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Von Kunst beinah umzingelt

REPORTAGE / KUNST AM BAU (1)

21/06/09 Wer würde gerade in der Landwirtschaftsschule Kleßheim einer Hort zeitgenössischer Kunst vermuten? Da war seinerzeit offenbar ein Direktor am Werk, dem die „Kunst am Bau“ ein Anliegen war, der aber über die kulturpolitisch verordnete Kunst-Ergänzung hinaus Bilder und Skulpturen für seine Schule sicherte.

Von Reinhard Kriechbaum

altDas beginnt schon auf der großen Wiese vor dem in der Verbindung zwischen alten Wirtschaftsgebäuden und Neubau auch architektonisch spannenden Areal: Susanne Tunn, die öfters Sommerakademie-Klassen geleitet hat, bildete hier aus Konglomeratgestein kugel- bis walzenförmige Dinge. Stein gewordene Heuballen? Auf eine solche Idee könnte die ländliche „Kundschaft“ dieser Schule durchaus kommen. Susanne Tunn war es jedenfalls ein Anliegen, für diese fünf Objekte im Wortsinn bodenständiges Material zu verwenden.

Regina Öschlberger ist Bühnenbildnerin. Sie hat im Schulfoyer die Glasdecke bemalt und mit den blauen, gelben und roten Farbflächen einen attraktiven Rahmen fürs Tageslicht geschaffen. altIn einem Gang stehen zwei Glas-Skulpturen von Inge Dick. Die geknickten Parallel-Linien, die auf mehreren Glasscheiben hintereinander aufgebracht sind, stehen für die sich ändernden Sonnenstrahlen.

Josef Schwaiger war im Internatsbereich der Fersehraum anvertraut: Er hat an die Wand streifen gemalt und dazwischen phosphoriszierende Farblinien angebracht, die auch über die Raumdecke laufen. altOb den Schülern der Kunst-Anspruch solcher Dinge gegenwärtig ist? Einem Nicht-Pädagogen fällt sofort auf, wie unglaublich ungemütlich dieser Fernsehbereich möbliert ist. Das sei Absicht, sagt Direktor Johann Eßl: Couch und Fauteuil hätten sich nicht bewährt, seien beschädigt worden.

Die Kunst hält sich gut, auch in der Schule. Das attraktivste Kunstwerk hängt freilich im Lehrer-Speisezimmer. Moni K. Huber hat es gemacht. Es besteht aus mehreren verschiebbaren Glasflächen, auf die kleinformatige Szenen gemalt sind: Veduten aus der Kleßheimer altUmgebung, aber auch Gemälde nach alten Fotografien. Diese Dinge kann man auseinander schieben oder auch überblenden.

Susanne Tunns Steine sind nicht die einzigen Kunstwerke im Freiraum. Wolfgang Richter hat eine Stele aus Holzscheiten und Kunststoff geschaffen, die sich gut macht vor der alten Schlossmauer. Die Idee: Holz und Kunststoff bauen sich in etwa gleich schnell ab – aber der Verwitterungsprozess geht so schnell auch wieder nicht vonstatten, man wird sich an dem Objekt also noch eine gute Weile freuen können.

Das jüngste Kunstwerk im Umkreis der Landwirtschaftsschule Kleßheim ist im Bereich an der Westseite des Schlosses: ein 2001 künstlich angelegter Brunnen (oder sagt man eher Mini-Teich?) . altEin nierenförmiges Aluminiumobjekt, mit drei Zuläufen, liegt an diesem Gewässer, in dem auch Pflanzen wachsen. Das Ding tropft, und die Wassermenge entspricht angeblich genau dem durchschnittlichen täglichen Wasserverbrauch eines Mitteleuropäers. Wegen der Nierenform altwird man wohl auch über das Reinmigen, Filtern von Wasser und mithin über die Ökologie, nachdenken dürfen.

Helmut Lindner hat der ambitionierte Schuldirektor geheißen, der das alles ermöglicht, zugelassen, herangezogen hat. Auch sein Nachfolger Johann Eßl wirkt kunstinteressiert, und das ist gut so. Denn gerade jetzt, da „Kunst am Bau“ nach neuen Kriterien durchgeführt und auch finanziell neu geregelt ist, können Künstlerinnen und Künstler mit den künftigen „Anrainern“ ihrer Werke kooperieren.

Nicht im Rahmen von „Kunst am Bau“ (also: vom Land initiiert) ist in der benachbarten Tourismusschule Kleßheim ein Werk von Ulrike Lienbacher zustande gekommen. Auch das ist ein spektakulärer Neubau. Mit der Längs-Fassade und den beiden eleganten, frei stehenden, gläsernen Stiegenhaus-Türmen hält der weit überkragende Seitenbereich freilich nicht ganz mit. Mag sein, dass dem Architekten Erio Hofmann selbst Zweifel gekommen sind, als er sah, wie der Überbau etwas eigenartig auf vier zahnstocherartig dünnen Säulen ruht. Jedenfalls setzte sich Hofmann angeblich selbst stark für Kunst gerade dort ein. Und seit Ulrike Lienbacher mit blauen Glasscheiben die mickrigen Säulen aufgepäppelt hat, ist die Sache ästhetisch einigermaßen in Ordnung. (Wird fortgesetzt)

Am kommenden Freitag (25.6.) lädt die Initiative Architektur zu einer „Kunst am Bau“-Exkursion, die auch die hier beschriebenen Werke vorstellt. Die Runbdfahrt (in Kleinbussen) beginnt um 14 Uhr bei der Chirurgie West. Kosten: 8.- Euro. Anmeldung: Tel. 0662/879867, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Über "Kunst am Bau" und die einzelnen Projekte: www.kunstambau.at
Bilder: dpk-krie
Zum Teil 2 Auffällig unauffällig

 

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