Aug in Aug mit dem Wilden Mann
WILDER MANN BRUNNEN
10/05/12 Dem „Wilden Mann“ schaut man kein zweites Mal mehr auf Augenhöhe ins Gesicht: Ein europaweit rares Stück ist heute Donnerstag (10.5.) wieder einmal auf seinen „angestammten“ Platz zurückgekehrt.
Von Heidemarie Klabacher
Auf dem Hagenauerplatz vor Mozarts Geburtshaus, auf dem heutigen Hanuschplatz und vor der Felsenreitschule ist der Wilder Mann-Brunnen schon gestanden – zunächst immer zusammen mit dem Salzburger Fischmarkt. 1926 wurde der Fischmarkt zurück auf den Hanuschplatz verlegt, der Wilde Mann blieb in der Hofstallgasse. 1937 kam er an seinen heutigen vorläufig wohl letzten Standort.
Der Wilde Mann selber, eine seltene Kupfertreibarbeit vom Beginn des 17. Jahrhunderts, hat durch viele Übersiedelungen und unsachgemäße Restaurierungsversuche schwer gelitten: Blätter seien geknickt oder deformiert worden, viele der feinen „Schuppen“ vom Körper des Wassermanns verloren gegangen, Lötstellen zerstört worden. Aber auch die Konstruktion selber habe gelitten, Verankerungen seien korrodiert, berichtete Landeskonservator Ronald Gobiet heute Donnerstag (10.5.) bei der Neuaufstellung der fertig restaurierten Skulptur.
Sogar Plattfüße hat er sich geholt, weil man ihn unsachgemäß auf selbige gestellt habe. Die Füße des armen Wassermanns wurden zur Fixierung einfach flachgepresst und durchbohrt. Drei Zehen hat er dabei auch eingebüßt, so die Wiener Restauratorin Elisabeth Krebs.
Auch bei den Kaltern rund um die Skulptur – die Becken, die seinerzeit zur Fisch-Zwischenlagerung dienten – sei ein Eingreifen dringend nötig gewesen. Die Becken haben Blei-Inlays bekommen. Ein Standard, der bei den meisten Salzburger Brunnen bereits bestehe, so Gobiet: Die Brunnen hierorts seien aufgrund enger Zusammenarbeit des Bundesdenkmalamtes mit der Stadt Salzburg „bestens in Schuss“. Der Marienbrunnen auf dem Domplatz solle demnächst in Angriff genommen wer den, so Gobiet.
Die Restauratoren haben viel über den Brunnen gelernt, etwa, dass der heute kupfergrüne Wassermann einst farbig bemalt – gefasst – war. Feine Farbspuren, etwa ein Fuzzerl helles Rot im rechten Augenwinkel des Wassermanns, belegen das eindeutig. Dazu gibt es sogar Schriftliches: Beim Magistrat heute sei eine Rechung aufgetaucht, die der Maler Johann Raiter dem Magistrat damals gestellt habe.
Der ehemalige Fischbrunnen gehöre zu jenen wenigen Brunnen in der Stadt, die von den Bürgern selbst errichtet wurden. Die Gesamtkosten damals wurden heute nicht bekannt gegeben, wohl aber die Restaurierungskosten anno 2012: hundertausend Euro kostete das Gesamtprojekt Wilder Mann-Brunnen, 35.000 davon trägt das Bundesdenkmalamt.
Der laubbekränzte schuppige Wilde Mann mit Baumstamm in der rechten und Stadtwappenschild in der linken Hand stehe, so Ronald Gobiet, für das Dämonisch-Unheimliche, aber auch für die aus dem Wasser aufsteigende Kraft zur Abwehr des Bösen. Er steht gegenüber den Festspielhäusern. Ein Schelm, der daraus Schlüsse ziehen will.