Sparen oder feiern?
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
17/03/14 Wenn das Land seine zweihundertjährige Zugehörigkeit zu Österreich feiert, sollte das eigentlich niemanden kratzen, möchte man meinen. Was für böse Buben sitzen da im Dachverband Salzburger Kulturstätten, die nun wegen so etwas als Miesepeter aufsässige Fragen an den Landeshauptmann richten?
„Museale“ Kultur hat es allemal leichter als jene, die sich im Spannungsfeld der Gegenwart bewegt. Und da wiederum hat es die freie Kultur besonders schwer. Diese vertritt der Dachverband Salzburger Kulturstätten im Wesentlichen, und er bekrittelt unermüdlich das Ungleichgewicht. Die Schere zwischen den – finanztechnisch gesehen – großen Playern auf dem Spielfeld der Kultur und den sprichwörtlich kleinen Krabblern klafft immer weiter auseinander. Die „Großen Sieben“ (Festspiele, Landestheater, Mozarteumorchester, Salzburg Museum, Museum der Moderne, Freilichtmuseum Großgmain, Burgen & Schlösser) beanspruchen heuer 71,2 Prozent des gesamten Kulturbudgets. Die Summen nehmen zwar nominell Jahr für Jahr zu, aber die „freie Förderung“ im Gesamtbudget liegt bei rund 0,2 Prozent. Von 100 Euro gibt das Land Salzburg 20 Cent für freie Kulturförderung aus. Die Verbitterung auf dieser Seite darf also niemanden verwundern. Es ist absolut verständlich, wenn die Vertreter der Freie Szene jeden Euro zwei Mal umdrehen, der ihnen vorenthalten wird.
Gewiss soll man Feste feiern, wie sie fallen. Gewisse historische Unschärfen gibt es, weil es (nachdem der letzte Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo in die Wüste, sprich nach Wien geschickt wurde) einige Jahre lang ziemlich rund ging hierzulande, was die staatliche Zugehörigkeit anlangte. Aber wollen wir nicht Haare spalten: Seit 1816 ist Salzburg wirklich hieb- und stichfest bei Österreich.
Wer nun – so der Kern des Offenen Briefs des Dachverbands der Salzburger Kulturstätten an LH Wilfried Haslauer – macht sich so forsch daran, ein solches Jubiläum in größerem Maßstab zu feiern? Um eine respektable Größenordnung muss es wohl gehen, sonst brauchte es keinen Intendanten. Nichts gegen Friedrich Urban persönlich – aber ist der für ihn aus dem schlecht gefüllten Steuersäckel gezauberte Intendantenposten ein Pensionistenjob? Muss es überhaupt gleich ein Intendant sein?
Und zur Sache selbst: Ist mit ideologischem, wirtschaftlichem, geistesgeschichtlichem oder kulturellem Mehrwert zu rechnen? Kommuniziert ist das alles noch nicht. Offenkundig, wenn auch „ohne Protokoll“ ist bisher nur, dass wieder einmal Strukturen geschaffen werden. Bei all diesen Unternehmungen bleiben am Ende Beamte übrig, die dann, weil nun mal da, irgendwie weiterbeschäftigt werden. Sparen soll gefälligst die Kultur, am besten die freie. Für Repräsentatives war immer noch genug Geld da.