Viel Kunst, kaum Krempel
RESIDENZ / MESSE FÜR KUNST UND ANTIQUITÄTEN
26/03/10 Was gefragt ist auf dem Kunstmarkt, merkt man gelegentlich auch an Kleinigkeiten. Der namhafte Bamberger Kunsthandel Senger hat einen Korb mit Zündhölzern zur freien Entnahme. Auf den Schächtelchen der Aufdruck: "Wir suchen Gemälde von Alfons Walde."
Von Werner Thuswaldner
Die Kunst- und Antiquitätenmesse in der Residenz jeweils zur Osterzeit ist nun schon ein paar Jahrzehnte alt, und noch immer sind nicht alle Gemälde von Alfons Walde verkauft, obwohl der Maler längst tot ist. Diesmal sind kaum lachende Kirchgängerinnen in Tracht zu sehen, dafür aber viele schneebedeckte Berge, die, weil sie von der Sonne beschienen sind, weiß glänzen. Knorrige Tiroler stehen in der Landschaft.
Zu dieser Messe kommt man nicht, um Niederländer zu kaufen oder die Renaissancekünstler. Wer sich aber für den österreichischen Expressionismus interessiert, wird auf bemerkenswerte Schätze stoßen. Alpenländisches findet sich zuhauf. Wie immer ist auch der Jugendstil ein Schwerpunkt.
Aus manchem der Stände schaut ein Hirsch mit stattlichem Geweih heraus. Selbstverständlich wird man den unverwüstlichen Joggltisch finden, manchen Bauernschrank und urtümliches Gerät. Steinerne Löwen lungern in auffallender Zahl herum.
Doch zurück zur österreichischen Malerei. Kokoschka, Thöny, Kubin sind mit ansprechender Qualität vertreten. Von dem noch immer nicht genügend gewürdigten Salzburger Georg Jung sind großformatige Bilder zu sehen. Ins Auge fällt besonders eine Cellospielerin (bei Heinze). Werner Berg findet sich bei mehreren Ausstellern. Die eine oder andere Blumenvase von Anton Faistauer ist auch zu haben. Der Wiener Händler Schütz nimmt sich des Werks von Willy Eisenschitz an. Xenia Hausers auf das Porträt fokussierter Fotorealismus sucht ebenfalls Samler. In der Kategorie österreichische Kunst zeichnet sich die Galerie Wienerroither und Kohlbacher durch einen besonders elegant und großzügig gestalteten Stand mit bester Ware aus.
Auf dem Stand von Salis & Vertes, wo die klassische Moderne zu Hause ist, kann man erfahren, dass die Situation des Kunsthandels zufriedenstellend sei. Die Wirtschaftskrise habe sich in einem kurzen Stillstand bemerkbar gemacht. Inzwischen aber erweise sich der Handel wieder als stark, stärker als zuvor.
Die Mischung ist zuweilen krass. So etwa brilliert die Salzburger Galerie Budja mit großen Fotos von Frank Worth, der Ende der fünfziger Jahre die Größen Hollywoods abgelichtet hat, James Dean, Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor. Und nicht unweit davon findet der Freund von Ikonen sein Glück.
Schmuck, Silber, Glas, Porzellan, Teppiche, alles ist da. Und die Sakralkunst? Sie wird doch wegen der Krise in der katholischen Kirche nicht weggeblieben sein? Nein, nein. Man biegt um die Ecke, und da sind schon die spätgotisch geschnitzten Altäre und die lieblichen Madonnen aus der Spätgotik mit dem Kleinen auf dem Arm. Senger aus Bamberg ist stark in Sakralkunst.
Zu bewundern sind jene Händler, die unermüdlich Kleinzeug, Abstruses und Bizarres, Nettes und auch ein wenig Fragwürdiges zusammentragen, um es in Vitrinen zur Schau zu stellen. Da gibt es gewiss jede Menge Entdeckungen zu machen.