Cartoons und viel anderes, das Wert in sich trägt
INTERNATIONALE SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST
22/01/15 Rechnet jene Kunst zum wirklich Bedeutsamen, die in Galerien oder auf Auktionen die höchsten Preise erzielt? Hildegund Amanshauser, Leiterin der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst, hat da berechtigte Zweifel und der Sommerakademie heuer das Motto „Bedeutung herstellen“ gegeben.
Von Reinhard Kriechbaum
„Wir fragen nach der Sinnhaftigkeit unseres (individuellen oder gesellschaftlichen) Handelns und wie Bedeutung mit künstlerischen, kritischen und kuratorischen Mitteln hergestellt werden kann.“ Es ist viel Dynamik drin zu sein im Moment. „Die Lehrenden haben sich verjüngt“, erklärt Hildegund Amanshauser, der Altersquerschnitt reiche von Anfang dreißig bis Anfang sechzig. „Ich frage: Was fehlt in den akademischen Ausbildungsstätten, was sucht unser Publikum?“ Und für sie als Leiterin ebenso relevant: „Wie stelle ich mir unser Publikum der Zukunft vor?“
18 Kurse finden im kommenden Sommer auf der Festung Hohensalzburg statt, einer im Kiefer-Steinbruch in Fürstenbrunn. Für zwei Kurse ist die Stadt selbst Veranstaltungsort, einer davon im noch nicht genauer spezifizierten öffentlichen Raum. „Unser Markenzeichen ist, dass wir immer neue Referenten bieten“, sagt Hildegund Amanshauser, deshalb mache man auch mit nachgefragten Klassen nach zwei Jahren Schluss. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Sommerakademie „bekommen Lehrende, die sie auch nicht haben, wenn sie mit Erasmus durch die Gegend fahren“.
Bernhard Cella, ein in Salzburg geborener Künstler, der sein eigenes Atelier als Buchhandlung betreibt, bietet den Studierenden an, mit ihnen gemeinsam eigene Publikationen oder Teile davon von der ersten Idee bis zum fertigen im Kurs gedruckten Buch zu realisieren. Ben Katchor befasst sich mit Comics als Ausgangspunkt für performative Projekte. Sprache, Gesang und Bilder sind für ihn eine Option, Comics auch entsprechend zu präsentieren. Die Wiener Architektengruppe „feld72“ leitet einen Kurs zum Thema Kunst im öffentlichen Raum.
Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Antworten via Kunst suchen Doug Ashford (Teilnehmer der documenta 13), und die ägyptische Videokünstlerin Maha Maamoun. Sie hat beobachtet, dass in Diktaturen Tiere oft als satirische Symbole herhalten müssen. Tobias Zielony, dieses Jahr in Venedig im deutschen Pavillon vertreten, wird mit Hilfe der Fotografie untersuchen, welche kulturellen Hintergründe und Erfahrungen Menschen mit nach Salzburg bringen, wenn Sie hierher eingewandert oder geflüchtet sind. Ganz anders der Zugang von Irina Nakhova, Vertreterin Russlands auf der diesjährigen Biennale in Venedig, die sich eingehend mit der Abbildung der menschlichen Figur beschäftigt. Nicolas Wild ist ein Grafic-Novel-Künstler. Nora Schultz ist nicht die einzige in der Dozentenschar, die von realen Geschichten ausgeht. Die Bildhauerin wird sich auf die Geschichte eines Mannes beziehen, der wegen fehlender Papiere zwanzig Jahre auf dem Pariser Flughafen verbringen musste (Spielberg hat ihn in „Terminal“ ein filmisches Denkmal gesetzt).
Im Bereich des Kuratierens ist wohl von Joanna Warsza viel zu lernen. Sie war zuletzt verantwortlich für das „Public Program“ der Manifesta 10 in Sankt Petersburg und kennt sich dabei aus, wie man als Kurator seine Anliegen auch in politisch heiklen Situationen umsetzt.
In Zukunft will Hildegund Amanshauser noch mehr internationale ZTusammenarbeit mit Kunstakademien. Sie spricht von einer „globalen Akademie“. Voraussetzung solcher Vernetzung: „Es muss um Austausch gehen, um ein Geben und Nehmen.“
Rund dreihundert Teilnehmer hatte die Sommerakademie für Bildende Kunst im Vorjahr. 794.000 Euro beträgt das Budget, je 265.000 Euro kommen von Stadt und Land. Kulturreferent Heinrich Schellhorn betont, dass die Sommerakademie selbstverständlich finanziell gesichert sei.