Ein Glühwein zu Violettas Tod
STICH-WORT
25/07/15 Was spricht eigentlich dafür, die Schritte nicht Richtung Festspielbezirk, sondern zu den Festspielnächten auf den Kapitelplatz zu lenken? Ein Motiv könnte sein, keine „Fidelio“-Karte, und auch keine für Muti mit den Wiener Philharmonikern ergattert zu haben...
Von Reinhard Kriechbaum
Das sind jedenfalls Termine, die live oder leicht zeitversetzt übertragen werden bei den diesjährigen Siemens Festspielnächten. Drüben, am Ort des Geschehens, ist schon ausverkauft.
Die Partnerschaft zwischen dem Hauptsponsor Siemens und den Salzburger Festspielen besteht seit zwanzig Jahren, die Festspielnächte auf dem Kapitelplatz finden zum 14. Mal statt. Heuer dauern sie von heute Samstag (25.7.) bis 30. August.
Nicht nur von lauen Sommernächten ist bei einer solchen Zeitspanne zu berichten. Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich an die legendäre „Travata“-Premiere mit Anna Netrebko. Eine Reportage von diesem lauschigen Ort sollte es werden, von kollektiver Freude. Doch das Kultur-Volksfest damals litt stark unter nächtlicher Unterkühlung. Damals gab's sogar Glühwein für die Frierenden, die trotzdem bis zu Violettas Ende ausharrten.
In Kooperation mit den Salzburger Festspielen, dem ORF Salzburg und Unitel werden also auch heuer fünf Wochen lang neben historischen Produktionen auch viele Highlights aus dem aktuellen Spielplan gezeigt. 57 Festspielproduktionen kostenlos, dass ist schon was. Die Übertragungen finden in modernster Audio- und Videotechnik auf einer tageslichttauglichen LED-Leinwand statt - deshalb funktioniert Miti am 16. August live um 11 Uhr Vormittag.
Normalerweise ist es anders, als die Bilder auf dieser Seite zeigen: Es gibt reguläre Sitzgelegenheiten in großer Zahl, man ist weder auf den Fahrradsattelnoch auf Container-Logenplätze angewiesen. „Mit den Siemens Festspielnächten und dem Siemens Kinderfestival haben wir eine einzigartige Verknüpfung von Kultur und Technik geschaffen, lobt Wolfgang Hesoun, Generaldirektor Siemens Österreich, das tatsächlich hoch zu preisende Engagement des Konzerns. „Als führendes Technologieunternehmen und einer der größten Arbeitgeber des Landes sehen wir unsere gesellschaftliche Aufgabe auch darin, Menschen Kunst und Kultur zugänglich zu machen.“
„Das gibt es nirgendwo auf der Welt: Ein Festspiel, das noch in derselben Spielzeit Produktionen zum Null-Tarif überträgt. Dafür sind wir Siemens, dem ORF und Unitel sehr dankbar“, freut sich Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.
Roland Brunhofer, Landesdirektor des ORF Salzburg, weist natürlich auf die Rolle des ORF quasi als Material-Zulieferer hin. Unitel-Geschäftsführer Jan Mojto fügt hinzu: „Die Aufzeichnungen, die wir in Salzburg seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem ORF in höchster künstlerischer und technischer Qualität anfertigen, rechtfertigen sich, wenn sie möglichst vielen Interessenten über alle möglichen Wege und nicht nur über das Fernsehen gezeigt werden.“ Unitel ist stolz darauf, inzwischen über 100 Produktionen, darunter mehr als 80 Opern-, Ballett- und Konzertmitschnitte, dokumentiert zu haben und freut sich über die Möglichkeit, diese bei den Siemens Festspielnächten einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.“
Mit dem Siemens Kinderfestival, das jeweils an den Wochenenden stattfindet (Freitag bis Sonntag ab 16 Uhr) erreichte man zuletzt rund 2.000 Kinder. Das junge Publikum darf sich diesmal auf märchenhafte Aufführungen wie „Hänsel und Gretel“, „Max und Moritz“, „Die Zauberflöte für Kinder“ oder „Peter und der Wolf“ freuen.
Erstmalig werden Infoscreens am Kapitelplatz installiert, bei denen sich die Besucher über Programm, Gewinnspiel, Social Activities und vieles mehr informieren können. Auf der Facebook-Seite gibt es ein Voting für die „Jedermann“-Wahlnacht am 16. August. Fünf Produktionen stehen zu Auswahl.
Seit 1996 unterstützt Siemens die Salzburger Festspiele als Projektsponsor und seit 1999 als Hauptsponsor. Vor genau 20 Jahren wurde – wie in diesem Jahr – eine Vorstellung von „Fidelio“ aufgezeichnet und auf einer Leinwand auf dem Domplatz gezeigt. Jährlich, so schätzt man, erreicht man rund 70.000 Menschen auf dem Kapitelplatz bei den Festspielnächten.
