Erfreulich wenig Aufsehen um starke Dinge
GALERIE MAM / BERTRAM HASENAUER
24/03/16 Die Porträts von Bertram Hasenauer haben ein starkes Erkennungszeichen: Es ist die blasse Haut. Vor zwei, drei jahren noch hat er vor allem Porträts oder Halb-Körperstücke gemalt. Die Gesichter schienen irgendwie immer blasser zu werden, wie aus der Wahrnehmung herausgefallen.
Von Reinhard Kriechbaum
In diese Richtung ist Bertram Hasenauer (geboren 1970 in Stuhlfelden) nun ein konsequentes Stück weiter gegangen. Davon kann man sich in der Galerie MAM in der Salzburger Residenz überzeugen. Das knallige Rot der Gewänder sticht ins Auge. Ja, sogar ein pures Weiß kann „knallen“, wenn man es so geschickt vor dem monochromen Hintergrund platziert. Aber wo sind die Gesichter? Die hat Bertram Hasenauer unterdessen fast vollends verschwinden lassen, hinausgedrängt aus den Bildausschnitten. Da ist gerade noch ein Stück Kinn zu erkennen, meistens nur noch der Hals. Ähnliches gilt für die Unterarme, die kaum einmal von Stoff bedeckt sind: Die Hände – ein mindestens ebenso individueller und aussagekräftiger Körperteil wie das Gesicht – werden uns komplett vorenthalten.
Der Künstler führe uns in die Irre, erklärt Galerist Mario Mauroner. Man glaube nur, diese Menschen-Bilder seien einfach zu dechiffrieren. Können sie gar nicht sein, wenn das Gesicht, der Blick, die Geste fehlen. „Ich habe im letzten Jahr begonnen, die Porträts aus dem Bildraum hinaus zu verlagern“, so der Künstler über seine Strategie. Torsi bleiben über, mit einer Anmutung, die uns an Renaissancebilder denken lässt. Faltenwürfe sind gediegen modelliert und doch immer mehr als bloß „fotorealistische“ Momentaufnahme. Man bekommt einen rechten Respekt vor der Anatomie des Ellenbogens, wenn man den Falten des Stoffes folgt.
Sitzen diese Damen in ihren roten Kleidern eigentlich gelangweilt da, oder reden Sie mit dem Maler? Angeblich arbeitet Hasenauer gern mit Fotografien seiner Models. Er hilft damit der Distanz wohl bei sich selbst nach. Er malt übrigens mit Acrylfarben auf Holz, denn, so heißt es, jede kleine Wölbung einer Leinwand würde den perfekt flächigen Eindruck stören. Das glaubt man gerne.
Dass sich so gar keine Emotionen spiegeln, gibt Hasenauers Arbeiten schon seit geraumer Zeit eine ganz starke Aura des Geheimnisses. Da macht einer wirklich erfreulich wenig Aufsehen und wenig Worte.