Ab 2013 in Baden-Baden - und jetzt wirklich!
OSTERFESTSPIELE / BERLINER PHILHARMONIKER
15/05/11 Klare Rede, kurz und bündig: Am Freitag (13.5.) hatten die Berliner Philharmoniker eine Orchesterversammlung, und da wurde beschlossen, dass das Orchester 2012 zum letzten Mal bei den Osterfestspielen dabei sein wird. Danach geht's nach Baden-Baden zum eigenen Festival.
Von Reinhard Kriechbaum
"Der geschäftsführende Intendant der Osterfestspiele, Peter Alward, sowie der Geschäftsführer Bernd Gaubinger wurden Freitagnachmittag von den Berliner Philharmonikern über die Entscheidung des Orchesters unterrichtet!", meldeten die Osterfestspiele am selben Tag spätabends, mit Rufzeichen am Ende des Satzes und einem netten Apercu am Schluss in der Presseaussendung: "Für Rückfragen stehen wir gerne ab Montag zur Verfügung."
Peter Alward zu der Nachricht, die denn doch sehr überraschend gekommen ist: "Die ursprünglichen Forderungen des Orchesters nach vier Opernaufführungen und einer deutlichen Ausweitung des Kammermusik- und Education-Spektrums konnten wir nach realistischer Betrachtung der finanziellen Verhältnisse leider nicht umsetzen." Als er, Alward, die Intendanz auf Bitten des Orchesters im Februar 2010 übernommen hatte, seien die Programme für die Jahre 2010 bis 2013 bereits festgestanden. "Von daher war es mir nun leider nicht mehr möglich, eigene künstlerische Impulse für zukünftige Festspiele gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern zu setzen."
2013 wird Peter Alward noch Intendant der Osterfestspiele sein (so lange läuft sein Vertrag), aber er steht jetzt ohne Orchester da. Um Wagners "Parsifal" wäre es gegangen. Vor ein paar Wochen erst hat man in Salzburg eine tolle Kooperation mit dem Teatro Real in Madrid angekündigt: Die "Salome" der vergangenen Osterfestspiele, "Carmen" (2012) und eben "Parsifal" werden auch dort gezeigt, mit den Berliner Philharmonikern. Was der Weggang der Berliner konkret für diese Kooperation mit Gerard Mortier (dem Intendanten in Madrid) bedeutet, wird noch zu klären sein.
"Wir gehen davon aus, dass man mit einem künstlerischen und wirtschaftlichen Neubeginn ab 2013 dieses Festival weiterführen kann", so Peter Alward. Sein Optimismus klingt ein wenig trotzig. Die Osterfestspiele seien seiner Meinung nach "für Salzburg unverzichtbar". Man werde sich "schnellstmöglich mit den Gesellschaftern zusammensetzen.“ Ja, das wird nötig sein.
Die Gesellschafter sind logischerweise vor den Kopf gestoßen, so wie Eliette von Karajan, denen man am Samstag (14.5.) dann doch trotz Meldungs-Schock und verdienter Wochenend-Ruhe eine Presseaussendung gegönnt hat: "Mit großem Erstaunen und Enttäuschung habe ich von den Berliner Philharmonikern erfahren, dass sie die Osterfestspiele ab 2013 in Baden-Baden gestalten werden. Nach den bekannten Turbulenzen war ich überzeugt, dass die Osterfestspiele Salzburg mit einem neuen Team, einer neuen Konstruktion und neuen Kooperationspartnern beruhigt in die Zukunft blicken können."
1968 haben die ersten Osterfestspiele unter Karajan stattgefunden. Mit den Berliner Philharmonikern, weil die Wiener Kollegen zu dem Zeitpunkt fest an die Staatsoper gebunden und nicht verfügbar waren. Mit den Wiener Philharmonikern wird Alward jetzt vermutlich ganz schnell reden (müssen), und auch mit der Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann. Beide Orchester wurden spontan genannt mit Bekanntwerden des Ausscheidens der Berliner Philharmoniker.
Ob man sich bei den Berliner Philharmonikern auf dem Rechtsweg wird schadlos halten können, steht zumindest als Drohung seitens der fördernden Institutionen im Raum.
Die Osterfestspiele Salzburg 2012 werden wie geplant mit zwei Aufführungen von Bizets „Carmen“ unter der Leitung von Sir Simon Rattle sowie den obligaten zwei mal drei Konzerten, den Kontrapunkten und dem Education-Projekt stattfinden.