Galerie der best-versteckten Kinder
HINTERGRUND / SPIELZEUG MUSEUM NEU
21/12/10 „Schau! damit haben wir früher gespielt“, sagt der Opa. Das Enkerl drückt sich die Nase an der Vitrine platt und findet trotzdem keinen Zugang zur Lebenswelt einer Vergangenheit, der auch dieses Museumskonzept bald angehören wird: Das Spielzeug Museum soll europaweit eine Vorreiterrolle einnehmen - mit wertvollem historischem Spielzeug neben Kreativitäts- und Spielzonen. Künftig geht man ins Spielzeug Museum auch zum Spielen.
Von Heidemarie Klabacher
Kinder selber sollen einen Bereich des Museums gestalten: Damit man erfährt, was Kinder in einem Spielzeugmuseum überhaupt sehen wollen, wird es eine Art Museum im Museum geben, das jeweils von betreuten Kindergruppen gestaltet wird: „Was suchen sie sich aus? Was wollen sie sehen?" Darüber gebe es kaum wissenschaftliche Untersuchungen. Dieser Gestaltungs-Raum, in dem immer neues Spielzeug vorhanden sein wird, ist zugleich eine Forschungsstation: „Wir lernen daraus, wie Kinder sich ein Museum vorstellen“, erzählte Ausstellungsgestalter Fritz Pürstinger heute Dienstag (21.12.) bei der Konzeptpräsentation. „Natürlich dürfen sie auch ihre eigenen ‚Sammlungen’ als Leihgaben mitbringen.“
„Spielzeug entwickelt seinen Sinn, Nutzen und Zauber in den meisten Fällen erst durch das eigene Erleben“, so die Verantwortlichen. Durch „spielen“ eben. Der Gedanke hat was.
„Klassische Vitrinenlandschaften wird es zukünftig nicht mehr geben.“ Die wertvollen historischen Spielzeuge werden natürlich weiterhin geschützt präsentiert. Unverzichtbare Vitrinen werden aber in unterschiedlicher Form gestaltet - und vor allem die „Schauhöhe“ wird von den museumsüblichen 148 Zentimetern um fünfzig Zentimeter hinuntergefahren. „Es wird auch Dinge geben, die man im Liegen anschaut.“
Ab 10. Jänner 2011 wird das Spielzeugmuseum im Bürgerspital vorübergehend geschlossen und grundlegend neu gestaltet. Mit der überfälligen technischen Haussanierung („Unsere Installationen passen tatsächlich schon gut für ein Museum“, so Direktor Marx) wurde bereits begonnen. Das inhaltliche Konzept werde - europaweit erstmalig - in einem Spielzeug Museum „die Welt der Sammlung mit der Kinderwelt des aktiven Erlebens zusammenführen: „Wir gestalten ein Museum neuen Typs, wollen weg vom klassischen Vitrinenmuseum und den Kindern die Chance bieten, den Sinn von Spielzeug selber entdecken zu können und kreativ tätig zu sein“, sagte Erich Marx, der Direktor des Salzburg Museum, zu dem das Spielzeugmuseum gehört. Die Wiedereröffnung ist für 15. Oktober 2011 geplant.
Auf 800 Quadratmetern Fläche war bisher die größte Spielzeugsammlung Österreichs beheimatet. Mit der Wiedereröffnung 2011 wird diese auf 1200 Quadratmeter erweitert. Die Sammlung historischer Musikinstrumente wird dafür ab 2012 in einen „Depot-Schaurraum“ im Spiegelsaal der Neuen Residenz aufgestellt. 27 Räumen stehen daher im Komplex zur Verfügung. Neben Bereiche für Kinder werde es auch Zonen für Erwachsene (Eltern etwa können im künftigen Cafe oder an anderen „Elternparkplätzen“ abgegeben werden). Sammler werden mit wechselnden Ausstellungen angesprochen.
Ziel sei das Ansprechen aller Sinne: Sehen, Berühren, Hören, Schmecken oder Riechen. Neben der Sprache werde auf zusätzlichen Kommunikationsebenen Wissen vermittelt: „Wir setzen sehr bewusst Farben, Piktogramme, Lauschmuscheln und Geheimzeichen ein. Die Objekte können versteckt sein – auch an Orten, die nur für Kinder zugänglich sind“, Ausstellungsgestalter Fritz Pürstinger.
„Das Haus kann in unterschiedlichen Bereichen ganz unterschiedliche Dinge“, ergänzt die die Leiterin des Spielzeug Museums Karin Rachbauer-Lehenauer. Die Geschichte eines Spielzeugs werde auf unterschiedlichen Ebenen erzählt - für unterschiedliche Kinder-Generationen und Erwachsene. Kinder seien ohnehin eine Herausforderung, weil sie nur zu oft mit dem Angebotenen „was machen, was wir nicht konzipieren“. Für all das Unkonzipierte, das Kinder mitbringen, soll künftig Raum sein.
Das Ausstellungskonzept, das Karin Rachbauer-Lehnauer und Museumspädagogin Barbara Walther entwickelt haben, sieht Spielbereiche sowie Gesellschaftsspiele- und Theaterbereiche vor, die jederzeit genutzt werden können. Der Ruheraum mit Bibliothek und Aquarium lädt zum Entspannen und Entwickeln neuer Ideen ein. Sehr aktive wechseln sich mit ruhigeren Spielbereichen ab.