Herzlich ungeliebt oder wohlgeschätzt?
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
10/02/12 Der Landeskulturbeirat ist neu formiert worden - eine Gelegenheit wieder, an dieses Gremium zu erinnern, von dem man seit vielen Jahren in etwa gleich viel Ambition wie Frust vernimmt.
Keine Frage: Im Landeskulturbeirat selbst und in seinen Untergruppen, den Fachbeiräten, sitzen profilierte Leute, die im Querschnitt für die bunte Vielfalt der Kultur im Land stehen. Das hat Kulturreferent LHStv. David Brenner in seiner Wortmeldung zur Neuwahl klar und richtig bemerkt. Eine Meinung in diesen Gremien darf zurecht als Stimmungsbarometer für die Lage der Kultur im Bundesland gelten. Die Sicht des Fachbeirats, sein mahnendes Wort sollte entsprechend Gewicht haben.
Genau daran hakt es aber. Kein Regierungsmitglied ist verpflichtet, im Ernstfall auf den Fachbeirat zu hören. Als beispielsweise die zweite Chefposition in der Kulturabteilung neu besetzt wurde, hat die damalige Fachbeirats-Vorsitzende Barbara Wicha-Wolf ziemlich einsam in der Wüste gerufen. Von manchem Kulturbeiratsmitglied war über die Jahre die Klage darüber zu vernehmen, letztlich viel kostbare Zeit einem zum Quatschforum ohne Nachhaltigkeit degradierten Gremium zu widmen.
Gerade Barbara Wicha-Wolf aber war eine, die sich sehr pointiert zu aktuellen Fragen der Kulturpolitik zu Wort gemeldet hat, beispielsweise zuletzt zum „Kubus“. Glück für die Kulturpolitik, dass die Nachbesetzung in der Stabstelle für kulturelle Sonderprojekte in die Zeit des Interregnums – der neue Fachbeirat war noch nicht etabliert – gefallen ist. Jede Wette, dass Barbara Wicha-Wolf dazu etwas eingefallen wäre.
Ist es nun gut oder weniger gut, dass Robert Pienz, also einer unmittelbar aus dem Kulturschaffen, in die Position des Vorsitzenden gewählt worden ist? Eine unmittelbare Praxis-Perspektive ist gewiss gut. Andrerseits: Für Wortmeldungen auch gegen den landespolitischen Zeitgeist ist Unabhängigkeit unschätzbar. Lange genug hatte der Landeskulturbeirat eine eher brave Rolle gespielt, erst mit dem Musikwissenschafter Jürg Stenzel und der Politikwissenschafterin Barbara Wicha-Wolf ist ein Bewusstsein für Öffentlichkeit geschaffen worden. Beide zeigten Zivilcourage, und beide brauchten als Leute, die ihr Geld weder mit dem Bedienen von Publikumserwartungen noch auf dem Weg über Subventionen verdienten, keine Rücksichten zu nehmen. Hoffentlich wird Robert Pienz sich solche Offenheit auch leisten können. An gesellschaftspolitischem Bewusstsein fehlt es dem Theatermann gewiss nicht.