In Love with what I Do. Punctum.
KUNSTVEREIN / SÉAMUS KEALY / JAHRESPROGRAMM
22/01/14 Punctum. Das ist nicht nur ein anschauliches Wort zur Beendigung einer Diskussion. Punctum ist auch ein abstrakter philosophischer Begriff für das Herz, die Seele, den Geist eines Fotos: „Für jenes Element in der Fotographie, das eine Flamme in Dir entzündet, dass Dich zutiefst menschlich empfinden lässt.“
Von Heidemarie Klabacher
Nichts Geringeres, als dem Wesen der Fotographie auf die Spur kommen will Séamus Kealy, seit 1. Jänner Direktor des Salzburger Kunstvereins, mit seiner ersten Ausstellung im Künstlerhaus: „Punctum“.
Zunächst und als erstes brachte der 1972 in Kanada geborene Ire heute Mittwoch (22.1.) bei seiner ersten Pressekonferenz eine ganz konkrete Frage auf den Punkt: „Séamus Kealy – sprich ‚schiemäs kielie’.“ Der neue Direktor des Salzburger Kunstvereins präsentierte sein erstes Ausstellungs-Programm und seine Pläne für die künftige inhaltliche Ausrichtung des Salzburger Kunstvereins - die in vielen Facetten bereits im Konzept seiner Vorgängerin Hemma Schmutz grundgelegt seien betonte Kealy.
Er werde in seinen Ausstellungen von der Videokunst bis zur Malerei alle Formen der Kunst präsentieren. Dazu wünsche er sich besonders ein „ständiges Gespräch über Kunst mit den verschiedensten Gruppen“, betonte Séamus Kealy. „Kunst ist für alle da, auch für Kinder und Jugendliche.“
Jugendarbeit sei ihm in seiner bisherigen Arbeit in Toronto in Kanada, aber auch in Sligo in Irland ein zentrales Anliegen gewesen: „Man kann die Jugend nicht zwingen, aber man kann ihr ein Angebot machen.“ Mit der Arbeit der „Artgenossen“ gebe es im Künstlerhaus im Bereich Jugendarbeit ja längst eine „einschlägige Vergangenheit“.
Er sehe den Salzburger Kunstverein und das Künstlerhaus „als Organismus“ von Künstlern und Kunstinteressierten in engem Austausch mit Kulturinstitutionen der Stadt und internationalen Partnern. Seine Ausstellungen werden ebenfalls Jahres-, Einzel- und Gruppenausstellungen umfassen. Österreichische und Salzburger Künstler werde er ebenso in den Blick nehmen, wie die internationale Szene. Mit Symposien und Publikationen wolle er mit dem Kunstverein in eben dieser Szene stark präsent sein. Vor allem aber hoffe er auf Begegnung und Austausch mit dem Salzburger Publikum.
Tatsächlich präsentierte Séamus Kealy sich bei seiner ersten Pressekonferenz als Vermittlungs-Künstler. Fünfzig Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt habe er eingeladen, für die Ausstellung „Punctum“ je ein einziges Foto einzureichen und einen kurzen Text dazu zu schreiben. Er wolle mit dieser Ausstellung ab 27. Juli dem „Wesen der Fotographie“ nachspüren, darüber nachdenken, wie Fotographie heute überhaupt funktioniert: „Im Zeitalter des Digitalfotos weiß man ja kaum mehr, was ‚Fotographie’ eigentlich ist.“ Zahlreiche Beiträge habe er bereits bekommen, berichtete Kealy, er sei „bewegt und überrascht, von dem was da kommt“. Auch die Salzburgerinnen und Salzburger werde er in die Schau einzubinden versuchen und einladen, ihr persönliches „Punctum“ zu finden. Hier ist man noch am Planen.
Eine weitere Ausstellung im Großen Saal des Künstlerhauses im Oktober 2014 gilt dem walisischen Performancekünstler, Bildhauer, Autor und Filmemacher Bedwyr Williams, der sein Projekt „Echt“ im Laufe dieses Jahres in zwei Stationen in Museen in Glasgow und Dublin beginnen und im Kunstverein in Salzburg abschließen wird.
Die beiden kommenden Ausstellungen im Künstlerhaus wurden noch von Hemma Schmutz geplant und realisiert, sie werden von Séamus Kealy betreut: Ab 6. Februar ist eine Schau von Anne Schneider zu sehen. Sie zeigt Werke, die zwischen Malerei und Skulptur changieren. Die von Chris Shrap entwickelte Ausstellung „Manners of Matter“ ab 1. Mai wird die Beziehungen zwischen Körper und Skulptur untersuchen. Eingeladen sind Künstler aus Japan und England, aber auch Rumänien oder Polen.
Die nächsten Ausstellungen im Kabinett des Künstlerhauses verantwortet ebenfalls noch Hemma Schmutz: Kay Walkowiak zeigt ab 6. Februar seinen Film „Making Sense Out of Abstraction“, der während in Indien entstanden ist. Markus Proschek setzt sich ab 1. Mai mit der Konstruktion von Geschichte auseinander.
Bereits von Séamus Kealy ins Kabinett eingeladen wurde die irische Künstlerin Bea McMahon. Sie wird ab 4. Oktober eine – laut Kealy „ganz verrückte“ - Installation präsentieren und aus ungewöhnlichen Positionen (etwa Hexen in Löchern im Boden) ungewöhnliche Fragen (etwa über das Universum) stellen. Parallel zur Jahresausstellung 2014 im Großen Saal, die von einem Gastkurator betreut werden wird, wird Thomas Hörl, der Förderpreisträger des Landes Salzburg 2013, ab 13. Dezember im Kabinett ausstellen.
Er selber war zwar auf dem Gebiet der Fotographie selber als Künstler tätig, habe sich aber vor rund zehn Jahren für die Arbeit als Kurator und Vermittler entschieden. Die eigene künstlerische Vergangenheit sei für ihn bis heute ein wichtiger Hintergrund. Selber als Künstler arbeiten? „Später vielleicht wieder.“ Derzeit sei er ganz „In Love with what I do“.