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Kultur bei den Zwergen hinter den sieben Bergen

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

25/11/11 Es könnte nicht besser zusammenfallen: die gerade brandheiße Diskussion ums Zusammenlegen von Gemeinden und die Nachricht, dass Tamsweg das Kulturhaus „Kubus 1024“ endgültig zurückgeschmettert hat.

Freilich, man kann, muss sogar mit den hohen Kosten fürs Gemeindesalär argumentieren dürfen: Tamsweg ist eben im Winzig-Landesteil Lungau des Miniaturbundeslandes Salzburg ein rechter Zwergenort. Die Gemeinde hätte ordentlich zu stemmen gehabt mit dem Geld für den Kubus 1024. Das Land hat durchaus Problembewusstsein gezeigt und hätte der Gemeinde beim Bau finanziell deutlich engagierter als bei vergleichbaren kommunalen Bauvorhaben unter die Arme gegriffen. Schließlich hätte der Kubus 1024 für die ganze, kulturell geographisch und infrastrukturell nicht gerade begünstigte Region einen Impuls gesetzt.

Wenn man tatsächlich nur die Gemeindegrenzen im Auge hat, liegen die schwarzblauen Gemeindeväter von Tamsweg schon richtig mit ihren flauen Ängsten: Wo ein Kulturhaus, dort wächst Kultur, das ist die Zweckbestimmung. Wo ein Dach, suchen neue, engagierte Initiativen Unterstand. Das kostet Geld, keine Frage, und die Spirale führt nach oben.

Der Kubus 1024 wäre ein Haus für den ganzen Bezirk gewesen. St. Michael, Mauterndorf, Mariapfarr, Ramingstein und wie die mehr oder weniger Katzensprünge entfernten Ortschaften alle heißen: Kulturengagierte von überall dort hätten sich im Kubus 1024 zusammengefunden. Vielleicht ist Tamsweg wirklich zu zwergenhaft, um dauernde Kultur-Gastfreundschaft zu gewähren. All die Orte sollte man im Ernstfall durchaus um ihren Finanzbeitrag bitten dürfen und sich nicht nur aufs Land ausreden.

Gerade darum geht es bei der Gemeindezusammenlegung: Es sollte nicht alles verzwergt sein in den Gemeindestuben, das Kulturverständnis schon gar nicht. Wenngleich man bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen die „Wir-sind-wir“-Mentalität so recht lustvoll und ungehindert ausleben darf.

Leopold Kohr wird hierzulande als Heiliger gehandelt mit seinem Plädoyer für die kleinen Einheiten. Er mag fallweise Recht haben, manches kann aber wirklich zu klein sein. Kultur zum Beispiel eignet sich ganz, ganz schlecht zum minimalisierten Denken.

Und ein Denkanstoß: Auch im Lungau selig steckt keineswegs mehr Leben in jedem Pfarrhof – Kirchturmdenken funktioniert auch in lokalen Kernbereichen nur mehr theoretisch.

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