Allerseelen-Bratschen
STICH-WORT
31/10/19 Kommt der Termin für ein Bratschen-Festival ausgerechnet über Alllerheiligen und Allerseelen deshalb zustande, weil Wetter, Herbstlaub und Seelenstimmung direkt in Richtung gedeckter Farben weisen?
Kann nicht sein, weil es sind ja Bratschen-Fetischisten am Werk. Das Programm zum Allerseelen-Bratschen hat Thomas Riebl, Bratschen-Professor an der Universität Mozarteum, konzipiert. Mitveranstalter ist die Deutsche Viola-Gesellschaft. Und da geht es ja gleich mit Thrill los, am Nachmittag des 1. Novembers: mit einem Konzert auf der fünfsaitigen Tenorbratsche. Da kommt also zu den vier Saiten noch eine tiefere dazu, so dass man beispielsweise Schuberts Arpeggione-Sonate (für Cellisten ein rechtes G'wirks vom Tonumfang her) drauf spielen kann. A propos spielen können: Mozarts Klarinettenkonzert in einer Bratschen-Version gehört wahrscheinlich zu den eigentümlicheren Begegnungen bei dem dreitägigen Treffen mit Konzerten, Vorträgen, Masterclasses und dergleichen.
Über Bratschisten gibt es mehr Witze als über andere Instrumentalisten. Das ist ungerecht und es ist wahrscheinlich höchste Zeit, dem Berufsstand Gerechtigkeit angedeihen zu lassen. Die Diskussionsveranstaltung „Als Bratscher/in im Streichquartett“ ist dazu gewiss geeignet. Veronika Hagen, William Coleman, Peter Langgartner und Thomas Riebl (im Bild) sind absolut lautere Fürsprecher zum Thema.
Zum Namen Rebecca Clarke (1886-1979) fällt vermutlich den wenigsten Menschen etwas ein – die gebürtige Britin hat jedenfalls eine Bratschensonate geschrieben. Das war vor genau hundert Jahren, die Jahreszahl 1919 gibt einem der Konzerte im Solitär das Motto. Da sind außer besagter Sonate auch die Viola-Sonate von Paul Hindemith und eine Suite von Ernest Bloch zu hören. Weil alle Konzerte und Lectures bei freiem Eintritt stattfinden also wohl eine doppelt gute Gelegenheit, sich auf eher Ausgefallenes und Abseitiges einzulassen. (dpk-krie)