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Wohnen wie man wirklich will

INITIATIVE ARCHITEKTUR / "GEMEINSAM BAUEN"

12/04/10 In Salzburg fehle es an zeitgemäßen Konzepten im Wohnbau, war jüngst aus dem Gestaltungsbeirat zu vernehmen. - Die Wanderausstellung "Gemeinsam bauen", derzeit bei der Initiative Architektur im Künstlerhaus zu sehen, soll die Vorteile zeigen, wenn sich "Baugruppen" zusammenschließen.

Von Reinhard Kriechbaum

Eine der Fragen von Architektenseite beinhaltet aufs erste Gefühl Sprengstoff: "Muss wirklich alles behindertengerecht sein?" Ja - sollte das nicht eine Selbstverständlichkeit sein? Im sozialen Wohnbau ist es eine Selbstverständlichkeit, und drum, so argumentieren Architekten, "würden die Anteile der Sanitärräume bezogen auf die Grundflächen immer größer". Im geförderten Wohnbau sei, so klagen die Planer, unterdessen das Korsett recht eng. Vieles laufe nach einem festen Schema, die Quadratmeter seien gesetzlich vorgegeben. "Auch über unterschiedliche Raumhöhen kann man kaum nachdenken", so Karl Thalmeier, Vorstandsmitglied der Initiative Architektur.

Raimund Gutmann, ein Stadt-Soziologe, bekrittelt, dass geförderter Wohnbau deshalb heutzutage eher "von der Stange" sei. Sind aber die gesetzlich festgeschriebenen Norm-Maße noch zeitgemäß? "Alte Strukturen - Familien mit drei bis vier Kindern - lösen sich immer mehr auf", so Gutmann. "Das Ziel im sozialen Wohnbau kann aber nicht sein, dass Singles ausschließlich in 'geschrumpften' Drei-Zimmer-Wohnungen leben."

Da wären beispielsweise Atriumhäuser ein sinnvolles Modell, in denen sich auch wieder soziale Verschränkung ergäbe. In Zeiten, da "Ein-Personen-Unternehmen" immer häufiger werden (und diese nicht selten von zu Hause aus betrieben würden), seien auch räumliche Kombinationen von Wohnen und Arbeiten ein überlegenswertes Thema.

altIm geförderten Wohnbau kommt solche Flexibilität hierzulande freilich kaum vor. Eine Lösung, wie sie die Ausstellung in der Initiative Architektur suggeriert, wären "Baugruppen": Gleichgesinnte schließen sich zusammen, formulieren ihre Bedürfnisse - Architekten setzen diese Dinge dann passend um. Und von der öffentlichen Hand kommen trotzdem Fördergelder. Für solche privaten Bauinitiativen könnte man - wie Kommunen in Deutschland (zum Beispiel Berlin oder Hamburg) schon vorführen - etwa zwanzig Prozent der Baugründe solcher Art des Wohnbaus zweckwidmen.

"Eine Baugruppe ist soziologisch und wirtschaftlich für eine Stadt interessant", weiß die Grazer Architektin und Kuratorin der Ausstellung, Karin Waldmüller. "Wer sich entschieden hat, hier zu bauen, der will auch bleiben. Deshalb sei "eine gute Mischung zwischen Investoren, Genossenschaften und Baugruppen" für die Kommunen nur ein Vorteil. Für die Menschen, die gemeinsame Sache machen, sowieso: "Ich kenne meine Nachbarn vorher" - das, so Karin Wallmüller, sei nur ein verbindender Aspekt.

Baugruppen können für die eigenen Zwecke Neubauten anstreben, aber auch für  Revitalisierungen etwa von alten Gewerbeanlagen gibt es in der Ausstellung schöne und anschauliche Beispiele. "Alle Akteure in diesem Segment, allen voran die Architekten, Bauträger und die Politik sind gefordert, neue Modelle für urbanes Wohnen zu entwickeln", heißt es von Seite der Initiative Architektur.

Ausstellung bis 28. April. In den Räumen der Initiative Architektur im Künstlerhaus - www.initiativearchitektur.at
Bilder: Initiative Architektur / Natter (1); Jana Breuste (1)

 

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