Wege ins Museum
FEUILLETON / SALZBURG MUSEUM
13/04/11 Kustoden vom Salzburg Museum berichten aus Anlass der Schau „Für Salzburg gesammelt“ über die verschlungenen Pfade, wie Stücke in ihre Obhut gekommen sind. Es sind oft Überraschungen und Zufälle.
Ein Phänomen, das es vor sechzig Jahren sicher noch nicht gab, ist in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts traurige Realität: Eine wunderschöne, filigrane Schmuckgarnitur im Originaletui, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist und als Erbstück von Generation zu Generation weitergereicht wurde, findet bei den Jungen der Familie kein Interesse mehr. Am 19. Februar 2008 kommt ein älteres Ehepaar ins Salzburg Museum, um die von ihnen geliebte Schmuckgarnitur der Sammlung Angewandte Kunst und Alltagskultur als Schenkung zu übergeben.
„Für das Salzburg Museum ist Schmuck aufgrund seiner Beschaffenheit und Darstellungen ein wertvolles Zeitzeugnis und wichtige Ergänzung der Sammlung“, erklärt Urda Vaelske, die im Salzburg Museum für Angewandte Kunst und Alltagskultur zuständig ist. Die aus winzigen, farbigen Glassteinchen mosaikartig zusammengesetzten Glieder des Colliers, der Ohrclipse und Brosche zeigen antike Stätten Roms – ein mit dem im 19. Jahrhundert zunehmenden Tourismus in Italien besonders beliebtes Motiv auf Schmuckstücken mit Andenken-Charakter. Auf einem beigefügten, oval zugeschnittenen Papier hat eine einstige Besitzerin ihren Wunsch und ihre Bitte auf Verbleib in der Familie niedergeschrieben.
Der Archäologe Wilfried Kovacsovics hat sich plötzlich Bierflaschen gegenüber gesehen: Bei einer Grabung 2006 und 2007 in der Viereckigen Wehr der Festung, der "Nonnenbastei", fanden sich neben vielen anderen Kleinobjekten etwa fünfhundert zumeist vollständig erhaltene Flaschen des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts: viele kleine Fläschchen für Waffenöl, aber auch Bierflaschen sonder Zahl. „Die Flaschen stammen von wenigstens zwanzig verschiedenen Brauereien und lassen sich durchweg in die 1930er und 1940er Jahre datieren. Ein exotisches Feld für einen Mittelalter-Archäologen!
Landesarchäologe Raimund Kastler war bei der Erschließung des Geländes für die Fachhochschule in Puch Urstein plötzlich mit einem Grab aus der späten Hallstattzeit (550-490 v. Chr.) konfrontiert. Da fand sich ein rund dreißig Liter fassendes Weinmischgefäß, ein elitäres Objekt, das österreichweit als Unikat gilt.
Der Museums-Bibliothekar Gerhard Plasser berichtet vom 2002 angekauften Gebetbuch der Kaiserin Caroline Auguste (1792-1873). Darin fanden sich 23 Gebetszettel und getrocknete Blumen sowie handschriftliche Einträge, die angeben, von wem Caroline Auguste diese bekommen hatte: von Erzherzog Rudolf, Erzherzogin Gisela und König Ludwig von Bayern.
Im Jahr 2010 übergab der Salzburger Architekt Gerhard Garstenauer sein gesamtes, wohlgeordnetes Archiv dem Salzburg Museum: Unterlagen zu seinen Bauten und Projekten mit Skizzen, Entwürfen, Plänen, Baudokumentationen und einigen Modellen. Dies war der Anlass, im Museum eine neue Sammlung mit dem Titel „Architekturdokumentation“ zu begründen. Die wichtigen Bauten des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart sind ebenso Inhalt dieser Sammlung wie die großen Projekte des Barock, z.B. die Bauten von Solari, Fischer oder Hildebrandt.
Im Bereich der Musikinstrumente ist das Symphonion - eine Spieldose um 1900 - weit einfacher zu handeln als das „Aluphon" von Werner Raditschnig: Dieses neueste Musikinstrument in der einschlägigen Sammlung ist vier mal vier Meter groß und mehr Klang-Installation als Musikinstrument.
Eine hübsche Gesachichte erzählt Renate Wonisch-Langenfelder, die Sammlungsleiterin im Spielzeiugmuseum: „Eines Tages im Jahr 2007 meldete sich telefonisch ein Herr Broschek, der mitteilte, er habe noch Tiere aus seiner ehemaligen Firma, die nun verkauft sei, und fragte, ob wir uns für diese fürs Spielzeug Museum interessieren würden. Herr Broschek kam etwas später mit seinen Schätzen, ca. fünfzig Stofftieren aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die jüngste Gegenwart, nach Salzburg. Wir waren sofort entzückt vor allem über einen Hund, eine Giraffe, einen Teddy, eine Ente und andere Tiere, die aus 'Notmaterialien' wie Matrazen- und Möbelstoffen oder Wehrmachts-Wolldecken kurz nach Kriegsende hergestellt wurden. Herr Broschek wollte die Stofftiere nicht ganz dem Museum überlassen, und so wurde zunächst eine Sonderausstellung vereinbart, die von Oktober 2007 bis Jänner 2009 im Spielzeug Museum zu sehen war. Nach Ausstellungsende wurden die einzelnen Exponate wieder sorgsam verpackt und Herrn und Frau Broschek übergeben. Einige Tage nach der Übergabe kam das Ehepaar mit den Transportkartons wieder zu uns ins Spielzeug Museum und sagte, dass ihnen die Präsentation und die nette Zusammenarbeit so gut gefallen hätten, dass sie sich entschlossen haben, nun doch alle 'Tiere mit Herz' als Schenkung dem Spielzeug Museum zu überlassen, weil sie dort wohl am Besten aufgehoben seien. Und so kamen Teddy, Giraffe und Co. aus Fieberbrunn in Tirol ins Salzburg Museum!“ (Salzburg Museum/dpk-klaba)