asdf
 

Entdeckungen und Wiedebegegnungen

RESIDENZ / ART & ANTIQUE

18/03/16 Über die „Art & Antique“, die früher „Salzburger Antiquitätenmesse“ hieß, wird manchmal gesagt, sie versammle ohne große Überraschungen eine Menge Kunst und Kunsthandwerk zumeist gediegener Qualität. Das stimmt nicht. Ein kenntnisreiches Publikum wird jedes Mal die erfreulichsten Kostbarkeiten entdecken.

Von Werner Thuswaldner

Ja, man wird stets zuverlässig auf die von gleißendem Schnee bedeckten Landschaften Alfons Waldes stoßen. Aber selbst von diesem Mann gibt es nicht bloß das Altbekannte zu sehen. Eine Besonderheit sind die Ergebnisse seiner Begegnungen mit erotisch motivierten Weibsbildern. Wie feinfühlig, tiefgründig und zurückhaltend er sich geben konnte, zeigt ein Strauß Blumen in einem Keramikkrug (Galerie Maier). Die Spannweite des Gebotenen schließt den österreichischen Expressionismus, den Aufbruch in die Moderne in Frankreich ebenso wie die Pop Art ein und die zeitgenössische Malerei. Den Jugendstil nicht zu vergessen. Allein die vielen übermütigen Putti von Michael Powolny mögen die Produktion eines halben Jahres dieses Keramikkünstlers dargestellt haben.

Nach einem ersten Rundgang, von dem man berichten soll, stellt sich die Frage: Wo anfangen? Wo aufhören? Es ist erfreulich, dass an mehreren Stellen Bilder von dem Salzburger Genie Georg Jung anzutreffen sind. Darunter befinden sich ein höchst bemerkenswerter „Blick vom Gaisberg“ (mit einem Preis von 58.000 Euro angeschrieben), der die Landschaft in bestürzender Bewegung darstellt, und ein „Gelehrter“, der den Betrachter interessiert und unmittelbar durch die Brille taxiert. Ein Mädchenporträt von Maria Lassnig ist die pure Huldigung an die Schönheit (Galerie an der Albertina). Anton Faistauer konnte Äpfel noch plastischer malen als Paul Cezanne. Und der war ein großer Meister darin. An zwei wichtige Lehrer an der Wiener Akademie, Sergius Pauser und Robin Christian Andersen, wird ebenfalls erinnert.

Der Maler Werner Berg kommt auf keiner dieser Messen in der Salzburger Residenz zu kurz. Dafür sorgt allein schon der Kunsthandel Kraut aus Bleiburg. Berg, der aus dem Ruhrgebiet stammte und außer der Kunst auch die Juristerei studiert hatte, ließ sich in Kärnten nieder und lebte als Maler und Bauer. Berühmt sind seine Holzschnitte, etwa das Porträt von der Dichterin Christine Lavant. Im Zweiten Weltkrieg war Berg Soldat in Norwegen, wo er viele vor Kälte klirrende Landschaftseindrücke mittels Öl auf Karton festhielt. Ein Großteil dieser Arbeiten galt als verloren, bis sie ein nachforschender Enkel nach drei Jahrzehnten auf dem Dachboden eines Hauses in Norwegen entdeckte.

Bei Giese und Schweiger bildet der Osttiroler Franz von Defregger einen Schwerpunkt. Der Maler, der wegen seiner idealisierten Darstellungen bäuerlichen Lebens geschätzt wird, hatte auch eine andere Seite: Er war ein Wegbereiter der Moderne. Um Karl Korab ist es sehr still geworden. Der Kunsthandel Erich Weninger möchte dem entgegenwirken und widmet ihm seinen ganzen Stand.

Neu auf der Messe ist Kunkel Fine Art aus München. Auf dem Stand hängt ein Pastell über Bleistift von Franz von Stuck, das die berühmte Schauspielerin Tilla Durieux als Circe darstellt und erklärt, warum dieser Frau jeder Mann verfallen muss.

Neu ist unter anderen auch die Galerie Darya aus Karlsruhe mit Objekten aus Ostasien. Netsukes aus Holz und Elfenbein finden sich hier. Aber auch japanische Standfiguren namens Okimono und Inros, zierliche Behälter, die man als Anhängsel für Medizin oder Münzen mit sich führte.

Vieles müsste noch erwähnt werden. Etwa die Stände mit Schmuck, mit „schönen Madonnen“ , mit Möbeln – übrigens nicht nur bäuerlicher Provinienz – und Tiffany-Vasen.

Ein Messebesuch kann mit Nachdruck empfohlen werden.

Die Kunst- und Antiquitätenmesse „Art & Antique“ in der Salzburger Residenz dauert bis 28. März – www.artantique-residenz.at
Bilder: Art & Antique

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014