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Es geht so gut wie nichts mehr

CORONA / LOCKDOWN

31/10/20 Keine „einem Lockdown ähnelnde“ Maßnahmen, kein „Lockdown light“, auch sonst keine verharmlosenden Umschreibungen: Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach unverblümt von einem „zweiten Lockdown“. Das war am Samstag (31.10.) Nachmittag eher die Überraschung als die bekannt gegebenen Maßnahmen selbst.

Von Reinhard Kriechbaum

Diese Maßnahmen waren im Lauf der letzten Tage ja nach und nach durchgesickert. In der Theaterbranche hatte ohnehin niemand mehr ernsthaft damit gerechnet, dass die Bühnen im November offen bleiben können. In Schwebe war nur der Zeitpunkt: Ab Dienstag (3.11.) null Uhr bleibt der Haupthahn abgedreht. Ein kleiner Lichtblick: Im Gegensatz zum Lockdown im Frühjahr sind in den kommenden vier Wochen der Probenbetrieb und Aufführungen ohne Publikum möglich. Das lässt wenigstens Online-Aktivitäten zu.

Das Ausgehverbot zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens macht die Kultur genau so kalt wie die Bestimmung, dass sich ab Dienstag im öffentlichen Raum nur mehr Mitglieder von höchstens zwei Haushalten außerhalb des privaten Wohnbereichs treffen dürfen. Es geht also gar nichts mehr.

Dass es die Museen nun doch auch getroffen hat, kam denn doch überraschend. Bibliotheken und Archive dürfen aufmachen, freilich mit der auch für den Handel geltenden Regelung: ein Besucher pro zehn Quadratmetern. Fürs Erste nicht die Rede war von Galerien. Da aber Handelsunternehmen diesmal geöffnet bleiben, darf man davon ausgehen, dass es auf die auch in Deutschland geltende Regelung hinaus läuft: Museen zu, Galerien offen.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer laut APA in einem aktuellen Schreiben an die österreichische Kunst- und Kulturszene: „Geschlossene Kulturbetriebe sind eine Katastrophe. Sie sind aber derzeit notwendig, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern.“ Auch sie beschwört den Gemeinschafts-Geist der Österreicher: „Auch mir blutet deshalb das Herz. Es braucht jetzt aber eine gemeinsame Kraftanstrengung der gesamten Bevölkerung, um die Ausbreitung des Virus wieder in den Griff zu bekommen.“

„Es ist schwer anzunehmen“, so Vizekanzler, Sport- und Kulturminister Werner Kogler im Pressegespräch der Regierungsspitze. Kindergärten und Pflichtschulen bleiben offen, die Oberstufenklassen und die Studierenden werden ins Distance-Learning geschickt. Tatsächlich ist es ja so, dass in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen besonders viele Infektionen gibt. Leider holen nach aktuellen Angaben die Achtzigjährigen deutlich auf.

Finanzminister Gernot Blümel: Nun sei „eine andere Art von Hilfe“ notwendig. Angekündigt wurde zugleich mit den Einschränkungen für die geschlossenen Betriebe eine Refundierung von achtzig Prozent der Vorjahreseinnahmen. Die Beträge sollen aus den vorigjährigen Meldungen ans Finanzamt errechnet werden. Werner Kogler betonte, dass diese Refundierung dezidiert auch von Theatern, (Kultur-)Vereinen und Non-profit-Organisationen in Amspruch genommen werden könne. Das könnte bei manchen (natürlich bei weitem nicht allen) Kulturinstitutionen greifen. Ob es den vielen Ein-Personen-Unternehmen in der Kulturbranche mit unregelmäßigen Einkünften und der freien Szene weiter hilft, darf man anzweifeln.

Und wann könnte es wieder losgehen mit der Kultur? Zur Frage nach den Lockerungen Ende November hat Bundeskanzler Kurz im Pressegespräch die Antwort gegeben, er „wolle ehrlich sein“. Man wisse zu wenig über das Hochfahren nach einer zweiten Welle, wisse nicht, in welchem Umfang die Bevölkerung die Maßnahmen mittrage. In anderen Ländern (Kurz nannte die Niederlande und Tschechien) seien die Erfahrungen wenig eindeutig. Lockerungen also im Dezember, „nach und nach“.

Bild: dpk-Helena Thurner

 

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