Die Kunst einer Zurückhaltenden
PANORAMA MUSEUM / HELENE VON TAUSSIG
21/07/11 Das Salzburg Museum besitzt 19 Gemälde der von den NS-Machthabern aus Salzburg vertriebenen und 1942 in einem KZ ermordeten Malerin Helene von Taussig. Aktuell läuft ein von Verwandten angeregtes Restitutionsverfahren. - Die Bilder, die zurückgegeben werden, können von 23. Juli bis 7. August im Panorama Museum noch einmal besichtigt werden.
Eine vergessene Künstlerin trat erstmals 2002 durch eine Ausstellung im alten Salzburger Museum Carolino Augusteum aus dem Schatten der Vergangenheit: Ihre Kunstwerke sind geprägt von einem temperamentvollen, leidenschaftlichen Malstil. Vom stilistischen Spektrum der Zwischenkriegszeit weicht Helene von Taussigs künstlerisches Schaffen ab: Sie orientierte sich am deutschen Expressionismus à la Jawlensky und Nolde.
Helene von Taussig wurde 1879 in eine jüdische Wiener Familie geboren. Lange blieb es der jungen Frau verwehrt, ihren künstlerischen Ambitionen nachzugeben. „Gesellschaftliche Rücksichten und soziale Erwünschtheit ihres Schaffens waren maßgeblich für diesen frühen Verzicht verantwortlich“, erklärt Nikolaus Schaffer vom Salzburg Museum. „Später hatte sie zwar zunehmend Einblick in das Kunstgeschehen außerhalb Österreichs, war jedoch stets zu zurückhaltend, um der Öffentlichkeit die Außergewöhnlichkeit und Einzigartigkeit ihrer Werke zu präsentieren.“
Ab 1918 lebte sie in einem von Otto Prossinger geplanten Atelierhaus in Anif bei Salzburg, das von den nationalsozialistischen Machthabern arisiert wurde. Im Jahr 1940 vertrieb man die Künstlerin. Taussig fand zunächst Unterschlupf in einem Kloster in Wien, wo sie jedoch aufgegriffen und 1942 im polnischen Konzentrationslager Izbica ermordet wurde.
Ein Teil ihrer Kunstwerke kam auf nicht restlos geklärte Weise – vermutlich bereits zu der Zeit, als man die Künstlerin aus Salzburg vertrieb – ins Salzburger Künstlerhaus. Hier lagerten sie unbeachtet und in schlechtem Zustand in einem Kellerabteil. Der Restbestand ihres Schaffens, 19 Ölgemälde, wurde von Wilhelm Kaufmann vor etwa zwanzig Jahren dem Salzburg Museum übergeben. 18 Bilder wurden nach und nach restauriert und ausstellungsfähig gemacht, eines der Gemälde wird im überlieferten Originalzustand gezeigt.
Frühere Kontakte des Museums zu erbberechtigten Familienangehörigen blieben ergebnislos. Jüngst jedoch haben Nachkommen der Künstlerin ein Restitutionsverfahren beantragt, welchem zugestimmt wurde. Das weitere Schicksal der Bilder ist ungewiss: Es hängt in erster Linie von der für die Rückgabe der Bilder gesetzlich notwendigen Einigung der Erben ab.
(Salzburg Museum)