Mit Regenwald und Zirkusluft
ODEION / DIE ERSTE SPIELZEIT
18/06/10 „Ein überdachtes Gebäude für Theater und Musik, für gesprochenes Wort und Bewegung“: Das „Odeïon“ - als Festsaal für die Rudolf Steiner Schule in Mayrwies geplant - wird ein Veranstaltungsort mit eigenem Programm, aber auch ein Haus für die Freie Szene. Reinhold Tritscher, der künstlerische Leiter, präsentierte die erste Spielzeit.
Von Heidemarie Klabacher
„Ein Haus am Rande der Stadt, wo die Ränder ins Zentrum rücken sollen“, ist Reinhold Tritschers Vision. Es gehe nicht darum, „bestehende Institutionen zu konkurrenzieren“, sondern „um Schwerpunkte immer in Kooperation“. Er könne sich gut vorstellen, so Tritscher, „das Haus auch einmal für zwei oder drei Wochen unter einen bestimmten Schwerpunkt zu stellen oder Allianzen mit andern Häusern zu bilden“.
Dieses Konzept spiegelt auch der Beirat: „Ich bin auf Künstler und Leiter namhafter Institutionen zugegangen, und alle waren schnell bereit, zu versuchen, gemeinsam etwas aufzubauen“, erzählte Reinhold Tritscher. Dazu gehören etwa die Choreographin Editta Braun, Literaturhausleiter Tomas Friedmann, Michaela Mayer vom Kunsthaus Nexus Saalfelden, der Filmemacher Hermann Peseckas, der Chorleiter Norbert Brandauer, Winterfest-Leiter Georg Daxner oder der Cellist Michael Beckmann, der im Odeïon bereits seit Jahren Kammerkonzerte gibt. „Das Programm sind diese Menschen“, sagt Reinhold Tritscher, der mit 1. April zum künstlerischen Leiter des Odeïon bestellt wurde.
Der Name Tritscher ist natürlich untrennbar mit dem Theater Ecce verbunden: „Das Theater Ecce geht zu den selben Konditionen wie alle anderen als völlig unabhängiger Verein in das Haus. Da wird strikt getrennt.“
„Kunst und Kultur tragen uns auch durch schwierige Zeiten”, sagte Peter Daniell Porsche, Hausherr des Odeïon und Geschäftsführer der Odeïon Kulturforum GmbH bei der Programmpräsentation gestern Donnerstag (17.6.). Daniell Prosche finanziert, mit Ausnahme der Projekte des Theater Ecce, das gesamte Programm. Man hofft, mit zunehmender Bekanntheit die Finanzierung immer mehr durch Einnahmen (auch aus Vermietungen) decken zu können.
Tatschlich wird das Odeïon, ursprünglich nur als Festsaal für die benachbarte Rudolf Steiner Schule geplant, ja bereits seit einiger Zeit „bespielt“. Das Theater Ecce selber habe mit Shakespeares „Sturm“ 2500 Besucher bei 16 Vorstellungen begrüßen können, berichtet Reinhold Tritscher: „Und das in einem Haus, das - noch - niemand kennt.“
„Flammenauftakt” heißt die Eröffnungswoche von 2. bis 10. Oktober. „Harun und das Meer der Geschichten” von Salman Rushdie ist ein neues integratives Projekt des Theater Ecce mit dem die Festwoche eröffnet wird (Premiere ist am 30. September). Clown Dimitri ist mit seinem allerersten Programm zu Gast. Liederabende und Konzerte wird es ebenso geben, wie „Theater zum Mitmachen“. Am 30. Oktober beginnt ein Themenschwerpunkt „Marlene Streeruwitz“, am 15. Dezember wird Michael Köhlmeier sein neues Buch „Madalyn” vorstellen: „Einer der Autoren, wo man schon vorher weiß, das Literaturhaus wird zu klein“, wie Tritscher sagt. Hier wird also auch künftig kooperiert.
Besonders am Herzen liegt dem neuen künstlerischen Leiter die Reihe „Lebenskünstler”: „Menschen, die lange Zeit in Kunst und Kultur präsent waren und plötzlich von der Bildfläche verschwunden sind“, sollen (wieder) vor den Vorhang geholt werden. Den Auftakt macht Herbert Huber, der über zwanzig Jahre lang „der” Salzburger Fotograf der Kulturszene war, und heute am Amazonas lebt, wo er ein Heilpflanzenprojekt im Regenwald betreut und leitet. „Herbert Huber hat einfach alles fotografiert: von den Festspielen bis zu den kleines Kulturvereinen mit der selben Leidenschaft.“ Hubers Archiv lagere in diversen Kellern, ein Schatz, der wieder gehoben werden soll. Da Huber für seine Fotoarbeiten immer wieder auch mit zeitgenössischer Kunst „bezahlt“ worden sei, gebe es auch eine Sammlung namhafter Gegenwartskünstler, die ebenfalls in das Odeïon-Projekt „Kunst für den Regenwald, Kunst aus dem Regenwald“ eingebunden werden soll. Wie - daran werde gerade gearbeitet.
Der Dorothea Porsche Saal umfasst bis zu 350 Sitzplätze. Die 120 Quadratmeter große Bühne kann für Theater- Opern- und Konzertbetrieb in unterschiedlichste Positionen gebracht werden: „Ob großer Orchestergraben oder 280 Quadratmeter Spielfläche - es ist technisch alles möglich.“ Durch die Ausrüstung mit Licht- und Tonanlage, Hebezügen und Graben ist der Dorothea Porsche Saal sowohl für Theater und Klassik, aber auch für Konzerte von Bands geeignet. Diaprojektionen sind technisch möglich. Das Odeïon bietet außerdem eine Freiluftbühne, die auf zwei Ebenen bespielt werden kann und mit den hierfür notwendigen Anschlüssen für Licht und Ton ausgestattet ist.
