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REPORTAGE / 75 JAHRE SALZBURGER BÜCHERVERBRENNUNG
30/04/13 Erzählen Sie mir was dazu… „Vor genau 75 Jahren wurden auf diesem Platz Bücher verbrannt. Daran erinnern wir mit dieser Aktion“, erklärte Irmgard Lahner von der Universitätsbibliothek der amerikanischen Touristin. Mit einer Menschenkette von der UB in der Hofstallgasse bis zum Residenzplatz begannen heute Dienstag (30.4.) Vormittag die Gedenkveranstaltungen „… gegen das Vergessen“.
Von Heidemarie Klabacher
„Gut, dass so viele Schüler hier sind“, sagt eine ältere Dame, „eigentlich sollten es alle sein.“
Es ist sich dennoch ausgegangen: Die Menschenkette zog sich, mal lockerer mal dichter, tatsächlich durch Hofstallgasse und Franziskanergasse quer über den Domplatz durch die Dombögen zum Residenzplatz.
Vor allem sind es Schüler und Studenten gewesen, die sich heute Dienstag (30.4.) um 9 Uhr früh in der Hofstallgasse versammelt und alsbald quer durch die Innenstadt aufgefädelt haben. Einige trugen Plakate der Gedenkveranstaltung mit sich, andere hatten Kärtchen mit Namen der Autorinnen und Autoren, deren Bücher am 30. April 1938 – also auf den Tag genau vor 75 Jahren – auf dem Residenzplatz verbrannt wurden. „Stefan Zweig“. „Joseph August Lux“. „Otto Habsburg Lothringen“. Die Namen wurden laut verlesen - eine Gruppe mit einem transportablen Lautsprecher begleitete die Menschenkette.
Aber auch Namen wie „Erich Kästner“ oder „Heinrich Heine“ waren zu hören: Die 22 deutschen großen deutschen Bücherverbrennungen, die Vorbilder für die Salzburger Bücherverbrennung (der einzigen in Österreich) waren am 10. Mai 1933, sind also 80 Jahre her…
Nachdem die Menschenkette auf dem Residenzplatz angekommen war, wurde von Schülerinnen und Schülern des Musischen Gymnasiums im Pavillon (auf der Höhe der Michaelskirche) die „Speakers Corner“ eröffnet: Noch bis 15 Uhr bringen Schülerinnen und Schüler auf dieser „Offenen Bühne für freie Meinung“ ihre Gedanken zum Ausdruck. Die Schultheatergruppe teatro der BAKIP spielte Szenen aus Jura Soyfers Stück „Der Weltuntergang“. Bis zum späten Nachmittag sind die „Klangmobile“ des Salzburger Performancekünstlers Otto Beck in der Stadt unterwegs: Wie die Literaten sind auch zahlreiche Komponisten von den Nazis als „entartet“ verfolgt worden…
Um 16 Uhr gibt es einen gemeinsamen Marsch zum Mahnmal „In Memoriam Bücherverbrennung“ von Zoltan Pap, das ja interessanterweise nicht am Ort der Schandtat errichtet werden „konnte“, sondern ein wenig versteckt im Unipark Nonntal steht.
Um 16.45 sprechen Gabi Burgstaller und Heinz Schaden auf dem Residenzplatz (die Organisatoren haben lange überlegt, ob sie auch Politiker einladen), um 17 Uhr folgt eine einstündige Feier, die mit einer neuen Komposition für das Glockenspiel eröffnet wird. Es sprechen Marko Feingold und Barbara Coudenhouve-Kalergi. Anschließend liest Felix Mitterer.
Um 19 Uhr wird der Gedenktag im Unipark mit der Präsentation von Erich Hackls Filmdokumentation „Der Heimwehträger. 90 Minuten mit Fritz Kalmar“ abgeschlossen.