Mehr Landeskulturbeirat – oder passt eh alles?
HINTERGRUND / KULTURPOLITIK
18/10/12 Nicht ganz friktionsfrei ist derzeit das Verhältnis zwischen Landeskulturbeirat und Dachverband Salzburger Kulturstätten. Das hat mit dem letzten Punkt auf der Thesenliste zu tun, die der Dachverband gestern Mittwoch (17.10.) vorlegte.
Von Reinhard Kriechbaum
„Aufwertung des Salzburger Landeskulturbeirats (in Verfassungsrang) und Besetzung des Beirats in demokratischen Wahlen nach klaren Kriterien – sonst Abschaffung!“ heißt es im Thesenpapier des Dachverbands kurz und bündig. Tomas Friedmann, Vorsitzender des Dachverbands, hat im Pressegespräch gestern Mittwoch (17.10.) laut nachgedacht darüber, wie man eigentlich Mitglied wird in diesem Gremium. Er vermisst klare Richtlinien. Er könne sich E-Voting bei der Besetzung vorstellen, sagte er. Und im übrigen müsse man seitens der Kulturpolitik „das Gremium ernst nehmen, sonst kann man es lassen“.
Robert Pienz, Leiter des Schauspielhauses Salzburg, ist Vorsitzender des neu zusammengestellten Landes-Kulturbeirats. "Einige der vorgestellten elf Thesen teile ich vollinhaltlich, manche zum Teil und die eine oder andere nicht", so Robert Pienz laut einer Landeskorrespondenz-Aussendung. Den oben zitierten Punkt 11 auf der Liste wohl gar nicht.
„Der Landes-Kulturbeirat ist seit einigen Monaten neu besetzt und hat nach einer kurzen Orientierungsphase seine Arbeit aufgenommen. Motivation und Anspruch der einzelnen Mitglieder sind sehr hoch, die Qualität der Auseinandersetzung ebenso“, so Pienz. Der neue Landes-Kulturbeirat ist bis 2016 bestellt. Grundsätzlich habe der Landes-Kulturbeirat „den Wert, den er sich über seine Tätigkeit selber schafft, wie übrigens der Dachverband auch“.
Außerdem sei der Landes-Kulturbeirat im Salzburger Kulturförderungsgesetz fest verankert. Paragraf 5 regle die Aufgaben und die Wahl der Mitglieder sehr genau. "Ein Mehr an offizieller Aufwertung oder Absicherung braucht es für mich nicht", erklärte Pienz. "Für die folgenden Monate hat sich der Landes-Kulturbeirat ein sehr ambitioniertes Programm verordnet, es beginnt mit einer Klausur zur Zukunft des Kulturlandes Salzburg noch in dieser Woche und setzt sich in einem mehrere Monate dauernden Prozess fort. Die Ergebnisse dieser inhaltlichen Arbeit werden am Ende einer intensiven Arbeitsstrecke der Öffentlichkeit vorgestellt werden", so Pienz.
Dieser optimistischen Einschätzung stehen frustrierende Erfahrungen teils langjähriger Mitglieder des Landeskulturbeirats gegenüber. Gar manche sind im Lauf der vergangenen Jahre deshalb ausgestiegen, weil Arbeit und Ambition in diesem Gremium in keinem Verhältnis stehen zur Chance, von der Kulturpolitik tatsächlich angehört zu werden. Ganz zu schweigen davon, wie die kulturpolitischen Entscheidungen dann tatsächlich ausfallen. Das Wort „Quatschforum“ hat man schon hören können aus Landes-Kulturbeirats-Reihen, und da schwang immer wieder der Frust mit, eigentlich mehr leisten zu wollen und zu können für die Weiterentwicklung des Salzburger Kulturlebens, als von den politischen Entscheidungsträgern dann eigentlich gewollt ist.