asdf
 

Von Galerien und anderen Kunst-Lebensmittelversorgern

GALERIENTAGE / CITY LAB SYMPOSIUM

20/04/10 Heute um 16 Uhr geht es los, in den Kavernen 1595 in der Gstättengasse. Die Galerientage Salzburg bieten als erstes in Zusammenarbeit mit der Universität Mozarteum ein "CityLab-Symposion".

Von Reinhard Kriechbaum

alt"Aktuelle Bildende Kunst argumentiert – wenn es um ihre Notwendigkeit und gesellschaftliche Relevanz geht – mit ihrer Komplexität und thematischer Hintergründigkeit. Damit überdeckt sie, dass es ihr im seltensten Fall gelingt, Einfluss auf die tatsächliche visuelle Welt zu nehmen." Was diese Aussage genau bedeuten soll, werden wir hoffentlich heute, Dienstag (20.4.) am Nachmittag und am Abend erfahren. Dass bildende Kunst wenig Einfluss auf die Welt nimmt, wollen wir ja gerne glauben. Dass sie aber gerade visuell so überhaupt nicht zu Buche schlagen soll, halten wir für arg übertrieben. Aber die Galerientage - bis 24. April - geben gewiss Anlass, die Veranstalter eines Besseren zu belehren.

altDas "CityLab-Symposion" eingangs soll uns zeigen, dass die Erscheinungsweise der Welt ein wesentlich komplexeres Produkt- und Kommunikationsdesign" präge, als uns die Kunst ahnen lässt. Um 16 Uhr wird man das in einer "Schule des Staunens" am Beispiel von Wasser vorführen. Das sehe, so heißt es vorab, "nach nichts aus", erst "Flaschen geben dem Wasser Form und Gestalt. Die "gestalterische Klaviatur" werde "an Hand von ca. 500 Wasserflaschen – in beiderlei Sinn des Wortes – be-greifbar gemacht."

altAbends ab 19 Uhr werden die Fragen rund ums Wasser als unverzichtbares Lebensmittel, als Konsummittel, als Umwelt-Belaster (in Form von Petflaschen) und dergleichen diskursiv vertieft. Wolfgang Ulrich wird zum Beispiel erklären, warum es zu den typischen Merkmalen der modernen Konsumgesellschaft gehört, dass von nahezu jedem Produkttyp viele Varianten existieren. "Diese unterscheiden sich weniger in ihrem Gebrauchs- als vielmehr in ihrem Fiktionswert: Sie bedienen jeweils andere emotionale Bedürfnisse, erzählen andere Geschichten, bieten andere Deutungen. Die Vielfalt an Produktvarianten erlaubt somit eine Vielfalt an Umgangsweisen und Gestaltungen selbst alltäglichster Vorgänge. Diese lassen sich verleugnen, umdeuten, überhöhen oder mit bestimmten Gefühlen assoziieren. Der Vortrag reflektiert, was es bedeutet, dass heutzutage eher Produktdesigner als Dichter oder Philosophen die Welt interpretieren."

altWenn dann die Ehrfurcht vor der Wasserflasche ins Grenzenlose gestiegen ist, kann man sich dem eigentlichen Thema der Galerientage, der Bildenden Kunst nämlich zuwenden. Einige Ausstellungen werden eröffnet, durch andere gibt es Führungen, Galerien haben Künstlergespräche vorbereitet. Über all das informiert ein Folder.

"Art-night" weist darauf hin, dass die Galeristen über Feierabend hinaus offen halten, und "Art-walks" sind logischerweise geführte Touren. Über zwanzig Galerien beteiligen sich an der Initiative des Altstadtverbands. Es gibt ja wesentlich mehr Galerien als Bäckereien in der Stadt. Das sollte einem zu denken geben, wenn von Kunst als "Lebensmittel" die Rede ist.

Das Programm der Galerientage
Dienstag, 20. April:
Kunstsymposium „Schule des Staunens“, Kavernen 1595, Gstättengasse 27-29
Part I, 16 Uhr: Wasser-Gestalten, Vortrag und Musterschau von Tobias Glaser
Part II, 19 Uhr: Tanja Busse: Trinkt Leitungswasser! Wolfgang Ulrich: Über die warenästhetische Erziehung des Menschen
Mittwoch, 21. April:
Theatralische Installation der theaterwerkgruppe htl, Oskar Kokoschka träumt „Mörder – Hoffnung der Frauen“, 20 Uhr, Kavernen 1595, Gstättengasse 27-29
Donnerstag, 22. April:
The Gift of Sound and Vision – Kurzfilmfestival, 12 Filme, 58 Minuten, 19 + 21 Uhr arthotel Blaue Gans, Getreidegasse 41-43
Freitag, 23. April:
art_connect & night_walk: Lesungen, Gespräche, Führungen Performances, Musik bei der Langen Nacht der Galerien von 17-22 Uhr
Freitag, 23. April um 14.30 Uhr und Samstag, 24. April, 10.30 und 14.30 Uhr
art_walks: mit KunstvermittlerInnen durch die Salzburger Kunstszene
art_walk 1 | Rechte Altstadt, Start: UBR Galerie, Auerspergstraße 51
art_walk 2 | Linke Altstadt, Start: Galerie im Traklhaus, Waagplatz 1a
art_walk 3 | Nonntal, Start: Salzburg Museum, Mozartplatz
Der Eintritt ist frei. - Detailprogramm: www.salzburg-altstadt.at
Bilder: Altstadtverband

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014