Nicht für die Katz
MUSEUM DER MODERNE / JAHRESPROGRAMM
25/01/13 Alex Katz und Rudy Burckhardt mit ihren Impressionen aus New York und Maine. Hubert Scheibl mit Plants & Murders. Die Landschaft als Thema der Moderne und der Gegenwart. Video und Co und die Anfänge der Medienkunst: Das MdM präsentierte sein Jahresprogramm 2013.
Von Heidemarie Klabacher
Es wird die erste umfassende Ausstellung mit Gemälden des amerikanischen Künstlers Alex Katz in Österreich: Die Retrospektive unter dem Titel „New York/Maine“ zeigt von 9. März bis 7. Juli malerische Werke, die an den wichtigsten Schauplätzen der künstlerischen Tätigkeit von Alex Katz in sechzig Jahren von 1952 bis 2012 entstanden sind: eben in New York und im US-Bundesstaat Maine, wo der Künstler seit 1954 ein Atelierhaus besitzt. Main und New York sind seit Jahrzehnten Lebensmittelpunkte für Katz. Seine spezielle Verbindung zu Maine geht auf das Jahr 1949 zurück, als er dort die Skowhegan School of Painting und Sculpture besuchte. Und als typischer New Yorker Künstler verbringt Katz die Sommermonate auf dem Land, in Lincolnville, Maine.
Die Schau im Museum der Moderne Mönchsberg ist eine Kooperation mit dem Colby College Museum of Art, Waterville/Maine: Dort befindet sich eine Sammlung mit etwa siebenhundert Werken von Alex Katz. Dazu gehört etwa sein gesamtes druckgrafisches Oeuvre. Etwa die Hälfte der vom MdM präsentierten Werke stammt aus Maine, dazu kommen Leihgaben Europäischer Museen und Privatsammlungen.
Paralell zur Katz-Ausstellung zeig das MdM auch die Ausstellung "Rudy Burckhardt. New York/Maine": Rudy Burckhardt, ein Freund von Alex Katz, hat ebenfalls an den beiden Brennpunkten gearbeitet: Die unterschiedliche künstlerische Umsetzung der Eindrücke zweier enger Freunde werde so nebeneinander- und gegenüberstellt, so das MdM. Rudy Burckhardt (1914-1999) stammte aus der Schweiz, emigrierte 1935 in die USA und arbeitete als Fotograf und im Bereich des Experimentalfilms.
Was kommt noch 2013, in der letzten von Toni Stooss verantworteten Saison? Das MdM blickt wieder in seine eigene Sammlung und präsentiert als Schwerpunkt heuer Werke zum Thema „Landschaft“: „Neben dem Menschenbild ist die Landschaft als menschlicher Lebensraum ein Hauptthema der umfangreichen Sammlung des MdM und spannt einen Bogen vom frühen 20. Jahrhundert in die Gegenwart.“ In der Ausstellung „Land in Sicht! Landschaftsdarstellungen aus der Sammlung“ von 21. März bis 23. Juni werden die Rolle der Landschaft in Moderne und Gegenwartskunst reflektiert.
Ebenfalls aus dem eigenen Bestand nährt sich die Schau „Video & Co. Mediensammlung des MdM Salzburg“: Diese Ausstellung bietet von 7. Juli bis 20. Oktober überhaupt zum ersten Mal einen Einblick in diesen Sammlungsbereich. Im Zusammenhang mit dem Aktionismus der 1960er- und 1970er-Jahre wurde Videokunst zum fixen Bestandteil der künstlerischen Praxis, und da liegen die Anfänge der Sammlung.
Ebenfalls in die Natur blickt Hubert Scheibl mit seinen Arbeiten in der Schau "Plants & Murders" – und kommt zum Ergebnis, dass der Natur der Mensch ziemlich Wurscht ist: Hubert Scheibl, 1952 in Gmunden geboren, studierte bei Max Weiler und Arnulf Rainer in Wien und gehörte in den 1980er-Jahren der österreichischen Künstlergruppe „Neue Wilde“ an. Scheibl konfrontiert eigene Werke mit botanischen Modellen von Robert Brendel, die gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Lehrobjekte in Berlin entstanden sind.
Die Ausstellung wurde in ähnlicher Form im Sommer 2012 im Museum der Bildenden Künste Leipzig erstmalig gezeigt. Ab 20. Juli wird sie in Salzburg in erweiterter Form vorgestellt. Gleich drauf (ab 27. Juli) wachsen auch schon „Flowers & Mushrooms“: Diese Ausstellung bestreitet das Schweizer Künstlerduo Peter Fischli/David Weiss. Fischli und Weiss setzen sich seit Jahren mit dem Thema „Klischees“ rund um Blumen, Pflanzen und Schwammerl auseinander: Untersucht hätten sie die „Bedeutungsebenen von Blumen und Pilzen als Symbolträger in der zeitgenössischen Kunst“. Untersuchungsergebnis sind Fotografien aber auch Plastiken und Installationen.
"Blumen werden vorrangig mit ihrer dekorativen Funktion in Verbindung gebracht. Ihr hübsches, schmückendes Erscheinungsbild gilt seit dem Biedermeier als Sinnbild für ein perfektes gutbürgerliches Interieur. Erst eine nähere Betrachtung der vielfältigen symbolischen Verwendung in der Kulturgeschichte bringt weitere Bedeutungsebenen, die sich nicht selten auf das Abgründige und Ambivalente der menschlichen Existenz beziehen, zum Vorschein.“
Auch die jüngere österreichische Künstlergeneration wird in kleineren präsentationen zu Wort kommen, etwa das Künstlerkollektiv „Büro Josef Böhm“, Elisabeth Schmirl, Barbara Musil und Tanja Boukal. Die Reihe „Schaufenster zur Sammlung“ und die Sammlung FOTOGRAFIS bieten Einblicke in die reichhaltige Österreichische Fotogalerie, die am MdM beheimatet ist. Eine der wichtigsten österreichischen Fotoauszeichnungen, der Otto-Breicha Preis für Fotokunst wird heuer zum 14. Mal vergeben. Preisträger ist diesmal Matthias Herrman.
Die Besucherbilanz 2012 fällt erfreulich aus. Mit insgesamt 126.634 Besuchern verbuchte das MdM das drittbeste Ergebnis in der Museumsgeschichte. Im Rupertinum zählte man 3.150 Kunstinteressierte mehr, unterwegs auf den Mönchsberg sind aber gegenüber dem Jahr 2011 8.027 Besucher auf der Strecke geblieben.
Was mit dem „Affentor“ von Jörg Immendorff passiert, das jetzt wenig vorteilhaft im engen Hof des Rupertinum steht, ist noch nicht geklärt. Man hat ein Ansuchen gestellt, es wieder auf dem Max-Reinhardt-Platz aufstellen zu dürfen. Die Politik hat noch nicht entschieden.
Mit dem Umbau des Wasserturms wird es ernst. Seine Adaptierung für Zwecke der Kunstvermittlung soll im März beginnen und im Frühjahr 2014 abgeschlossen sein. Indirekt eröffnete, wie berichtet, die Rückgabe von Klimts Gemälde „Litzlberg am Attersee“ an den rechtmäßigen Erben Georges Jorisch die Chance auf die Sanierung des Gebäudes. Insgesamt wird Jorisch zwei Millionen Euro spenden, zum Dank werde der Wasserturm künftig „Amalie Redlich Turm“ (nach der ursprünglichen Klimt-Besitzerin) heißen, kündigte der MdM-Direktor Toni Stooss an.
Ein Dauerthema seit Jahren ist das dringend notwendige unterirdische Depot auf dem Mönchsberg. Stand der Dinge: Die endgültige Baugenehmigung der Stadt liegt seit Dezember vor. Jetzt braucht bloß noch das Land das nötige Kleingeld zusagen. „Wünschenswert wäre ein Baubeginn nach Fertigstellung des Wasserturms im Frühjahr 2014.“