Sieben Kilometer Buch-Ausschuss
IM WORTLAUT / UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK
12/07/10 Ein Schreiben von Rektor Heinz Schmidinger an alle Universitätsmitarbeiter hat der scheidende Fachbereichs-Vorsitzender für Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft am Montag (12.7.) öffentlich gemacht. "Wer sich bewusst ist, dass die großen Bibliotheken einen wesentlichen Anteil des menschlichen Gedächtnisses aller Kulturen ausmacht, kann der Art und Weise, wie in Österreich, in diesem Falle in Salzburg, die Universitätsbibliotheken zu Tode gespart werden, nicht tatenlos zusehen", so Jürg Stenzl. - Hier das Schreiben von Rektor Heinz Schmidinger im Wortlaut.
Von Heinrich Schmidinger
Wie Ihnen allen bekannt, leiden unsere Bibliotheken unter akuter Platznot. Besonders betroffen sind die Hauptbibliothek im Alten Studiengebäude sowie die Bibliothek der Gesellschaftswissenschaften im Gebäude am Rudolfskai. Aber auch an anderen Standorten wird die Situation immer prekärer. Im Falle von Hauptbibliothek und Rudolfskai muss umgehend gehandelt werden, da die räumlichen Kapazitäten bzw. Aufstellungsmöglichkeiten mehr als erschöpft sind. Hier drängt bereits die Zeit.
Leider ist die Universität bei der Bewältigung dieses unmittelbar anstehenden Problems auf sich allein gestellt. Anlässlich der Verhandlungen über die Leistungsvereinbarung 2010 bis 2012 war es nicht möglich, ein entlastendes Raumprogramm für unsere Bibliotheken unterzubringen. Ebenso wenig zeichnet sich eine Unterstützung seitens des Wissenschaftsministeriums im Rahmen der baulichen Generalsanierungsmaßnahmen ab.
Vor diesem Hintergrund gibt es für die Universität nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie mietet zusätzliche Flächen/Räume an, in denen mit neu anzuschaffenden Kompaktanlagen genügend Kapazitäten für die kommenden Jahre geschaffen werden. Oder sie nimmt eine umfassende Dublettenbereinigung vor, die sich zunächst auf die Zeitschriftenbestände, in der Folge aber auch auf die Monographien erstreckt. Die erste Variante bedeutet hohe Dauerkosten - sowohl was die Miet- und Neuausstattung als auch was die notwendige Infrastruktur (Personal, Organisation) betrifft. In der sich abzeichnenden finanziellen Gesamtsituation der Universität ist diese ausgeschlossen.
Bleibt somit nur die Möglichkeit der Dublettenbereinigung, die zwar zunächst ebenfalls zusätzliche Personalkosten verursacht, relativ kurzfristig jedoch in den Bibliotheken so viel Platz schafft, dass für ein paar Jahre das Auslangen gefunden werden kann. (Zur Veranschaulichung: An der Universitätsbibliothek gibt es derzeit insgesamt 34.119 Zeitschriften-Standortangaben; von diesen sind ganze 6.473 Titel an mehreren Standorten vorhanden.)
Das Rektorat hat daher die Leitung der Universitätsbibliothek angewiesen, in einem ersten Schritt die Mehrfachbestände bei den Zeitschriften zu prüfen und gegebenenfalls auszuscheiden. Nach Vollzug dieser Maßnahme, soll in einer zweiten Phase auch eine Dublettenbereinigung bei den Monographien vorgenommen werden. (Wiederum zur Veranschaulichung: Würden die rund 200.000 Dubletten, die momentan an der UBS vorhanden sind, auch nur einigermaßen bereinigt, so würden immerhin 7 Kilometer Stellfläche gewonnen, dies entspricht ca. einem Viertel der derzeit entstehenden Bibliothek im künftigen UniPark Nonntal.)
Die Universitätsbibliothek wird mit der Umsetzung dieses Planes schon in diesem Sommer beginnen – schwerpunktmäßig an den stark belasteten Standorten (Hauptbibliothek, Rudolfskai), aber auch im Hinblick auf die Zusammenführung der sieben Fachbereichsbibliotheken in der neuen KGW-Fakultätsbibliothek im UniPark Nonntal in genau einem Jahr. Sie wird dabei natürlich darauf bedacht sein, dass die fraglichen Zeitschriften jedenfalls auch in Print-Form – vollständig und in bestmöglichem Zustand – wenigstens einmal an der UBS erhalten und zugänglich bleiben, unabhängig davon, ob sie unter Umständen auch schon elektronisch / online verfügbar sind. Selbstverständlich wird sie auch einen vernünftigen, nicht zuletzt einträglichen Modus finden, wie mit den auszuscheidenden Exemplaren zu verfahren ist.
Ich bitte Sie um Kenntnisnahme, zugleich aber auch um Unterstützung dieser unumgänglichen Maßnahme, die sofort Angriff genommen werden muss, weil - noch einmal - die Zeit an wenigstens zwei Standorten, ebenso im Hinblick auf die Errichtung der KGW-Fakultätsbibliothek im neuen UniPark drängt.