Kultur schafft Offenheit
GASTKOMMENTAR
Von Barbara Wolf-Wicha
29/11/11 Das selbsternannte Kulturland Salzburg wird sich einiges einfallen lassen, um zu beschönigen, was eine Mehrheit von 16 gegen 8 Stimmen in der Gemeindevertretung Tamswegs bewogen hat, dem einzigen Kulturzentrum im Lungau das AUS zu bereiten.
Der "Kubus 1024" wird also zugunsten der Feuerwehr, der Volksschul- und Parkgaragensanierung begraben. Dabei gab es vor zwei Jahren positive Signale und noch am 11. August einen Fördervertrag zwischen Land Salzburg und Marktgemeinde Tamsweg in Sachen „Kubus 2014“. Auch die Basis hat sich mit 1100 Unterschriften zu Wort gemeldet.
Natürlich wären die Kosten für so eine Institution keine Kleinigkeit für eine Gemeinde: 5,379 Millionen hätte die Veranstaltungs- und Sporthalle und 2,931 Millionen das Kulturzentrum (mit seinem Zuschauerraum für 200 Gäste, einigen Büros und variabler Bühne für Kino, Konzert, Theater, DJ-Kultur und vieles mehr) gekostet. Allerdings lag bereits die Zusage des Landes über 5,134 Millionen Euro vor, auch vom Bund waren Zuschüsse aus insgesamt fünf verschiedenen Fördertöpfen angesagt. Als Investition in die Zukunft einer Region.
Kann man einfach zur Tagesordnung übergehen und Verständnis haben für die Alltagsaufgaben, Sachzwänge und Prioritäten einer Gemeinde?
Ich sage NEIN, wenn man sich bewusst macht, welchen Stellenwert Kunst und Kultur, Literatur und Theater und eigenes kreative Schaffen im Leben von (besonders jungen) Menschen haben. Dadurch werden Kriterien vermittelt in der Beurteilung von Wertigkeiten, werden Maßstäbe gewonnen. Die daraus resultierende Offenheit führt zu Respekt vor dem Neuen und Unbekannten und den Leistungen anderer Kulturen und Religionen. Angesichts dieser langfristigen Wirkungen wird klar, was unser Schulsystem bei der ständigen Reduktion von musisch-kreativen Fächern verspielt. Wenn an Kreativität und Kultur gespart wird, dann gehen alle akademischen Diskurse über Integration in einer multiethnischen Gesellschaft oder über die Wirtschaftsrelevanz von Unterrichtsfächern ins Leere. Sparen an Kultur vernichtet wesentliche Grundlagen unserer Demokratie im Zusammenleben von Menschen.
Ganz davon zu schweigen, dass Kultur längst ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaftsentwicklung ist.
Nun ist höchst unsicher, ob das Land nach diesem Beschluss zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zugunsten dieses Salzburger Bezirks so tief in die Tasche greifen wird. Ein Zentrum für Kreativität in Form "Kubus 1024" als kultureller Nahversorger für die dort lebenden Menschen und zugleich ein Impuls zur Ansiedlung neuer Betriebe hätte dem Lungau, seinen Menschen und seiner Jugend gut getan. Aber das ist durch eine so kurzsichtige Entscheidung und falsche Prioritätensetzung zunichte gemacht worden.
Univ.-Prof. Barbara Wolf-Wicha war in der letzten Arbeitsoperiode Vorsitzende des Salzburger Landeskulturbeirats und hat sich mit diesem Gremium sehr für den Bau des "Kubus 1024" eingesetzt.