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Der Klavierlehrer von Georg Trakl

SALZBURG MUSEUM / SALZBURG PERSÖNLICH

29/04/10 Er war der Musiklehrer im Hause der Trakls und anderer namhafter Salzburger Bürgerfamilien, auch Komponist, Erfinder und überhaupt ein schräger Vogel: „August Brunetti-Pisano (1870–1943) Komponist und Phantast“ bezieht heute Donnerstag (29.4.) seine Gemächer im Salzburg Museum.

Von Heidemarie Klabacher

altOb er ab Fieberblasen gelitten hat? Davon ist nicht die Rede in der Biographie von August Bunetti-Pisano. Seinem „Lippenschützer“ für Biertrinker verweigerte das Patentamt jedenfalls die behördliche Anerkennung. Für seinen „Linien-Apparat“, der Notenzeilen auf Papier auftragen konnte, bemühte er sich gleich gar nicht um ein Patent. Aber als Musiker hat er natürlich auch über eine Notenschreibmaschine nachgedacht. Und als Radfahrer über die Felgenbremse.

August Bunetti-Pisano war eine schillernde Persönlichkeit in Salzburg. Als Komponist hatte er mit seinen Liedern, den Klavier- und Violinkonzerten sowie Messen, Chor- und Orchesterwerken durchaus Erfolg, während seine großen Opern nie zur Aufführung gelangten. Seine Verehrung für Richard altWagner, Gustav Mahler und Erich Wolfgang Korngold ist in seinen der Spätromantik verhafteten Werken deutlich spürbar. Er bemühte sich immer wieder die Großen der Kulturwelt seiner Zeit auf sich aufmerksam zu machen, erhielt sogar Unterstützung durch eine eigene „Brunetti-Gesellschaft“, der auch Stefan Zweig angehörte. Der Durchbruch als Musiker blieb ihm aber verwehrt.

Zuerst Turn- und Zeichenlehrer, lebte er bald nur mehr der Musik und seinen ausgefallenen Leidenschaften. Er unterrichtete die Töchter und Söhne von namhaften Salzburger Bürgerfamilien, darunter die Familien Trakl, Breitner in Mattsee und Wertheimer in Ranshofen. Bürgerlich genug. Doch Brunetti-Pisano verblüffte und begeisterte seine Schüler und Freunde auch als Zauberkünstler und Erfinder.

Sein auf abenteuerliche Weise kurz nach Kriegsende in das damalige Salzburger Museum Carolino Augusteum gelangter Nachlass steht im Mittelpunkt der Ausstellung, die ihm das Salzburg Museum im Rahmen der Serie „Salzburg persönlich“ im 1. Stock der Neuen Residenz widmet. 

altAugust Brunetti-Pisano wurde am 24. Okt. 1870 als Sohn des Steueramtskontrollors Josef Brunetti und seiner Frau Susanne, geb. Trauner, geboren. Von fünf Kindern sterben zwei Mädchen im Kindesalter, die Pianistin Karoline stirbt mit 28 Jahren. August besucht das k.k. Staatsgymnasium und die Lehrerbildungsanstalt in Salzburg. 1888 komponiert er sein erstes Stücke, den Walzer für Klavier „Am St. Gilgner-See“, 1889 wird er Lehrer in Adnet und alsbald strafversetzt. Er unterrichtet in Bürrmoos, Lamprechtshausen, Anif, Grödig und wieder Adnet. Hauptgrund für die ständigen Versetzungen sind nicht eingeholte Bewilligungen zum Verlassen des Dienstortes während seiner Freizeit.

Ab etwa 1890 ist er auch als Musikkritiker für die Salzburger Chronik und andere Zeitungen tätig. 1896 bis 1900 studiert er am Mozarteum bei Friedrich Kolbenschlag und Josef Friedrich Hummel. 1897 wird „Die versunkene Glocke“ - ein symphonisches Vorspiel zu Gerhart Hauptmanns Märchendrama“ in München, Salzburg und Linz aufgeführt. Brunetti-Pisano will sich hauptsächlich dem Komponieren widmen. 1904  erhält er nach einer Schillerfeier in einer Schulklasse einen Verweis wegen dieser „Manifestation des Deutsch-Nationalismus“. Er Wird krank geschrieben und psychiatrisch untersucht. 1926 bis 1939 gibt es die Brunetti-Gesellschaft Salzburg-Wien, betrieben von Carl Danzinger, dem Geschäftsführer des Musikverlages Haslinger in Wien, der seine Werke heraus gibt. August Brunetti-Pisano stirbt am 1. September 1943 in Salzburg.

Das Buch zur Ausstellung
Renate Ebeling-Winkler: Entweder Bettler oder König! August Brunetti-Pisano (1870–1943) Ein Salzburger Komponist. Verlag des Salzburg Museums, 2010. Mit einer Musik-CD mit Aufnahmen von „Sieben Tonbildern für Klavier“ von Brunetti-Pisano. Erhältlich um 19,80 Euro im Shop des Salzburg Museum.
Vortrag / Trakl-Forum 2010
Heute Donnerstag (29.4.) um 19 Uhr spricht
Renate Eberling-Winkler in der Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte (Waagplatz 1a)  über August Brunetti-Pisano.
Bilder: Salzburg Museum

 

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