Hitziger Streit anstatt beantworteter Fragen
DACHVERBAND / KULTURELLE SONDERPROJEKTE
22/12/11 Jetzt fliegen die Fetzen zwischen dem Intendanten Carl Philip von Maldeghem und dem Dachverband Salzburger Kulturstätten. Von Maldeghems Stellungnahme gestern, Mittwoch (21.12.) lässt der Dachverband natürlich so nicht stehen.Von Reinhard Kriechbaum
Carl Philipp von Maldeghem hatte geschrieben, der Dachverband greife „nun die Arbeit von Prof. Winter als kulturellem Sonderbeauftragten an und hinterfragt … Notwendigkeit und Sinn der öffentlichen Kultursubvention. Diese Äußerung empfinde ich als eine Schande fu?r den kulturellen Dialog in der Stadt Salzburg.“ Dazu stellt der Dachverbands-Vorstand klar, man habe nicht die „Verdienste von Alfred Winter als Kulturaktivist, Verleger, Beamter des Landes Salzburg und als ÖVP-Gemeinderat“ kritisiert. Hingegen hinterfrage man sehr wohl, „welchen konkreten Auftrag das Büro für ‚Kulturelle Sonderprojekte‘ des Landes Salzburg hat, wer seit 1984 wie und warum öffentlich gefördert wurde, und wo – wie bei Kulturförderungen üblich – die Verwendung der jährlich 350.000 Euro Landesmittel aus diesem Titel transparent dokumentiert ist“. Auch fragt man sich beim Dachverband, ob die Stelle des Büroleiters nicht hätte öffentlich ausgeschrieben werden sollen.
Nach wie vor ist für den Dachverbands eine Frage, „ob man nicht auf ‚Kulturelle Sonderprojekte‘ in dieser Form verzichten könnte, das Büro einsparen und die Fördersumme in das allgemeine Kulturbudget für alle integrieren sollte“.
Keine dieser Fragen des Dachverbands sei „bis heute ansatzweise beantwortet“. „Im Sinne eines demokratischen Diskurses bleibt die Interessensvertretung bei allen Fragestellungen und erwartet befriedigende Antworten.“ Das kritische und mutige Hinterfragen von Fördermechanismen und Strukturen sowie das Beharren auf transparenter Förderdokumentation blieben zentrale Aufgabe des Dachverbands Salzburger Kulturstätten.
In seinem offenen Brief hatte Maldeghem auch die mangelnde Solidarität des Dachverbands mit dem Landestheater beklagt. Im Herbst waren ja Rücklagen des Landestheaters für die freie Szene entnommen worden, und der Dachverband hatte bekrittelt, dass das Landestheater überhaupt Rücklagen in beachtlicher Höhe schaffen habe können.
Dazu fragt der Dachverband erneut: „Wie konnte das öffentlich subventionierte Landestheater über Jahre hinweg Rücklagen in Millionenhöhe (laut ORF-Bericht 8,7 Millionen Euro) aufbauen, wenn gleichzeitig in der freien Kultur gespart werden muss?“ Es sei nicht klar, ob es „hinsichtlich einer solchen Rücklagenbildung und deren Auflösung allgemein gültige Richtlinien für alle geförderten Salzburger Kulturbetriebe seitens der Fördergeber“ gebe, „und wenn ja, wie lauten sie?“
Und obendrein: Warum habe David Brenner als Landeskulturreferent „nicht 4 Prozent der Landestheater-Rücklagen entnommen, um die geplante Kürzung 2012 in der freien Kultur komplett abzufedern sondern nur 3,4 Prozent, wodurch es auf der einen Seite zu Kürzungen kommt, während auf der anderen Seite immer noch über 8 Millionen Euro ruhen?“