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Schaut so Demokratie aus?

MDM MÖNCHSBERG / UNDER PRESSURE

05/12/13 Urlauber im Kriegsgebiet. Nieder geknüppelte Demonstranten in der Demokratie. „Fallschirmspringer“ in Mauthausen… In der Ausstellung „Under Pressure. Politik in der zeitgenössischen Fotografie“ zeigt das Museum der Moderne Arbeiten, die sich politischen Themen im Medium der Fotografie widmen.

Von Heidemarie Klabacher

305Zentrales Thema der Ausstellung „Under Pressure“ sind politische Fragestellungen und Situationen, in denen sich Menschen in Extremsituationen befinden oder „unter Druck“ stehen, sei es durch ein Regime, Repressionen, durch gesellschaftspolitische Umwälzungen, Kriegsgeschehen oder Vertreibung.

Mit der Schau „Under Pressure. Politik in der zeitgenössischen Fotografie“ präsentiert das Museum der Moderne Salzburg vorwiegend Neuzugänge der Fotosammlung des Bundes (bm:ukk – Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur) aus den letzten fünf Jahren. Im Fokus stehen fotografische Arbeiten, die sich mit politischen Themen und Ereignissen kritisch auseinandersetzen. Vorgestellt werden insgesamt elf Werkserien nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler. Dazu zählen Foto und Videoarbeiten von Klaus Fritsch, Arno Gisinger, Manfred Grübl, Markus Krottendorfer, Tatiana Lecomte, Markus Oberndorfer, Krzysztof Pijarski, Oliver Ressler, Isa Rosenberger oder Gregor Sailer sowie eine Installation von Lukas Birk und eine Diainstallation von Heidrun Holzfeind. Sie alle wurden zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren geboren wurde. Kuratorin Katja Mittendorfer-Oppolzer hat die Schau in vier Kapitel gegliedert.

306Im Kapitel „Spuren der Geschichte“ befassen sich Klaus Fritsch, Arno Gisinger, Tatiana Lecomte, Markus Oberndorfer, Krzysztof Pijarski und Isa Rosenberger mit der Wahrnehmung und Rezeption von Geschichte. Der Österreicher Klaus Fritsch (Jahrgang 1963) untersucht in „Oswiecim“ die topografischen Grundlagen dieses Ortes, „der unter dem Namen Auschwitz zum Inbegriff der Grausamkeit wurde“. Er untersucht, inwieweit sich die Geschehnisse der Vergangenheit in diesen Ort eingeschrieben haben. Die Französin Tatiana Lecomte (Jahrgang 1971) suchte für die Farbfotoserie „Fallschirmspringerwand“ jene steile Wand des Steinbruchs „Wiener Graben“ im Konzentrationslager Mauthausen auf, über die die Häftlinge in den Tod gestoßen wurden – im Lagerjargon zynisch Fallschirmspringerwand genannt.

Im Kapitel „Geschlossene Städte“ konfrontieren Markus Krottendorfer und Gregor Sailer die Betrachter mit politisch motivierten architektonischen Spuren in der Landschaft. In der Arbeit „Das Drei-Schluchten-Projekt“ macht der Österreicher Markus Krottendorfer (Jahrgang 1976) Chinas gigantischesBauvorhaben, den Drei-Schluchten-Staudamm am Fluss Jangtsekiang, zum Inhalt einer achtteiligen Fotoserie.

307Im Kapitel „Ziviler Widerstand“ zeigen Manfred Grübl, Heidrun Holzfeind und Oliver Ressler Formen politischen Ungehorsams auf. Der Österreicher Manfred Grübl (Jahrgang 1965) richtet in „Anna Stepanowna Politkowskaja“ den Fokus auf die im Oktober 2006 ermordete russische Journalistin, die während des Tschetschenien-Krieges – abweichend von den offiziellen Darstellungen aus der Krisenregion - berichtet hatte. Ebenfalls ein Österreicher ist Oliver Ressler (Jahrgang 1970). Er greift in seinem Video „This is what democracy looks like“ den Polizeieinsatz beim Weltwirtschaftsgipfel 2001 in Salzburg und die Demonstrationen der Globalisierungsgegner auf.

Ein der jüngsten ausstellenden Künstler ist Lukas Birk (Jahrgang 1982). Er führt im Kapitel „Tourismus im Krisengebiet“ mit seiner Installation Kafkanistan die Absurdität von Tourismus in Krisengebieten wie Afghanistan oder Pakistan vor Augen.

Führt die verstärkte Nutzung von fotografischen Medien in der Kunst möglicherweise auch zu einer forcierten Auseinandersetzung mit der Realität? Welche Form von Realität wird in diesen fotografischen Arbeiten präsentiert? Das sind einige der Fragen, die diese Schau stellt. Gefragt wird aber etwa auch, aus welchem Impetus und aus welcher Situation heraus diese Arbeiten entstanden sind.

308So entstanden einzelne Werke in der Ausstellung auf Basis von Kunststipendien und somit unter privilegierten Bedingungen, im Unterschied zu den dargestellten Situationen und den jeweiligen Orten. Ein weiterer Aspekt der Ausstellung betrifft die Frage, so die Kuratorin der Ausstellung von Katja Mittendorfer-Oppolzer, „mit Hilfe welcher Bilder wir uns historische politische Ereignisse in Erinnerung rufen“. Tatsächlich sei  unsere Vorstellung von Geschichte stark von Fotografien geprägt, „welche uns bildlich begreifbar machen sollen, was geschehen ist“.

Dabei werde das fotografische Medium nicht selten manipulatives oder subjektives Instrument missbraucht, um den Betrachtern eine konstruierte „Realität“ vorzuspiegeln: „Schließlich haben nicht nur die Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung, sondern auch jeder einzelne höchst individuelle Eindrücke und Erinnerungen von aktuellen und vergangenen Ereignissen, die sich jedoch stets als (Rück-)Blicke aus gegenwärtiger Perspektive darstellen.“

Under Pressure. Politik in der zeitgenössischen Fotografie – MdM Mönchsberg bis 2. März 2014 - www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM

 

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