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Der Exodus aus Hallein

REPORTAGE / INTERNATIONALE SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST

28/08/13 Es gibt wohl zwei Fraktionen bei der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst. Die Herzen der einen Gruppe schlagen für die Räume der Alten Saline, sie lassen sich beflügeln von dem geschichtsträchtigen Ort. Die andere Gruppe fühlt sich ein wenig einschichtig in Hallein.

Von Reinhard Kriechbaum

252Heuer wurde, wie berichtet, das letzte Mal hier unterrichtet. Die Alte Saline wird als Standort aufgegeben. „Man kann auf der Festung locker 16 Kurse unterbringen“, sagt die pragmatisch denkende Sommerakademie-Leiterin Hildegund Amanshauser. Die Kurse seien kürzer geworden, erklärt sie. Es gebe auch eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Studierenden unterschiedlicher Klassen. Deshalb klagten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sie sich etwas abgeschnitten fühlten hier. Da sind beispielsweise die Vorträge, die Mittagsgespräche – aber eben meist auf der Festung. Da fährt man tagsüber von Hallein aus so leicht nicht hin.

250Das ist die eine Perspektive. Eine andere beschreibt Katharina Sieverding, die schon zum 12. Mal eine Klasse für Fotografie leitet. 1994 war sie das erste Mal in Hallein. „Ich war sehr geschockt“ sagt sie, denn die Saline sei für sie und ihre Studierenden ein anregender, „ein genuiner Ort“. Salz und Fotografie, das habe etwas, passe irgendwie zusammen. Deshalb denkt Katharina Sieverding auch schon laut darüber nach, wie es denn weitergehen könne. Die Festung erscheint ihr nicht als anstrebenswerter Platz für ihre Kurse. Lehen könnte sie sich hingegen gut vorstellen, dort reize auch die Nähe zum Fotohof, mit dem man seit Jahren bestens zusammenarbeitet.

Einen Neid könnte mancher Sommerakademie-Teilnehmer auf der Festung schon bekommen, wenn er sieht, wie großzügig die Kolleginnen und Kollegen in der Saline mit Platz bedacht sind. Mara Mattuschka hält einen Kurs für Porträtmaölerei. Ihre Elevinnen und Eleven haben zwei Riesenräume zur Verfügung, jede Kursteilnehmerin (Frauen sind hier weit in der Überzahl) können großzügigst ihre Leinwände nebeneinander stellen oder hängen.

253Trotzdem: Der wahre Verlierer am Exodus der Sommerakademie dürfte die Stadt Hallein sein: So verliert das Kolpinghaus rund 1600 Nächtigungen. Berechnungen zu „Umwegrentabilität“ der Sommerakademieteilnehmer am Ort gebe es nicht, heißt es. „Eine einzige Katastrophe“, beurteilt der Halleiner Journalist Odo Stierschneider die Lage, „ich verstehe die Stadtgemeinde nicht“. Von dieser Seite sind keine Maßnahmen gesetzt worden, um die Sommerakademie zum Bleiben zu veranlassen.

Hildegund Amanshauser betont die positiven Effekte für die Zukunft: „Wir hatten bisher de facto zwei Sommerakademien.“ Indem man Hallein als Standort aufgebe, sei das also ein guter Schritt zur Konzentration der Sommerakademie. „Um den Standort zu halten, hätte man eine weltweite Werbeoffensive starten und größer werden müssen.“ Da das Land aber voraussichtlich die Subventionen kürzt (bisher gab es von dieser Seite 260.000 Euro) sei der Verzicht auf den Standort Hallein nahe liegend.

Die Bilanz heuer: 21 ein- bis vierwöchige Kurse, 300 Teilnehmer aus 44 Ländern, darunter fast ein Drittel unter 35 Jahre alt. Die 28 öffentlichen Veranstaltungen fanden rund 4.800 Besucherinnen und Besucher.

251Auffallend ist, dass die Zahl der Stipendienbewerber nach oben schnellt (634 waren es heuer, etwas über 400 im Vorjahr). „Ein Ziel ist, mehr Stipendiengeber für Teilnehmer aus Osteuropa aufzutreiben“, sagt Hildegund Amanshauser. Gerade für sie sei eine Fortbildungsmöglichkeit wie die Sommerakademie für Bildende Kunst „enorm wichtig“, weil sie in ihrer Heimat keine adäquaten Bedingungen vorfänden.

Wer geht derzeit noch in Hallein um? "Simsalabumm" heißt der Kurs, und da wird in 3D gezaubert: es geht um dreidimensionale Konzeptkunst. Das ist der Kurs für die Bastler unter den bildenden Künstlern. Die Denker sammeln sich um den Tisch mit Tania Bruguera. "Arte util" heißt ihr Kur. Wofür Kunst gut sein könnte? Da rauchen die Köpfe und die Laptops, und ein Wahlplakat von Strache an der Wand lässt vermuten, dass der Diskurs nicht ohne kritische Polit-Reflexionen vor sich geht.

Am Freitag (30.8.) ab 11 Uhr ist Tag der Offenen Tür bei der Sommerakadmie, sowohl auf der festung als auch in Hallein und im Kiefersteinbruch Fürstenbrunn (jeweils ab 11 Uhr) –  www.summeracademy.at
Bilder: dpk-krie

 

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