asdf
 

Wäre doch alles in einer Hand

GASTKOMMENTAR

Von Barbara Wicha

15/02/12 Es ist schon richtig, dass es leichter ist, zu verschiedenen Entwicklungen im Salzburger Kulturleben pointiert Stellung zu beziehen, wenn man selbst nicht Teil, geschweige denn Förderungsnehmer des aktuellen Kulturgeschehens ist. Ich gehe dennoch davon aus, dass Robert Pienz als neuer Vorsitzender des Salzburger Landes-Kulturbeirats trotz Verankerung im Schauspielhaus über ausreichend kritische Distanz zu den Ereignissen in der Salzburger Kulturszene verfügt.

Eine kleine Korrektur zum Kommentar von Herrn Kriechbaum: Zur „spontanen“ Neubesetzung der Stabsstelle für kulturelle Sonderprojekte habe ich als damalige Noch-Vorsitzende nicht geschwiegen, sondern meine Meinung klar ausgesprochen –in der Sendung der Radiofabrik am 11.1.2012 mit Tomas Friedmann und Carl Philip von Maldeghem. Meine Hauptkritikpunkte betrafen zwei Dinge: die Art und Weise der allen Prinzipien der Transparenz widersprechenden Besetzung und die eindeutige politische Zuschreibung.

Während die Neubesetzung des Referats von Hans Berginz zumindest nach einer internen Ausschreibung erfolgt ist (aufgrund des Objektivierungsgesetzes bedauerlich, aber rechtens), ist die Neubesetzung der Stabsstelle für kulturelle Sonderprojekte ohne jegliche Ausschreibung und ohne Besetzungskriterien erfolgt.

Dass man in der Vergangenheit für „Sonderprojekte“ (Landesausstellungen, Nationalpark-Belebung, Leopold Kohr etc.) einen eigenen Referenten, nämlich Alfred Winter, damit betraut hat, war lange Zeit unbestritten. Auch wenn immer wieder vergeblich Aufklärung gefordert wurde, welche Projekte eingereicht wurden und was weshalb und in welcher Höhe finanziert wurde. Aber in Zeiten, in denen alle zum Sparen aufgefordert werden, ist das Beharren auf der Fortsetzung dieser „Sonderposition“ – ohne Präzisierung von künftigen „Sonderprojekten“ – nicht  einzusehen. Es bleibt der unangenehme Beigeschmack großkoalitionärer Machtteilung und Freunderlwirtschaft (auch) im Kulturbereich: Wer, aus welchen Gründen auch immer, seine Projekte bei der roten Reichshälfte nicht durchbringt, kann es – mit und ohne „Sonder“-Status  - bei der schwarzen „Stabsstelle“ versuchen.

Leider kann der Hinweis auf die Kulturpolitik Oberösterreichs nicht weiterhelfen: Denn dort liegen alle Kulturagenden in EINER Hand – von den Museen, dem Erhalt des kulturellen Erbes, dem kulturellen Schaffen der Menschen mit Migrationshintergrund, der zeitgenössischen bildenden Kunst bis zu Musik, Tanz und Film usw. Vieles von dem unangenehmen Beigeschmack einer undurchsichtigen Kulturpolitik könnte Salzburg nach dem Oberösterreichischen Beispiel erspart bleiben.

Aber selbst, wenn hierzulande die politischen Realitäten anders sind – der Wunsch nach öffentlicher Diskussion über geplante Kulturprojekte, nach Offenlegung aller Einreichungen um Förderung (bei wem auch immer) und der Kriterien, nach denen Förderungen vergeben wurden, sowie der Offenlegung der Begünstigten bleibt aufrecht.

Solange diese Transparenz nicht gegeben ist, bleibt es unabhängigen Beobachtern und Beratern, damit auch dem Landes-Kulturbeirat, vorbehalten, die Kulturpolitik, rechts wie links, kritisch zu beobachten, Offenlegung und regelmäßige umfassende Kulturberichte, die das Handeln aller Referate zusammenfassen, mit Nachdruck einzufordern.

Dafür wünsche ich dem neuen Landes-Kulturbeirat, den FachbeirätInnen und dem Vorsitzenden und seiner Stellvertreterin viel Glück und kritische Wachsamkeit!

Zum Kommentar Herzlich ungeliebt oder wohlgeschätzt?

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014