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"Das schönste Paar Eheleute Salzburgs"

MOZART-WOHNHAUS / LEOPOLD MOZART

04/04/19 Von der Uni geflogen. Eine Frau ohne Geld und Einfluss aus Liebe geheiratet. Zwei Genies gezeugt... Spätestens zu diesem Zeitpunkt gilt die Aufmerksamkeit nicht mehr Leopold sondern Wolfgang Amadeus. Zum 300. Geburtstag widmet die Stiftung Mozarteum eine Sonderausstellung allein Leopold Mozart – Musiker. Manager. Mensch.

Von Heidemarie Klabacher

„Was wäre Leopold Mozart ohne seinen Sohn. Alle Biographien Leopolds kippen nach einer halben Seite und das Interesse schwenkt über auf den Sohn.“ Dem wolle man gegensteuern, sagte Museumsleitern Gabriele Ramsauer, bei der Pressepräsentation heute Donnerstag (4.4.) im Tanzmeistersaal im Mozart-Wohnhaus. Jeder Raum gilt einem Berufsaspekt Leopold Mozarts - Hofmusiker, Netzwerker und Manager (des Familienunternehmens), Komponist, Pädagoge und Familienmensch.

Da gibt es vor allem viele traumhafte alte Bücher aufgeschlagen zum Entziffern. Bei der Suche nach dem Namen Leopolds in den schnörkeligen Handschriften helfen Pfeile weiter – etwa im Hochfürstlichen Salzburgischen Kirchen- und Hof=Calender aus 1768, einer Art Beamten- und Behördenliste. Oder in der Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Musik Sr. Hochfürstlichen Gnaden des Erzbischofs zu Salzburg im Jahre 1757: Da ist Leopold mit einem Verzeichnis seiner Kompositionen vertreten. Anschaulicher ist die Hauptrechnung aus 1772 „auf Musicalische Instrumenta, auch Notenschreiben und Music zu Hof“: Als Vizekapellmeister war Leopold Mozart auch für die Beschaffung neuer Instrumente für die Hofmusik verantwortlich.

Das ist alles hoch reizvoll, wenn auch hoch akademisch. Verständlich auch, dass aus konservatorischen Gründen nicht alle Autographen während der gesamten Dauer der Schau präsentiert werden können, sondern die Exponate, darunter zahlreiche Leihgaben, einander ablösen.

Weniger empfindlich: Nicht-Wissenschaftler können ganz am Ende der Schau mittels eines kurzen Videos einen ersten knappen Überblick über Leben und Wirken Leopold Mozarts gewinnen, und sich darüber freuen zu erfahren, dass Leopold mit 28 Jahren anno 1747 die St. Gilgener Juristentochter Anna Maria Pertl aus Liebe geheiratet hat: Denn seine Verlobte sei eine „Frau ohne Geld und Einfluss“ gewesen. Der Gesellschaftsklatsch der oberen hundert (oder fünfzig) Salzburger jener Tage habe die Mozarts als „das schönste Paar Eheleute Salzburgs“ geführt.

Dieses kleine Video hätte durchaus länger ausfallen dürfen – als griffiger Leitfaden durch die unschätzbaren auf handgeschöpftes Papier geschriebenen, dennoch trockene Materie für Experten bleibenden Autografen und raren Drucke: Der Anspruch ist hoch, wie der Gewinn für jene Ausstellungsbesucher, die bereit sind, „dran“ zu bleiben. Erholung bietet ein weiteres Video: Violinvirtuosen unserer Tage erklären, warum die Violinschule, die Leopold Mozart verfasst und im Geburtsjahr seines Sohnes veröffentlicht hat, noch heute als Unterrichtswerk von Bedeutung ist, und was sie teils selber daraus gelernt haben. Benjamin Schmid oder Midori Seiler kommen etwa zu Wort.

Zum 300. Geburtstag widmet die Stiftung Mozarteum Salzburg Leopold Mozart (1719 – 1787) die bislang umfangreichste Ausstellung zum Leben und Schaffen. Erst in den 1980er Jahren habe die Musikforschung begonnen, sich intensiver mit dem Vater des Sohnes zu beschäftigen. „Fünfzig Jahre lebte und wirkte er in Salzburg. Er war nicht nur der Verfasser einer europaweit verbreiteten Violinschule, sondern auch ein produktiver Komponist, langjähriger Hofmusiker und Geiger, Vizekapellmeister, geschickter Notenstecher und Kopist. Zudem war er ein erfolgreicher Pädagoge, kluger Erzieher und Förderer seiner begabten Kinder Maria Anna und Wolfgang Amadé, geschätzter Gelehrter, aufmerksamer Beobachter und ein exzellenter Briefschreiber.“

Leopold Mozart, als Sohn eines Buchbinders am 14. November 1719 in Augsburg geboren, kam 1737 mit 18 Jahren nach Salzburg und trat 1740 als Kammerdiener und Geiger in den Dienst des Salzburger Domherrn Johann Baptist von Thurn-Valsassina und Taxis. Mozart, dessen Leidenschaft der Musik galt (und nicht der Juristerei, deren Studium er abgebrochen hat), wurde die Hofkapelle aufgenommen und arbeitete er sich ab 1743 von einem unbesoldeten vierten Geiger bis 1763 zum Vizekapellmeister der Hofmusikkapelle empor. Er komponierte zahlreiche Werke verschiedenster Gattungen, neunzig Symphonien, Serenaden und Divertimenti, Solokonzerte, Kammermusik, Oratorien, Messen und Litaneien. Vieles davon gilt als verschollen, 250 Kompositionen haben sich erhalten. In der Ausstellung sind zahlreiche wertvolle Musikautographe als Leihgaben zu sehen.

„Dass ich einen guten Zeitungsschreiber hätte machen können ... nicht schwer für einen Mann, der die Welt gesehen hat, die Welt kennt und solche studiert hat“, schrieb Leopold Mozart am 11. November 1785 an seine Tochter Nannerl. Was für ein Glück, dass er keinen Journalisten, sondern einen Komponisten gemacht hat.

Leopold Mozart – Musiker. Manager. Mensch – Die Ausstellung im Tanzmeistersaal wird heute Donnerstag (4.4.) eröffnet und ist bis 9. Februar 2020 im Mozart-Wohnhaus zu sehen - mozarteum.at
Zur Austellung ist eine Publikation erschienen
Aus der Augsburger Jesuitengasse
Bilder: dpk-klaba

 

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