Kurz vor der Sperrstunde
HINTERGRUND / BAROCKMUSEUM
24/05/12 „Was am Emails eintrudelt, ähnelt Kondolenzschreiben“, sagt Regina Kaltenbrunner mit Leichenbittermiene. Die kann ihr keiner verargen: Am 3. September werden die Exponate der letzten Sonderausstellung verpackt und auch die Eigenbestände wandern ins Depot des Salzburg Museums. Und das ist dann das Ende des Salzburger Barockmuseums im Mirabellgarten.
Von Reinhard Kriechbaum
1973 ist das Salzburger Barockmuseum in der ehemaligen Orangerie des Mirabellgartens eröffnet worden, gespeist aus Ölskizzen der Sammlung Kurt Rossacher. Zuvor waren hier die Gärtnerwohnung und der Malersaal des Landestheaters. Mit gemalter Illusion hatte das Gebäude also schon länger zu tun.
Seit 1996 ist Regina Kaltenbrunner Leiterin. „Mit 6.000 Besuchern habe ich begonnen, im Vorjahr waren es 24.300“, sagt sie. Damit hat die Besucherstatistik eine deutlich ansteigende Linie, wogegen die finanzielle Gebarung beinahe eine schnurgerade und niedrig liegende Horizontale bildet. „In all den Jahren hatten wir das gleiche Budget.“ Mit großem persönlichen Einsatz ist es Regina Kaltenbrunner und ihrem Team trotzdem gelungen, bis zu sechs Sonderausstellungen pro Jahr zu realisieren. Wie sich immer wieder zeigte, waren Ideen für Themen und Insider-Kontakte entscheidender als der Geld-Input. Die allerletzte Schau „Die Kunst zu wohnen“ kommt aus deutschem Privatbesitz. So etwas zu präsentieren, kostet wenig und ist vom Thema her reizvoll (eine Art Ausschneide-Puppenstube aus der Mozartzeit). Kleine, feine Ausstellungen an dem sympathisch überschaubaren Ort werden fehlen.
Dass dies die letzte Ausstellung im Barockmuseum sein wird, hat Regina Kaltenbrunner nicht gewusst. Man habe mit einer längeren Auflösungsphase gerechnet. Aber die Salzburger Museums GesmbH, zu der das Barockmuseum gehört, will im Herbst keine Miete mehr in der Orangerie bezahlen, heißt es. „Als letzte Ausstellung hätte ich eine hochkarätige Schau mit Handzeichnungen gemacht, für die das Barockmuseum oft gerühmt wurde.“ Aber auch „Die Kunst zu wohnen“ passt recht gut, denn der barocken Alltagskultur widmete Regina Kaltenbrunner eine ganze Reihe von kleinen Ausstellungen.
„Wir verlieren ein Paradies“, sagt sie, und die persönliche Enttäuschung ist ihr anzumerken. Sie und ihre Mitarbeiter – Angestellte des Magistrats Salzburg – sind nun dem Salzburg Museum eingegliedert, so wie die Bestände des Barockmuseums. Um je 165 Ölskizzen und Graphiken sowie um knapp fünfzig vorwiegend kleine Skulpturen (Bozzetti) geht es. Für die riesige „Diana“ muss erst noch ein Platz gefunden werden. Ein Plätzchen tut’s nicht, denn die marmorne Dame passt weder ins Museumsdepot noch eigentlich sonst irgendwohin. Im Freien sollte sie auch möglichst nicht stehen, aus konservatorischen Gründen.
Im geplanten Museumsrundgang um den Domplatz – wann auch immer er nun Realität wird – werden die Bestände des Barockmuseums ein Reservoir für Sonderausstellungen bilden. Solche werden in den linken Oratorien des Doms stattfinden. Man wird sich den Platz also mit dem Dommuseum und anderen potentiellen Partnern teilen müssen. Wie das alles konkret aussehen wird, wird von den räumlichen und finanziellen Möglichkeiten der Salzburger Museums GesmbH ebenso abhängen wie von den inhaltlichen Zielen des künftigen Museumsdirektors. Und nicht zuletzt davon, ob die Chemie stimmt zwischen ihm und Regina Kaltenbrunner, die dann Leiterin einer künftig einzurichtenden Barock-Abteilung des Salzburg Museums sein wird.
Und bis dahin liest Regina Kaltenbrunner also die Emails, in denen die Schließung des Barockmuseums als eigenständige Institution allgemein beklagt wird. Das Museum erfahre „unerwartete Anerkennung“, sagt sie, und ihre Miene hellt sich kurzzeitig deutlich auf.