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Bitte nicht mehr ins Depot!

SALZBURG MUSEUM / ARS SACRA

17/12/10 „Mit Nachdruck“ will Museumsdirektor Erich Marx, die Politik darauf hinweisen, „welche Schätze im Depot versteckt sind“: Bis Jänner 2012 präsentiert das Salzburg Museum in seiner sensationellen Schau Kostbarkeiten aus dem Mittelalter. Eine deutlich längere Laufzeit als üblich. Trotzdem verschwinden die aufwändig renovierten Altäre und Schönen Madonnen, Goldschmiedearbeiten und Tafelbilder wieder im Depot.

Von Heidemarie Klabacher

altVom Mittelaltermuseum auf der Festung - das der Museumsleitplan vorsieht - weit und breit keine Spur. Er wolle mit dieser Schau daher auch Lobbyarbeit machen, sagte Erich Marx, der Direktor des Salzburg Museum am Donnerstag (17.12.) bei der Pressepräsentation. Er wolle die Verantwortlichen wieder einmal darauhinweisen, „dass dieses Haus der Startpunkt für ein Konzept war, nicht der Endpunkt“.

Die Gotischen Räume im „Hohen Stock“ der Festung Hohensalzburg, „europaweit einzigartig in ihrer Geschlossenheit“, könnten mit Originalkunst ausgestattet werden: „Die Politiker sollen sehen, welche Möglichkeiten es gibt, welche Schätze die Festung bereichern könnten.“

altTrotzdem ist Ars Sacra mehr als ein Memento für Politiker: Die Schätze lassen einen tatsächlich den Atem anhalten. Die Präsentation ist modern, dabei überaus sinnlich: „Wir wollten einen sensitiven Zugang, keinen Vitrinenwald mit Madonnen“, sagte Peter Husty, der Chefkurator im Salzburg Museum. Viele Statuen und Bilder hängen ziemlich hoch, auch das ist Absicht: Dadurch gewinnen die Kunstwerke an Monumentalität.

Um manche Stücke gibt's sogar internationales G'riss: Zwei Altarblätter von Conrad Laib aus Museumsbeständen sind zur Zeit noch in Brügge, in einer hochkarätig bestückten Mittelalter-Schau. Und im Salzburg Museum? Da kann man auf altVideo sehen, wie sich dort die Leute drängen davor. Die Überwachungskamera liefert die Bilder.   

Am Anfang der Schau steht eine akribisch genaue historische Zeitleiste, die Salzburger Ereignisse in Beziehung zur Geschichte außerhalb setzt. Dann aber werden die Objekte nicht chronologisch präsentiert, sondern thematisch.

Den Ausstellungsräumen sind Themen zugeordnet: Da begegnen sich also Madonnen und "Herrgötter" aus jeweils mehreren Jahrhunderten - und verlocken den Zuschauer zu einer direkten Auseinandersetzung mit den Entwicklungen in der Ikonographie und Darstellungsweise.

In einem der Räume sind Altäre zu sehen, die als Einzelbilder erhalten sind oder als ganz erhaltenes Ensemble wie der Rauriser Altar von 1490 der aufwändig restauriet worden ist. Auch die Halleiner Kreuzigungsgruppe, die Veit Stoss zugeschrieben wird, wurde restauriert. Weitere Räume stehen unter dem Titel „Chrisalttus“, „Maria“ oder „Heilige“. Auch Fragmente aus dem romanischen Dom sind zu sehen, die als "Baumaterial" weiterverwendet und irgendwann wieder gefunden worden sind.

Ein Raum gilt der Musik im Mittelalter. Recycling war im Mittelalter normal: Pergamentblätter, die nicht mehr gebraucht wurden, wurden neu altbeschrieben oder als Einband für neue Bücher verwendet: Choralgesänge auf  Blättern, die in Einbänden gefunden wurden, hat die Salzburger Virgilschola eigens für die Ausstellung aufgenommen.

Die frühesten Stücke der Ausstellung reichen in die Zeit des Heiligen Rupert (700-750), das jüngste Ausstellungsobjekt ist das rekonstruierte Kaiserdenkmal für den Dom zu Speyer, das Hans Valkenauer im Auftrag von Kaiser Maximilian I. 1514 begonnen, jedoch nie vollendet hat.

Es ist alles eigener Bestand, betont Erich Marx. Keine einzige Leihgabe ist dabei. Ein Großteil der mittelalterlichen Gegenstände wurde dem Museum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschenkt. Die Exponate stammen teilweise aus Privatbesitz, wie zum Beispiel der Nikolaus-Altar. Aber auch Objekte aus Klöstern, Kirchen und Kapellen gelangten im Zuge von Erneuerungen in den Besitz des Museums: Münzen und Tafelbilder, Reliefs und Textilien, archäologische Funde und Goldschmiedearbeiten, Altarteile und Handschriften, Grabsteine und Glasscheiben, Schmuck und Skulpturen, Schlüssel und Schlösser. 2008 konnte die gotische Tafel mit einer Kreuzigung aus der Hand des Meisters von altSt. Leonhard im Wiener Dorotheum ersteigert werden“, freut sich Chefkurator Husty.

„Ars Sacra. Kunstschätze des Mittelalters aus dem Salzburg Museum“ zeigt auf tausend Quadratmetern dreihundert Kunstwerke aus acht Jahrhunderten aus fast allen Sammlungen des Hauses. Erstmals gibt es innerhalb der Schau eine eigens konzipierte „Kinderwelt“ mit eigenen Audioguides für Kinder. Bis 29. Jänner 2012 ist die größte Mittelalterausstellung in Salzburg seit fast vierzig Jahren zu sehen: Das gesamte erste Obergeschoß (wo sonst „Salzburg Persönlich“ daheim ist) gilt der  herausragenden Stellung Salzburgs im Mittelalter.

Ars Sacra - bis 29. Jänner 2012 - www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-klaba
Über das Buch "Ars Sacra" {ln:Japanpapier auf dem Rauriser Altar}


 

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