Aufdecken und Entdecken
SPIELZEUGMUSEUM / AUFGEDECKT
13/03/19 In seiner neuen Sonderausstellung Aufgedeckt präsentiert das Spielzeug Museum Puppengeschirr. Die historische Sammlung veranschaulicht, wie sich im Lauf der Zeit nicht nur das Geschirr der Großen, sondern auch das der Kleinen verändert hat.
Das Spielzeugmuseum lädt mit der kleinen Sonderausstellung „Aufgedeckt! Puppengeschirr aus der Sammlung“ zur Teestunde. Man zeigt Geschirrsets aus unterschiedlichen Epochen. Sie spiegeln nicht nur den Stil der Zeit, sondern auch die Tischgepflogenheiten der jeweiligen Ära. Es ist ein buntes Potpourri an Puppengeschirr aus verschiedenen Kulturkreisen und Materialien zusammengekommen: Viele Stücke sind Spenden leidenschaftlicher Sammlerinnen und Sammler oder stammen aus Depotschätzen von Privatpersonen und Institutionen, die durch Zufall wiedergefunden wurden.
So besteht die Puppengeschirr-Sammlung heute aus Sets aus Zinn, Ton (Tongeschirr der Tuareg), Keramik und Plastik.
Kinder bilden in ihrem Spiel oft einen Teil der elterlichen Realität ab. Dies gilt auch für das Essen. Neben dem spielerischen Erlernen der Tischmanieren hatte Puppengeschirr noch andere Funktionen. Wertvolles Puppengeschirr aus Porzellan diente viele Jahre als Statussymbol des Elternhauses, das es sich leisten konnte auch den Kindern eine üppige Tafel zum Spielen zu decken.
Obwohl robust im Gebrauch und daher Jahrhunderte lang stark vertreten, wurde das beliebte Porzellan ab den 50er und 60er Jahren fast ausschließlich durch Kunststoff ersetzt. Nahezu unzerbrechlich, mit schrillen Farben und in unterschiedlichsten Ausführungen repräsentiert das Puppengeschirr aus dieser Zeit eine ganze Generation des Aufbruchs: Kunststoffmaterialien und neue Farben. Grell und bunt war angesagt. Markennamen, Bekanntheit und Verbreitung wurden wichtiger als die Verarbeitung. Obwohl Plastik auch heute das beliebteste Material ist, gibt es immer wieder besonderes Puppengeschirr aus Porzellan oder Keramik. Spezielles Gmundner-Keramikgeschirr für Kinder war so wertvoll, dass dies es – wie auch ihre Eltern – für spezielle Spielanlässe aufhoben. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckten Unternehmen den Reiz von Puppengeschirr und machten daraus äußerst erfolgreiche Sammelspiele. Fast schon Legenden-Status, und jedenfalls immensen Sammlerwert, haben heute Werbebeigaben von Marken wie Korona-Kaffee. Viele Sammlerherzen schlagen beim Anblick des gelbtransparenten Miniaturgeschirrs höher. In den 1930er Jahren lagen diese Werbegeschenke voll im Trend und haben wesentlich zum Erfolg des Produktes beigetragen. Besonders spannend ist die Tatsache, dass Puppengeschirr vor allem die Sammelfreude bei Erwachsenen entfachte und weniger als tatsächliches Spielzeug für Kinder gedient hat.
Ganz nach dem Konzept des Spielzeug Museums wird in der Ausstellung nicht nur Puppengeschirr zum bloßen Betrachten ausgestellt, die kleinen (und großen) Gäste dürfen auch selbst den Tisch decken und mit verschiedensten Geschirrsets bunte Tafeln nach dem eigenen Geschmack gestalten. (Spielzeugmuseum)