber über die Jahrhunderte selbst in der Zeit der Aufklärung nie ganz versandet.
Nun will man mit der „Wallfahrt nach Mülln“ neue Impulse setzen. Pater Franz Lauterbacher und sein Team, darunter PKR-Mitglied und Müllner-Hausfotograf Gerhard Gruber, haben gleich Nägel mit Köpfen gemacht: So wurden im Vorfeld der ersten Wallfahrt nach Mülln am 4. Mai dreitausend Prospekte in alle Pfarren Österreichs geschickt, und „für danach“ im „Bräustübl“ – Maria Krügel - reserviert: „Kirche und Küche gehören irgendwie zusammen.“
Tatsächlich seien allein schon aufgrund des Prospektes erste Anfragen und Anmeldungen von Pilgergruppen eingegangen, berichtet Pater Franz. Organisierte Wallfahrten seien geplant. So solle es noch heuer – wahrscheinlich im Oktober – eine gemeinsame Wallfahrt des Pfarrverbandes geben. Auch denke man an Wallfahrten aus allen Gauen des Bundeslandes und eine abschließende Stadtwallfahrt nach Mülln: „Das muss sich alles entwickeln. Jetzt setzen wir zunächst einen Impuls.“
Am Samstag (4.5) beginnt die Wallfahrt nach Mülln um 17 Uhr beim Treffpunkt Pfarrkirche St. Erhard im Nonntal. Gut eineinhalb Stunden Gehzeit – 120 Höhenmeter über der Stadt - sind veranschlagt. Stationen sind St. Erhard, Abtei Nonnberg, Katschtalerkreuz und Pallottiner. Abgeschlossen wird die Pilgerfahrt um 19 Uhr mit einem Festgottesdienst in der „Stadtpfarrkirche Mülln zu Ehren Unserer Lieben Frau Mater Gratiae“. Singen wird die Müllner Cantorey, die auch die Wallfahrer musikalisch begleiten wird.
www.pfarre-muelln.at - der Wallfahrtsprospekt zum Download - www.pfarre-muelln
Bilder: dpk-klaba