Zu den Salzburger Menschen
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
23/02/12 Es soll ja Leute geben, die Salzburg für eine Stadt halten und nicht für ein eigenartiges Konglomerat aus einem innerstädtischen Freilichtmuseum und einem eingemeindeten Kranz aus Dörfern zwischen Morzg und Gnigl, Liefering und Aigen. Itzling und die Elisabethvorstadt zeigen schon mehr Ähnlichkeiten mit dem Typus Stadt. Und dann gibt es jene große urbane Kernzone, die Lehen heißt. Auf diesen Stadtteil schauen versnobte Dorf-Salzburger gerne nasenrümpfend hinab - mit der Bemerkung, gottseidank dort nicht wohnen zu müssen.
Gerade in Lehen geht in letzter Zeit viel weiter. Stadtplanerisch, architektonisch, und sogar kulturell. Mit der Stadtbibliothek ist ein Stück Bildung ins Grätzl gekommen. Die Volkshochschule wird ins ehemalige Stadtwerkehaus übersiedeln, das derzeit ausgehöhlt ist und wie ein Beton-Taubenschlag aussieht. Die PMU bekommt ein Forschungshaus, und ein Gebäude soll High-Tech-Firmen anlocken. So wird Lehen gar noch Universitäts-Stadtteil.
Die Kultur lässt sich da nicht zwei Mal bitten. Stadtgalerie und Fotohof eröffnen in diesen Tagen hier, und beider Domizile sind auch ausstellungs-technisch bemerkenswert insofern, als das Angebot nicht versteckt, sondern hinter großen Glasfronten präsentiert wird.
Die Sache hat Logik. So wie der Handel längst ausgezogen ist aus der Innenstadt, die man gerne dem Tourismus überlässt, ist es sinnvoll, kulturelle Angebote dort anzusiedeln, wo tatsächlich Menschen wohnen und umgehen. Noch ist das ehemalige Stadtwerke-Areal ja eine große Baustelle. Aber wenn man den fertig gestellten Abschnitt – Inge-Morath-Platz heißt die „Flaniermeile“ in der neuen Siedlung – ansieht, kann man sich gut vorstellen, dass da ein Gebiet entsteht, in dem sich so etwas wie urbaner Alltag entwickelt. Es muss ja nicht jeden Samstag Vormittag der Europark sein.
Die Galerie Eboran bezieht, so hört man, in absehbarer Zeit ebenfalls neue Räume in Lehen, an der Ignaz Harrer Straße, schräg gegenüber dem jetzigen Standort. Die Galerie 5020 steht auch zur Übersiedlung an und wäre gar nicht schlecht beraten, nach Lehen ihre Fühler auszustrecken. An der Förderung seitens des Bürgermeisters wird es wohl nicht scheitern. Es ist derzeit nicht schlecht, Lehener zu sein oder zu werden, als Bewohner nicht und auch nicht als Kultur-Mensch. Die Ära Schaden wird für Lehen als eine goldene Zeit in die Lokal-Chronik eingehen.
Und die Nobel-Salzburger im Nonntal? Wer MARK nicht ehrt, ist des Fotohofs nicht wert, könnte man ätzen. Aber keine Sorge: Die ehemaligen Fotohof-Räume am schmucken Erhardplatz werden gerade von einer Wiener Galerie in Beschlag genommen, die eine Salzburg-Niederlassung einrichtet.