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Räume für den Raum

MUSEUM DER MODERNE MÖNCHSBERG / SAMMLUNG VERBUND

24/10/12 Da ist der Stadtraum, in dem einst Immanuel Kant herumspaziert ist. Da ist der Ausstellungsraum, der plötzlich geteilt wird, weil jemand Wollfäden hineingespannt hat. Und da ist natürlich auch der Wohnraum, der zu sehen ist, wenn man die Holzverkleidung von der Hauswand schält.

Von Heidemarie Klabacher

Wenn in einem so öffentlichen Raum wie einem Museum sich plötzlich ein derart privater Raum wie ein Klohäusl auftut entsteht tatsächlich mit einem ironischen Kniff eine interessante Spannung: Die neue Ausstellung im MdM Mönchsberg heißt denn auch open spaces | secret places. Gezeigt werden Werke aus der SAMMLUNG VERBUND, deren Schöpfer sich auf unterschiedliche Weise mit der Wahrnehmung von „Räumen und Orten“ auseinandersetzen.

Aus der Sammlung Verbund, einer bedeutenden österreichischen Sammlung für zeitgenössische Kunst, werden 21 Künstlerinnen und Künstler mit 38 Arbeiten und Werkgruppen gezeigt. Der erste Teil der Ausstellung gilt der Fotografie. Von Jeff Wall etwa sind zwei großformatige Arbeiten, die wie Citylight-Reklamen von hinten beleuchtet sind und allein deswegen schon besonders plastisch wirken. Zu sehen sind hochartifizielle Kompositionen aus 1991, 2001 und 2003, die auf den ersten Blick wie Schnappschüsse wirken: zwei Burschen etwa, die durch eine Hecke kommen und ihre Sporttaschen voraus geworfen haben – auf eine Wiese vielleicht. Aber was sind dann das für seltsame Vertiefungen und was für künstlich wirkende Blumen? Tatsächlich ist es ein verlassener Friedhof, der da eher an ein Nichts im Irgendwo, denn eine gewöhnliche Reihenhaussiedlung zu grenzen scheint.

Joachim Koester hat in der Reihe „Kant Walks“ in Königsberg jene Stätten im Heute dokumentiert, die seinerzeit Immanuel Kant bei seinen Nachmittagsspaziergängen aufgesucht hat. Bernd und Hilla Becher haben Industriedenkmäler fotografiert und in Serie geschaltet. Von Tom Burr ist das Klohäusl – ein in der Mitte gespaltenes mehrsitziges Plumpsklo, sowie die Fotoserie „Unearthing de Public Restroom“ mit historischen öffentliche Toilettenanlagen. Von der Sozialgeschichte der Hygiene bis zum Drogenmissbrauch auf Bahnhofstoiletten tun sich Perspektiven und auf.

Der zweite Teil der Ausstellung gilt sich der persönlichen Raumerfahrung. Dazu gehört etwa der von Ernesto Neto mit Nylon überzoge Käfig, der als Bild für die Tiefenschichten menschlichen Psyche steht. Gordon Matta-Clark reißt Räume und Häuser auf, spaltet sie oder schlägt Schneisen durch. Das ist altdurchaus wörtlich zu verstehen: so hat er etwa durch ein Abbruchhaus einen Tunnel getrieben. Das Centre Pompidou wollte man ihn nicht durchsägen lassen, hieß es bei der Presseführung zu open spaces | secret places.

Immer wieder faszinierend ist die die Begegnung mit Fred Sandback und seinen „Raumteilern“ aus schlichten Wollfäden. Anthony McCall erfüllt einen verdunkelten Saal mit einem Lichtkegel, der nur im Nebel sichtbar wird. Beiden Künstlern gelingt es, Raum zu erschaffen ohne ihn zu bauen.

open spaces | secret places. Werke aus der Sammlung Verbung  ist bis 3. März 2013 zu sehen - www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM

 

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