Die allerletzte Chance
BAROCKMUSEUM / SCHLIESSUNG
27/08/12 Wer schon lange nicht drin war, muss sich jetzt sputen. Nur noch diese Woche hat das Salzburger Barockmuseum im Mirabellgarten geöffnet. Um den Abschied ein wenig schwerer zu machen, gibt es am kommenden Wochenende (1./2. September) Tage der offenen Türen.
Von Reinhard Kriechbaum
Seit Jahresbeginn schon ist die Institution den Salzburg Museum einverleibt, und am 3. September ist der Standort Vergangenheit. Die Bestände wandern vorerst ins Depot. Was davon man in welcher Form wieder zu sehen bekommt – für Sonderausstellungen im Gespräch sind die linken Dom-Oratorien im entstehenden Museums-Konglomerat rund um den Domplatz – wird die (ungewisse) Zukunft weisen.
1973 ist das Salzburger Barockmuseum in der ehemaligen Orangerie des Mirabellgartens eröffnet worden, museale Unterkunft für die von dem Kunsthistoriker, -sammler und -händler Kurt Rossacher (1918-1988) gestiftete Privatsammlung. Das Besondere und Einzigartige: Rossacher hatte sich auf Zeichnungen, Ölskizzen und Bildhauermodelle aus dem 17. Und 18. Jahrhundert konzentriert. In der Hauptsache also auf kleinformatige Entwürfe für später in repräsentativen Größen realisierte Gemälde, Fresken, Statuen. Die spontane Idee des Entwurfs macht den Reiz und für die Kunsthistoriker den Ansatz für vertiefende Forschungen aus. Mehrmals jährlich sind die „Barockberichte“ erschienen – ein Publikationsorgan für Barockkunst nicht zuletzt auch mit starkem Salzburg-Bezug. Das Barockmuseum habe „als Plattform internationaler Barockforschung“ gegolten, sagt Regina Kaltenbrunner.
Das Ende ist sehr schnell gekommen, und so wurde – unerwartet – die derzeitige Sonderschau „Die Kunst zu wohnen“ zur letzten Ausstellung. Es sind Ausschneidebögen aus der Mozart-Zeit, die die Ausstattung eines barocken Hauswesens illustrieren.
Letzte Chance aber bis nächsten Sonntag, die Sammlung als Ganzes in der ursprünglichen Hängung zu sehen. Es sind Arbeiten von Gian Lorenzo Bernini (dem Schöpfer des Hochaltars im Petersdom) darunter, von Luca Giordano und von Peter Paul Rubens. Natpürlich von dem in Laufen Salzburg geborenen Johann Michael Rottmayr, der unter anderem im Kloster Melk und in der Karlskirche in Wien grandiose Fresken hinterlassen hat. Einige Ölskizzen stammen auch von Matthäus Günther aus Bayern oder von Mitgliedern der in Österreich und Bayern tätigen Bildhauerfamilie Zürn. 39 Jahre hatte das Barockmuseum in dieser Form bestand.