asdf
 

Die Festspiele steigen sich selbst auf die Zehen

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

25/08/13 In Zeiten des Kulturwirtschafts-Booms sind in allen Ecken und Nischen immer neue sommerliche Konzertreihen gewachsen. Es wurde zunehmend eng im ohnehin beengten Salzburger Sommer. Jetzt erledigen die Festspiele den Wildwuchs ganz alleine.

An diesem Wochenende gab es einige Gustostückerln für Programmdispositionen, die haarsträubender nicht hätten sein können: Da gibt es also die jahrzehntelang geübte, sehr sinnvolle Praxis, die Sommerakademie-Preisträger in einem Festspielkonzert vorzustellen. Und die Festspiele selbst haben ihr Young Singer’s Project. Diesmal war man nicht faul und hat dessen Abschlusskonzert, eine Serenade, dies- und jenseits der Salzach zeitgleich angesetzt. Publikum, interessierst Du Dich für die Jungen, entscheide Dich…

Das war am Freitag Abend. Am Samstag zur Mittagsstunde ging es nicht viel besser: Da hebt man also eine Mozart-Matinee weit heraus, mit John Eliot Gardiner und Händels „Alexanderfest“. Und man ist nicht faul und schickt Michael Schade und Rudolf Buchbinder mit der „Schönen Müllerin“ in eine Liedermatinee ins Haus für Mozart. Kein Unglück, das „Alexanderfest“ wurde ohnediesheute Sonntag (25.8.) wiederholt? Wieder steht beinharte Entscheidung an: Sir Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern und den drei großen letzten Mozart-Symphonien. Sollte man vielleicht auch hinein hören.

Und dann der Samstag Abend: Da hat man in der Salzburg Foundation einen Geldgeber geangelt, der nun nicht in Bildende Kunst im öffentlichen Raum, sondern in ein Musikprojekt investierte: Zwölf Stücke, zwölf Uraufführungen… Viel zu strapaziös für ein gediegenes Festspielpublikum? Keine Sorge, für unsereinen wird gesorgt, und deshalb gab es parallell zum Drüberstreuen das West-Eastern Divan Orchestra unter Barenboim. Übrigens mit zwei Österreichischen Erstaufführungen.

Aber bei diesem üppigen Wochenend-Programm haben wir noch gar nicht auf eigentliche Opern-Kerngeschäft geschaut. Da gab’s am Freitag eine „Così“. Am Samstag als Halbtagesfüller (statt Mittagessen) die „Meistersinger“, abends noch rasch die Bartoli als „Norma“. Heute Sonntag, um 13 Uhr (!) wieder eine „Così“, was sich zeitlich weder ausgeht mit dem „Alexanderfest“ noch mit dem Rattle-Konzert. Aber unverbesserliche Marathonsitzer und -hörer schaffen ja vielleicht noch danach den „Don Carlo“, der fängt um sechs Uhr an. Das Festspiel-Schauspiel hat in diesen Tagen auch noch eine letzte Zuckung mit dem „Sans Objet“-Gastspiel.

Eh echt brav, das Publikum. Es versucht sein Bestes und passt auf mit den zierlichen Abendschuhen im hektischen Veranstaltungsgewurl. Die Festspiele steigen sich in diesen Tagen andauernd selbst auf die Zehen.

PS: Unsere Leserinnen und Leser bitten wir um etwas Geduld – DrehPunktKultur wird all das, was uns da an Festspielerei an drei Tagen um die Ohren geknallt wurde, in aller Ruhe abarbeiten, nach und nach und vor allem reflektiert. Wir glauben nämlich immer noch, dass Qualität vor Quantität kommen sollte und hektische Betriebsamkeit der denkbar schlechteste Ratgeber für Kultur welcher Art auch immer ist.

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014