Üben und Zeit spenden
INTERNATIONALE PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG
14/07/10 Seit Montag (12. Juli) drängen sich in der Großen Aula wieder Pädagogen aller Kindergarten- und Schultypen. Schließlich gilt die Internationale Pädagogische Werktagung in Salzburg nach wie vor als eine der wichtigsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum.
Die Internationale Pädagogische Werktagung richtet sich an Personen, die in den verschiedenen Berufsfeldern mit Kindern und Jugendlichen vertreten sind. In einer interdisziplinären Zusammenschau will man die jeweiligen Themen - heuer: "Kompetent für die Welt: Bindung, Autonomie, Solidarität" – vermitteln.
Außergewöhnlich, dass ein Ex-Schispringer die Festrede am Eröffnungsabend hält. Toni Innauer sprach über die Grenzen und Gefahren im Wettbewerb. Er berichtete beispielsweise über eine Studie, die besagte, dass es Kinder, die zu großem Erwartungsdruck ausgesetzt sind, später schwerer haben werden, mit dem Druck im Spitzensport umzugehen. Im schlimmsten Fall nützen auch Mentaltrainings nichts, da die so genannte „Wettkampfpersönlichkeit“ zusammenbricht.
Der ÖSV-Direktor und Mentaltrainer versuchte mit Zitaten diverser Autoren darauf hinzuweisen, dass Spitzensport primär Selbstzweck sei. „Freiwilligkeit, Vertrauen, Mut und Kreativität sind Voraussetzungen für Spitzenleistungen“, sagte Toni Innauer. Auch in Einzelsportarten werde in Teams gearbeitet. Eine Binsenweisheit am Schluss: „Fast alles im Leben lässt sich durch Übung verbessern“.
Caritas-Präsident Franz Küberl wies beim Eröffnungsfestakt darauf hin, wie wichtig es sei, dass Menschen sich gehalten fühlen. „Der Zeitgeist oder besser der Zeitgeiz ist die Ursache, dass keine Bindungen entstehen können“, sagte er. Nicht "zeitgeizig, sondern zeitgeistig zu sein, und Zeit für andere zur Verfügung zu stellen", war Küberls Mahnung an die Pädagogen.
Am Dienstag (13.7.) referierte die Regensburger Bildungsforscherin Karin Grossmann darüber, warum die Qualität der Bindung eine entscheidende Rolle in der frühkindlichen Entwicklung spielt. Wenn Kinder Angst erleben, jedoch keinen Trost erfahren, so reagierten sie später viel sensibler auf kleine Belastungen und würden stressanfälliger. Das mache in weiterer Folge "vorsorglich aggressiv". Das Gefühl der Sicherheit hingegen lindere Angst, Leid und auch den Stress. Wenn Bindungspersonen Kindern Angst machen, selber ängstlich oder gar nicht vorhanden seien, führe dies zur Desorientierung.
Julia Berkic, eine Psychologin aus München, stellte in ihrem Vortrag Erkenntnisse der Bindungsforschung und ihre Bedeutung für die Frühpädagogik vor. So sei es für Kinder wichtig, neben der Mutter auch noch weitere Bindungspersonen zu haben. Da in den ersten drei Jahren das Gehirn am stärksten strukturiert wird und belastende Ereignisse zu synaptischen Umbauprozessen führen können, sei eine professionelle Eingewöhnung in die außerfamiliäre Betreuungssituation von großer Bedeutung.
Heute, Mittwoch (14.7.) sprach Margarete Wenzel (Wien), Philosophin und Märchenerzählerin, über frühkindliche Bindung und ihre lebenslangen Auswirkungen im Spiegel der Märchen. Reinhard Kahl, ein Hamburger Erziehungswissenschafter, übertitelte sein Referat "Fässer füllen oder Flammen entzünden?“ (Katholisches Bildungswerk/EDP)