Die Botschaft von Licht und Schatten
GALERIE NIKOLAUS RUZICSKA / BRIGITTE KOWANZ
29/03/13 Ihre Glasschrift- und Spiegelkästen auf den Staatsbrückenköpfen erinnern nicht nur an dunkle Zeiten und halten den Passanten einen Spiegel vor. Vor allem setzen sie feine aber keineswegs fragile Akzente an zentraler Stelle im Stadtbild. Brandaktuelle Lichtobjekte der Künstlerin Brigitte Kowanz präsentiert zur Osterzeit die Galerie Nikolaus Ruzicska.
Von Heidemarie Klabacher
Die 1957 in Wien geborene Künstlerin Brigitte Kowanz präsentiert aktuelle Werke aus den Jahren 2012 und 2013, die sie speziell für die Ausstellung in Salzburg geschaffen hat. Kowanz beschreitet mit ihren neuesten Arbeiten neue ästhetische und technische Wege. Auch wenn diese - poetisch wie eh anmutenden - Lichtskulpturen wie so oft bei Kowanz, auf dem „Material“ Sprache/Schrift basieren. Diesmal liegen den Licht-Skulpturen Morsecodes zugrunde, also geometrische Formen, die Licht-Zeichen-Systeme darstellen.
Das lässt sich natürlich nicht so einfach dechiffrieren, übersetzen oder gar lesen. Vielmehr verstärkt das bloße Wissen um die komplexen Strukturen im Hintergrund die Aufmerksamkeit der Betrachter, die sich durch die Spiegelungen immer auch mit sich selbst konfrontiert sehen - und vor allem die soghafte Wirkung der Objekte, die in unendlich viele Tiefenschichten zu führen scheinen. Das gilt natürlich für das Schaffen von Brigitte Kowanz generell, die bereits seit den 1980erjahren mit der Spiegelung von Licht und Raum arbeitet.
Dominiert wird der Ausstellungsraum wird von dem Licht-Wand-Objekt „Morsealphabet“, einer 245 mal 280 großen rauchquarz- oder anthrazitfarbenen Glasbox, aus der „gedrechselte“ Neonröhren herausschlagen wie weiße Flammen. Diese Neonröhren sollen stellen das Morsealphabet mittels binärer Wellencodes darstellen. Wird wohl so sein. Jedenfalls wirken die kreisförmig angelegten Wellen auf die Betrachter wie das Zentrum eines Malstroms, der zum Sich-Versinken-Lassen verlockt.
In der kobaltblauen Glasbox „HOW“ und ihrem roten Pendant „FAR“ mit ihren scheinbar so simplen gebrochenen Kreismotiven legt die Künstlerin nicht wie bisher Neonzeichen vor die spiegelnde Rückwand der Werke, sondern unterlegt diese mit LEDs. Mittels Sandstrahlverfahren wird die Form der Morsecodes freigelegt, sodass das farbige LED-Licht durch die Spiegelfläche scheint und sich zwischen Glasbox und Spiegel illusionistisch ins Unendliche reflektiert.
Bei den vier 80 mal 80 großen Wandobjekten „Inspite“, „Look ahead“, „Transmission“ und „By the way“ setzt die Künstlerin dieselbe LED-Sandstrahltechnik ein, verzichtet aber auf die Reflexion durch die Glasbox. Brigitte Kowanz lässt hier das weiße Licht aus den einfarbig gelb, weiß, blau und orange lackierten Aluminiumplatten in Form der Morsecodes direkt in den Raum strahlen.
Wie war das mit den Morsezeichen und den binären Codes? Mit Licht und Schatten empfindet die Künstlerin die Längen und Kürzen der Morsezeichen nach? Das ist zu simpel. „Die Komplementarität von Licht und Schatten greift in den Werken der Künstlerin formal die Struktur der Morsezeichen auf“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. „Die binären Codes vermitteln sich durch unterschiedlich lange Liniensegmente, die durch die Umsetzung mittels Neonröhren zu Hell-Dunkel-Sequenzen werden.“
Bilder: Galerie Nikolaus Ruzicska