Illustration der Ungewissheit
RESIDENZGALERIE / „EINMAL UNTERWELT UND ZURÜCK“
19/07/12 Für die Ausstellung „Einmal Unterwelt und zurück“ hat die Reisenzgalerie viel Anschauungsmaterial zusammengetragen. Es sind Zeugnisse quer durch die europäische Kulturgeschichte, die vor allem den Ängsten der Menschen zu jeder Zeit Ausdruck geben.
Von WernerThuswaldner
Schon immer wollte man verlässliche Auskunft darüber, was unsereinen nach dem Tod erwartet. Was darüber im Unlauf ist, sind Legenden und eine Fülle von Mutmaßungen. Ein Heer von Theologen lebt davon, sich Diesbezügliches auszudenken und die Spekulationen fortzuspinnen. Ganz besonders hat sich Augustinus beim Ausschmücken der Höllen-Phantasien hervorgetan. Und in der Gegenreformation waren die Drohungen mit der Hölle ein wirksames Mittel, die verängstigten Gläubigen an die Kandare zu nehmen. Dante hat einen ausführlichen Führer durch das Totenreich verfasst.
Die Residenzgalerie widmet sich diesen Sommer dem großen Thema. Sie unternimmt den Versuch, die Vielfalt der Vorstellungen von der Antike bis heute aufzufächern. Der Titel „Einmal Unterwelt und zurück“ hat etwas Tröstliches. Es gab ja tatsächlich einige, die aus der Unterwelt wieder an die Oberfläche zurück gekommen sind, unter ihnen Herkules, Odysseus, und Orpheus.
In der Antike dachte man, dass die Vulkane Eingänge in die Unterwelt seien. In neuerer Zeit werden diese Zugänge in den Straßen der Stadt durch Litfasssäulen kaschiert.
Die Ausstellung hat eine klare Gliederung. Am Beginn sieht man einen U-Bahnplan, mit dem sich die Schau erschließt. Es folgen dann Räume, die sich einzelne Aspekte der Anderswelt vornehmen. Es wird gezeigt, wie in der Antike über die Unterwelt gedacht wurde. Sie galt als Schattenreich und wurde im Lauf der Zeit in verschiedene Spezialbereiche aufgeteilt. Zu unterst, im Tartarus, büßten die Bösen. Charon besorgte mit dem Boot die Überquerung des Styx. Er wurde mit einer Münze bezahlt, die den toten unter die Zunge gelegt wurde. Für die Griechen lag die Unterwelt im Westen. Höhlensysteme standen im Verdacht, auf geheimnisvollem Weg ins Totenreich zu führen. An den Pforten zur Unterwelt konnten – etwa in Ägypten – Lebensmittel gebracht werden. Es war eine Vorstufe das Caterings.
Höhlen, Grotten, U-Bahnschächte und Keller galten schon immer als unheimliche Ort. Oft hausten dort die Ausgestoßenen, und suspekte Gestalten zogen sich dorthin zurück.
Die Beispiele, die zur Illustration herangezogen werden, stammen aus ganz verschiedenen Bereichen, auch Filme sind darunter. Arnulf Rainer hat die Hölle gemalt, Kubin war ein Spezialist, römische Funde aus Salzburg machen Totenbräuche anschaulich. Ein großformatiges Gemälde von Adolf Hiremy-Hirschl , gemalt am Ende des 19. Jahrhunderts, zeigt Hermes, der von einer Schar von Toten mit gestreckten Armen angefleht wird, ins Totenreich geleitet zu werden.
Jüdische und islamische Vorstellungen zum Thema werden zumindest gestreift. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog mit vielen klugen Aufsätzen und Bildmaterial erschienen.