Das Geheimnis hinter den Klebebändern
UBR-GALERIE / JOACHIM GROMMEK
14/08/13 Eigentlich alles klar: Da geht einer her und versucht Abstraktion à la Malewitsch oder Mondrian mit Klebebändern: Waagrechte und senkrechte Striche und schmale Flächen, weiß, schwarz, braun und sogar transparent. Aber Achtung! Der erste Blick trügt.
Von Reinhard Kriechbaum
Da spielt nämlich ein Malerei-Perfektionist den Augen des Betrachters einen gar bösen Streich. Selbst wenn man unmittelbar vor den Bildern steht, hat man den Eindruck, man brauchte bloß ein wenig zu kletzeln und könnte Band um Band wegziehen von der Spanplatte. Dabei ist das alles nur gemalte Illusion: Joachim Grommek hat die Technik drauf, die Effekte des Überklebens mit Acryllack so echt vorzutäuschen, dass man es kaum glaubt, selbst wenn man es weiß. Bild um Bild möchte mach mit dem Finger die Oberfläche abtasten, ob’s denn wirklich nur gemalte Illusion ist.
Joachim Grommek, 1957 in Wolfsburg geboren, lebt und arbeitet in Berlin. „Im geometrisch-abstrakten Werk von Joachim Grommek zeigen sich vielfältige Verweise auf die Geschichte der Kunst und berühmte Vorgänger der Abstraktion wie Kasimir Malewitsch, Piet Mondrian, Blinky Palermo oder Robert Ryman“, erklärt die Galeristin Ulrike Reinert. Es geht um die Proportionen, um die Gliederung von Flächen. Der nicht gestaltete Raum, meist eine schmale rechteckige Fläche, spielt immer auch eine Rolle. Aber selbst da spielt Grommek mit der Illusion: Tatsächlich, er malt auf Spanplatte. Die wird freilich grundiert, und was man als vermeintliche Holzoberfläche zu sehen glaubt, ist wieder bloß Täuschung.
Und dann also die vermeintlichen Klebebänder! Da ist das Braun jener breiten Rollen, die man gemeinhin zum Zukleben von Umzugskartons verwendet. Das Rot, Schwarz und Blau sind vermeintliche Isolierbänder. Joachim Grommek erreicht sogar mit malerischen Methoden den Effekt von transparentem Tixostreifen.
„Die dem Bild eigene Materialität wird hier zum Gegenstand der Malerei“, so Ulrike Reinert. „Grommeks Arbeiten fordern vom Betrachter genaues Hinsehen, sie hinterfragen das Medium Malerei sowie den Status von Bildern als sinnliches Mittel der Erkenntnis.“