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Die gemalten Antibiotika

MONATSSCHLÖSSL / VOLKSKUNDE MUSEUM

05/05/10 Krankheiten, über die wir mit dem Erwerb der passenden Medikamente getrost hinweg gehen können, waren einst lebensbedrohlich. Deshalb hat man beispielsweise innere Organe aus Wachs nachgeformt, um sie in Wallfahrtsorten zu opfern – und war man dann gesund, spendete man gerne Votivbilder.

Von Reinhard Kriechbaum

altPenecillin war eben noch nicht erfunden, als all jene Votivbilder gemalt wurden, mit denen sich Menschen für Gesundung bedankten bei ihren vermeintlichen himmlischen Fürsprechern: bei der Gottesmutter Maria zuerst, bei den volkstümlichen Heiligen Notburga und Isidor, bei dem nicht nur fürs Vieh zuständigen Leonhard.

In Maria Kirchenthal gib es die größte Votivbildersammlung Österreichs, aber auch die Bestände im Salzburg Museum sind ansehnlich. Im Monatsschlössl ist heuer in einem Raum die kleine Ausstellung „Gott sei Dank! Votivbilder als Zeichen der Volksfrömmigkeit“ zu sehen. Votivbilder sind ein Aspekt, Votivgaben – etwa die kleinen wächsernen Nachbildunaltgen von Körperteilen und inneren Organen, die gesunden sollten – sind ein anderer. Eine ganz auffälliges Motiv ist der „Mann im Stock“, eine Gabe an den heiligen Leonhard, der der Legende nach die Fesseln gesprengt hat. In übertragenem Sinn. Auch die „Opferkopf-Urnen“ muten eigenwillig an auf Menschen im 21. Jahrhundert.

altHeuer ist allerhand neu im Volkskundemusum im Monatsschlössl: Im Lauf von drei Jahren werden die Vitrinen vereinheitlicht, sagt die Kustodin Ernestine Hutter. Im Parterre wurden die Räume neu eingerichtet, Figuren von heiligen und Hinterglasbilder zum beispiel finden sich im neuen „Volksfrömmigkeitsraum“ gleich rechts vom Eingang.

Im ersten Stock ist neben der „Ex Voto“-Sonderschau auch schon der Raum zugänglich, der eigentlich zur großen Festspiel-Sommerausstellung gehört. In Hellbrunn ist passenderweise jener Festspielhausentwurf zu sehen, den der Berliner Architekt Hans Poelzig der 1920er Jahre geschaffen hat. Über die Grundsteinlegung ist dieses Festspielhaus nicht gediehen. Es stünde nahe dem Nashorn-Gehege beim Zoo – das wäre ein rechtes „Welttheater“ geworden!

Tobi Reiser sind jetzt zwei Räume im Monatsschlössl gewidmet – einer davon ein Medienraum mit Filmausschnitten und Zitaten an der Wand (Musik aus der Konserve war Reiser ein absolutes Gräuel).

Das Volkskundemuseum im Monatsschlössl Hellbrunn hat bis 31. Oktober offen, täglich von 10-17.30 Uhr - www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-krie

 

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